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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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hören?«, fragte sie über ihn gebeugt.
    Von der fauligen Energie, die er ausstrahlte, wurde ihr fast schlecht. Als sie sich wieder aufrichtete, stieß er einen Laut aus, der halb Grunzen, halb Stöhnen war. Wenigstens etwas. Holly griff nach dem Telefon neben dem Bett und wählte den Notruf.
    »Ich brauche sofort einen Krankenwagen!«, rief sie.
    Der Plastikhörer drohte ihr aus der Hand zu rutschen, so dass sie ihn fest umklammern musste. Die Frau am anderen Ende sagte etwas, aber Holly starrte nur auf Mac und nagte an ihrer Unterlippe.
    »Wie lautet Ihre Adresse?«, wiederholte die Stimme streng.
    Holly stammelte eine Antwort, musste allerdings überlegen, ehe ihr die Apartmentnummer wieder einfiel. Nein, sie wusste nicht, was mit Mac los war. Ja, sie würde den Sanitätern aufmachen.
    Sie war panisch. Das lag an der entsetzlichen, widerlichen Energie, die teerschwarz und zäh war und sich auf Hollys Zunge legte. Verwesung. Zerfall. Verzweiflung. Es war weniger ein Geruch als eine Aura von Schrecken. Eine graue Welle rauschte durch Hollys Sichtfeld.
    Sie ließ das Telefon fallen.
Mir wird übel.
    Fenster. Schwer zu öffnen. Ihre Finger rutschten auf dem Riegel ab.
    Aus dem Hörer kam das blecherne Murmeln der Frau in der Notrufzentrale.
    Ein Schwall kalter Luft wehte ins Zimmer. Holly lehnte sich an die Fensterkante, das Gesicht so weit vorgestreckt, dass ihr Mund beinahe das Fliegengitter berührte. Der Wind schien unbeschreiblich süß, die Luft im Zimmer unbeschreiblich faulig.
    »Oh Gott!«
    Holly drehte sich zu der belegten, rasselnden Stimme um. Die frische Luft musste auch Macmillan wiederbelebt haben. Er versuchte, sich aufzusetzen, zitterte aber so sehr, dass das ganze Bett mit vibrierte. Mit riesigen Augen sah er zu Holly. »Was passiert mit mir?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Ihre Augen begannen zu brennen.
Ich habe ihn im Stich gelassen. Ich müsste ihm helfen können, aber wie?
Tränen kullerten ihr über die Wangen.
    »Du hast gesagt, ich bin okay.« Es hörte sich wie ein herzzerreißender Hilferuf an.
    »Ich konnte nichts finden – ehrlich! So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Nein.« Inzwischen lag er auf der Seite, die Beine weit an seine Brust gezogen. Er atmete stoßartig, als strengte jeder Atemzug ihn so an, dass er würgen musste. »Nein, das darf nicht wahr sein.
Oh Gott, es tut weh!
«
    Nun kniff er die Augen zu und sagte nichts mehr. Gleich darauf öffnete er den Mund, als wollte er schreien, während ihm Schweiß über die Wangen rann, der das Kissen durchnässte. Sein Körper strahlte schubweise verzerrte Energie aus, als wäre seine Seele phasenverschoben.
    Holly schluckte gegen ihre Übelkeit an, riss sich um Macs willen zusammen und kniete sich neben das Bett. »Der Notarztwagen ist unterwegs. Sie werden dir helfen. Alles wird wieder gut!«
Sie werden keinen Schimmer haben, was sie tun sollen, aber vielleicht halten sie ihn so lange am Leben, bis ich eine Lösung gefunden habe
.
    »Verlass mich nicht!«, flehte er und drückte ihre Hand schmerzhaft fest.
    »Nein, ich bleibe bei dir«, versprach sie.
    »Holly, ich verliere mich!«

[home]
15
    V erdammt, Pierce, du hast ihn umgebracht!« Alessandro verschränkte seine Arme und blickte angewidert auf den Fehlwandler hinab. Angewidert von Pierces Versagen bei der Befragung und von dem öligen Flecken, den die tote Kreatur auf dem Teppich hinterlassen hatte.
    »Das war ein Unfall!«, verteidigte Pierce sich.
    Omara stand ein Stück entfernt und sah aus wie eine verärgerte Lehrerin. Sie trug noch den Hosenanzug von vorhin, in dem sie Alessandro an eine fleischfressende Emma Peel erinnerte. Sie befanden sich in einem der Konferenzräume des Hotels. Das Mahagonimobiliar war an eine Wand gerückt, und zwei von Omaras Sicherheitsvampiren hielten an der Flügeltür Wache.
    »Du hättest auf mich warten können«, knurrte Alessandro Pierce an. »Verhöre sind mein Job, und ich weiß, wie man sie richtig führt.«
    »Immer darfst du die Gefangenen befragen!«
    »Offenbar bin ich besser darin.«
    Jetzt mischte Omara sich ein. »Jungs, ich bin ja froh, dass ihr beide das Kind in euch bewahrt habt, aber das reicht jetzt an kindischem Gebaren!«
    Ihre Zurechtweisung trug nicht unbedingt zur Entspannung der Atmosphäre bei.
Wieso hat sie zugelassen, dass Pierce diese Sache versaut? Als ich wegging, war sie wütend auf ihn, weil er sich in der Öffentlichkeit an einer Menschenfrau genährt hat. Und gleich danach darf er

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