Hexenlicht
ihr dienen? Lässt sie ihn meinen Job übernehmen?
Alessandro wandte sich wieder an Pierce. »Der Fehlwandler war unsere beste Spur, und jetzt ist er tot. Hast du ihn ermordet, um mögliche Hinweise auf dich zu verschleiern?«
»Was?!«
Entgeistert starrte Pierce ihn an. »Denkst du etwa, ich stecke mit den Fehlwandlern unter einer Decke? Wieso sollte ich?«
Omara betrachtete ihre Ringe und neigte die Hände hin und her, damit die Steine im Kronleuchterschein aufblitzten. Die Zankerei der beiden schien ihr zu gefallen. Kein Wunder, denn dadurch wurde ihre Machtstellung nur bestätigt. »Alessandro ist wild entschlossen, das Übelste von dir zu denken. Das kommt eben dabei heraus, wenn man sich jahrhundertelang schlecht benimmt, Süßer! Da bilden andere sich ein Urteil.« Sie schnippte mit den Fingern, worauf beide Sicherheitsleute aufmerkten. »Wir sind hier fertig. Sagt dem Concierge, dass sie den Teppich reinigen sollten!«
Alessandro fluchte in altem, blumigem Italienisch. Er hatte Holly für nichts und wieder nichts allein bei Macmillan zurückgelassen. In diesem Moment genoss sie das Abendessen mit ihm und freundete sich wahrscheinlich auf eine Weise mit dem Detective an, wie es ihm selbst und ihr nie vergönnt war. Macmillan stach ihn in vielerlei Hinsicht aus.
Doch Alessandro verdrängte diesen Gedanken und konzentrierte sich wieder auf den Schlamassel hier.
»Wo hast du den Fehlwandler gefunden?«, fragte er.
»Im Waschcenter der Uni«, antwortete Pierce. »Einer von den Werwölfen war so höflich, mich anzurufen und mir zu erzählen, dass er ihn gesehen hatte.«
Alessandro runzelte die Stirn. »Der Fehlwandler hat Wäsche gewaschen?«
»Nein, aber er fraß jemanden, der gerade Wäsche wusch. Die Werwölfe haben ihn von dem Studenten weggezerrt und festgehalten, bis wir kamen. Bis dahin war der Fehlwandler ziemlich … ähm … eingeschüchtert. Ich glaube, die Werwölfe haben sich ein bisschen zu heftig mit ihm vergnügt.«
Entzückend!
»Konntest du ihm noch irgendwelche nützlichen Informationen entlocken, ehe du ihn zu Matsch gemacht hast?«
Pierce zuckte mit den Schultern. »Er hatte zu viel Schiss, um etwas zu sagen.«
Am liebsten hätte Alessandro seinen – oder Pierces – Kopf gegen die Wand gerammt.
»Wir sind Vampire!
Wir jagen Gefangenen Angst ein.
Wir!
«
Pierce kniff die Augen ein wenig zusammen. »Der Meister, dem er gedient hat, muss ihm mehr Angst gemacht haben.«
Der Dämon.
Dämonen waren die einzigen Kreaturen, die noch gefürchteter waren als Vampire. Obwohl sie den Verdächtigen verloren hatten, empfand Alessandro eine gewisse Befriedigung. Anscheinend lag er mit seiner Theorie richtig.
»Der Fehlwandler hieß Arnault«, schaltete Omara sich ein. »Und es sind noch weitere von seiner Art in Fairview. Das war alles, was wir erfahren haben.«
»Wo stecken diese anderen?«, wollte Alessandro wissen. »Die Polizei hat nach ihnen gesucht und wir ebenfalls, aber wir konnten keine finden.«
»Dann gibt es offensichtlich Verstecke, die wir übersehen haben«, entgegnete die Königin gelassen.
Ich hätte mitsuchen müssen!
, dachte Alessandro, aber er hatte auf Holly aufgepasst. Wegen der Dämonenmaus. Und er konnte nicht überall gleichzeitig sein.
Dann sah er wieder zu dem Flecken auf dem Boden, wo der Fehlwandler geschmolzen war.
Ich hätte ihn verhören müssen!
Frust nagte an ihm. Er musste härter arbeiten – und schneller.
In diesem Moment gingen die Doppeltüren auf, und der Hausmeister kam mit seinem Reinigungswagen herein, gefolgt von Omaras Sicherheitsleuten. Einer der Vampire trug einen Industriestaubsauger.
»Das wäre dann alles für heute Abend, meine Herren«, sagte Omara zu ihren beiden Wachmännern. »Wenn das hier erledigt ist, habt ihr den Rest der Nacht frei.« Sie drehte sich zu Pierce um. »Du kannst auch gehen. Ich würde sagen, für eine Nacht hast du genug Schaden angerichtet.«
Der letzte Satz klang klirrend eisig. Pierces Augen glühten, und er schwankte sichtlich zwischen Wut und Scham.
Ungerührt legte Omara eine Hand auf Alessandros Arm. »Lass uns nach oben gehen.«
Sie schritt vor ihm her aus dem Raum und quer durch die Hotellobby zu den Fahrstühlen. Pierce blieb allein neben dem Flecken stehen.
»Hat der Fehlwandler verraten, wie viele andere es gibt?«, fragte Alessandro.
Irgendetwas Brauchbares mussten sie doch aus ihm herausgeholt haben! Omara war schließlich die Königin und wusste, wie man solche Verhöre
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