Hexenlicht
Finger tief an ihrem Rücken. Ihr war heiß, und sie fühlte sich schwach vor Verlangen. Gefährlich schwach. Es kostete sie enorme Anstrengung, zu denken. »Warum vertraust du ihm nicht?«
Alessandro blinzelte. »Das würdest du nicht verstehen.«
Und ob ich es verstehe! Das ist eines von diesen Männerdingern: zwei Kater im selben Hinterhof und so.
Sie atmete langsam ein und bemühte sich redlich, der elektrischen Spannung zu widerstehen, die zwischen ihnen knisterte. »Ich bin eine große böse Hexe. Wenn ich mit dem Flanders-Haus fertig geworden bin, kann ich auch ein Abendessen mit dem Detective heil überstehen.«
Und allemal besser, als mit dir allein zu sein
!
Alessandro nickte, und wieder einmal war seine Miene vollkommen verschlossen. Plötzlich drang Krach aus der Küche, wahrscheinlich ein Pürierer. Prompt entspannten sie beide sich, froh über den Lärm, der ihr Gespräch übertönte.
Holly seufzte. »Also, was war das für ein Anruf?«
Alessandros Mundwinkel bogen sich nach unten. »Eine winzige Andeutung einer Spur.«
»Willst du Macmillan nichts davon sagen?«
»Nein, ich denke nicht«, antwortete er achselzuckend. »Der Verdächtige, den wir haben, würde ihn bei lebendigem Leib auffressen, und das meine ich wörtlich.«
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14
O hne ein weiteres Wort ging Alessandro und ließ die erschrockene Holly zurück, der eine Hitzewelle den Körper hinaufkroch und jeden einzelnen Muskel wärmte. Sie drückte sich die flache Hand gegen die Stirn. Ihre Haut kribbelte, und ihre Wangen glühten.
Männer!
Vampire!
Ich schätze, es würde komisch aussehen, wenn ich frage, ob ich vor dem Essen kalt duschen darf.
Zum Glück schien Macmillan viel zu sehr mit seinen kulinarischen Ambitionen befasst, als dass er bemerkte, wie abgelenkt sie war.
Sein Esszimmer war strenger und eleganter eingerichtet als der Rest der Wohnung. Offenbar war ihm dieser Raum wichtiger. Der Teppich hatte ein graues und pflaumenblaues afghanisches Muster, und über dem Tisch hing ein moderner zinngrauer Designerkronleuchter. Tisch und Stühle waren schwarz. Im Kontrast dazu wirkte der Salat geradezu verblüffend grün.
Sie begannen mit einer Meeresfrüchte-Cremesuppe, danach servierte Macmillan Lamm-Medaillons in Rosmarinsauce mit Erbsen und Couscous. Nach der Hälfte des Hauptgerichts war Holly bereits mehr als satt, aber es war viel zu gut, um aufzuhören. Sollte Macmillan irgendwann die Polizei verlassen wollen, blühte ihm eine große Zukunft als Koch.
Beide aßen mit solchem Appetit, dass sie sich zunächst kaum unterhielten. »Ich verstehe diese Vampire nicht«, brach Holly schließlich das Schweigen.
»Wer tut das schon?«, entgegnete Macmillan achselzuckend. Nun, da sie allein waren, wirkte er deutlich entkrampfter. »Ihr Freund kreuzt vor meiner Tür auf und weigert sich, wieder zu gehen. Und das, nachdem ich zwei Tage lang vergeblich hinter ihm hertelefoniert habe. Dann liefert er mir phantastische Informationen zu dem Fall, und im nächsten Moment schwirrt er sang- und klanglos ab. Es fällt mir schwer, mich nicht zu fragen, was zur Hölle er vorhat.«
Seine Interessen schützen.
»Ich glaube, er wurde weggerufen.«
»Wahrscheinlich von dieser Königin. Soweit ich gehört habe, ist er ihr hiesiger Mann für alles.«
»Er spricht nie über sie.«
»Wundert mich nicht. Omara ist eine Nummer für sich, ungefähr so groß wie ein Salzstreuer und herrscht über ein Drittel aller Vampire auf dem Kontinent. Ich habe sie gesehen, als sie bei meinem obersten Boss in der Zentrale vorbeikam. Auf jeden Fall versteht sie etwas von Behördenpolitik und davon, sich bei den richtigen Leuten beliebt zu machen. Erwischt man sie allerdings in einem unachtsamen Moment, sagt ihr Blick eindeutig, dass wir für sie nichts als Gewürm sind.«
»Für Vampire dreht sich alles um Jagd und Territorien. Der passendere Vergleich wäre also eher Vieh, nicht Gewürm.«
Macmillan lachte, und das Licht schimmerte auf seinem dunklen welligen Haar. »Stimmt, das habe ich auch schon mitbekommen. Nachdem ich ein paar Fälle im Zusammenhang mit Übernatürlichem bearbeitet habe, halte ich es nicht mehr für selbstverständlich, dass ich einmal alt werde.«
Holly aß genüsslich noch einen Bissen von ihrem Lamm. »Apropos zu jemandes Abendessen werden – und ich weiß, das klingt nach einem Klischee, aber einen Mann, der so exzellent kocht, trifft man selten.«
»Ich mag Essen, und ich koche für mein Leben gern. Leider fehlt mir oft die Zeit
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