Hexenlicht
dafür.«
»Wo haben Sie das gelernt?«
»Meine Mutter war eine miserable Köchin. Es war reiner Selbsterhaltungstrieb, der mich auf die Idee brachte.« Sein flüchtiges Lächeln verharrte ein wenig länger in seinem Blick als auf seinen Lippen. »Sie hat bei einem Bauunternehmen gearbeitet. Diese Wohnung war früher ihre.«
»Haben Sie Geschwister?«
»Nein. Mein Dad starb kurz nach meiner Geburt. Aber ich habe jede Menge Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen. Ich glaube, ich bin mit der halben Stadt verwandt, zumindest mit der schottischen Hälfte.«
Er legte seine Gabel ab, und eine kaum merkliche Veränderung seiner Haltung verriet Holly, dass seine Stimmung sich wandelte. »Ich bin froh, dass Sie hergekommen sind, denn ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen. Den Fall durchzugehen, war super und wirklich sehr hilfreich, aber da ist noch etwas, das ich Sie fragen möchte.«
»Das Persönliche.« Hollys Sinne gingen in Alarmbereitschaft.
»Ja«, sagte er, lehnte sich zurück und blickte zum Fenster. »Mir ist gestern Abend etwas echt Abgedrehtes passiert. Und bedenkt man, was momentan in der Stadt los ist, will das einiges heißen.«
Nun legte auch Holly ihr Besteck ab. »Also, Detective, was kann abgedrehter sein als Mörderschleim?«
Habe ich das gerade gesagt
?
»Nennen Sie mich Mac.« Er stand auf und brachte die Teller in die Küche. Anscheinend brauchte er eine Pause, ehe er fortfuhr. Einen Moment später kehrte er mit Parfait-Gläsern zurück, gefüllt mit Schokoladenmousse. Mit einer Bewegung wie Michelangelo, der seinen
David
enthüllte, stellte er ihr eines der Gläser hin.
»Oh, mein Gott!«, war alles, was sie herausbrachte.
Die Mousse bestand aus drei Schichten unterschiedlicher Schokolade unter einer Haube aus geschmolzenem Toffee, garniert mit Minzeblättern. Dazu reichte er ihr einen langstieligen Löffel. »Das ist mein Angeber-Dessert, also guten Appetit!«
»Es sieht göttlich aus.« Holly fühlte sich zwar schon wie aufgeblasen, aber sie würde diese Köstlichkeit ganz bestimmt aufessen. »Wie kommt es, dass du noch nicht verheiratet oder vierhundert Pfund schwer bist?«
»Ich esse selten so wie heute Abend«, antwortete er. »Und ich habe ein paar ernste Charakterschwächen.«
Holly nahm einen Löffel und stöhnte genüsslich, als ihr die Schokolade auf der Zunge zerging. Mit unverhohlener Freude beobachtete Mac sie.
»Wie ernst sind diese Charakterschwächen?«
Er senkte den Blick, so dass seine langen schwarzen Wimpern zur Geltung kamen. »Ich mag Handschellen.«
»Aha?« Holly nahm noch einen Löffel von ihrem Parfait. Ihr fiel ein, dass
parfait
das französische Wort für
perfekt
war. »Plüschbezogen oder aus kaltem Stahl?«
»Das ist verhandelbar.« Diesmal zeigte er starke, ein klein wenig schiefe Zähne, als er lächelte.
»Entschuldige!«, sagte sie und ruderte im Geiste zurück. »Schokolade versetzt mich immer in Flirtlaune. Du wolltest mir von der abgedrehten Sache erzählen.«
Schlagartig wurde er sehr ernst und lehnte sich zurück. »Ich musste heute zu Hause bleiben, weil mich irgendetwas erwischt hatte.«
Holly legte ihren Löffel hin. Die Geschichte mit der Krankheit hatte sie ihm gar nicht geglaubt. »Ja?«
Wieder wandte er sein Gesicht ab. »Vielleicht war es eine Lebensmittelvergiftung, keine Ahnung. Gestern ging ich nach dem Abendessen ins Büro zurück. Dort hatte ich einen dämlichen Streit mit meinem Vorgesetzten, und auf einmal war ich todkrank.«
»Wieso, weißt du nicht?«
»Na ja, als ich essen war, traf ich eine scharfe Frau. Ihr Name war Jenny.«
Holly zog die Brauen hoch. »Und das ist ein Problem?«
»Sie hat mich geküsst.«
»Juhuu!«, murmelte Holly matt.
Definitiv kein Thema für eine Dinner-Verabredung.
Macmillan schaute sie an. »Ich glaube, sie hat irgendwas mit mir gemacht. Es fühlte sich komisch an.
Sie
fühlte sich komisch an, und mir ging es hinterher komisch.«
»Kannst du dieses Komisch genauer beschreiben?«
»Wütend. Leer. Mir war schlecht. Ungefähr so, als wären all meine Ersparnisse mit einem Schlag weg und ich obendrein mit Gift vollgepumpt worden. Ich glaube nicht, dass das etwas Normales war, also, im Sinne von wissenschaftlich nachweisbar. Es war schlimmer – eher böse Magie.«
»Aber jetzt geht es dir gut?«
»Ja, seit heute Mittag erhole ich mich wieder.« Er zuckte mit den Schultern. »Die einzige Nachwirkung ist, dass ich die ganze Zeit Hunger habe. Nein, ich fühle mich total ausgehungert.
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