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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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getäuscht
haben.«
    Arved zuckte entschuldigend die Schultern. »Leider nicht. Ich
habe einen Zeugen: den Bestatter. Wir haben den Sarg gemeinsam
geöffnet.«
    »Das kann nicht sein!«, ereiferte sich Magdalena.
»Das glaube ich nicht.«
    »Es tut mir so Leid. Ich hätte es dir wohl nicht sagen
sollen. Aber es hätte mich sehr belastet, dich in Unwissenheit
ziehen zu lassen.«
    Magdalena schaute verzweifelt in die Runde. »Aber jetzt
bringst du mich noch mehr durcheinander. Was soll das denn bedeuten?
Ein leerer Sarg? Ich kann nicht nach Italien fahren, bevor ich nicht
weiß, was da passiert ist.« Alle sahen sie bedrückt
an. Plötzlich hellte sich Magdalenas Gesicht auf. »Ich
weiß, was ich tun werde. Ich verlange eine Exhumierung!«
Sie sprang auf und lief aus der Gastwirtschaft.

 
34. Kapitel
     
     
    Es geschah in der Nacht. Ein großes Zelt war um die Stelle
aufgebaut und starke Lampen erhellten das Innere. Es hatte zwei
Wochen gedauert, bis Magdalena Meisen die Genehmigung zur Exhumierung
erhalten hatte; Arved hatte zu Protokoll geben müssen, was er
damals gesehen hatte, und auch der Bestatter war zu einer Aussage
gezwungen worden, was ihm sehr unangenehm war. Es hatte von Seiten
des Friedhofsamtes Vorwürfe gehagelt, warum die Sache erst jetzt
ans Licht komme. Man drohte mit Verfahren, doch Arved konnte den
wahren Grund nicht angeben – er kannte den wahren Grund ja
selbst nicht. Oder besser: Er wollte ihn nicht kennen.
    Jetzt standen Magdalena Meisen, Arved und ein Abgesandter des
Amtes vor dem ausgehobenen Grab des Jürgen Meisen, und zwei
Arbeiter mühten sich ab, den Sarg mit einer Winde hochzuziehen.
Und noch jemand war anwesend: Jochen W. Martin, der Journalist aus
Houverath. Lioba hatte erfahren, dass der Trierische Volksfreund einen Reporter schicken wollte, und Martin hatte es als freier
Journalist mit besten Kontakten geschafft, sich selbst als den
passenden Mann zu verkaufen, damit nur das an die Öffentlichkeit
drang, was die Beteiligten zuließen. Er hatte sich zuvor mit
Arved getroffen, ihm sein Beileid zum Tod seines Freundes Thomas
Hieronimi ausgesprochen und beiläufig erwähnt, dass er
durch die Aushebung des Satanistenzirkels zu einer brisanten Story
gekommen sei, die er bald zu veröffentlichen gedenke.
    Der Sarg schwankte in den Seilen. Martin stieß Arved sanft
an und meinte: »Eine wilde Sache, das Ganze. Sie tut mir
Leid.« Er zeigte auf Magdalena, die ganz in Schwarz gekleidet
hinter dem Beamten stand und andauernd die Hände zu Fäusten
ballte und wieder öffnete. Sie hatte den ganzen Abend mit
niemandem geredet, dafür umso mehr an ihren ehemals gut
manikürten Fingernägeln gekaut. Zuerst war sie Arved sehr
böse gewesen, was ihn äußerst geschmerzt hatte, doch
inzwischen hatte sie nur noch Augen für den Sarg.
    Erde fiel von ihm ab und prasselte unter dumpfen Geräuschen
zurück in das offene Grab.
    »Was werden Sie schreiben, wenn der Sarg leer ist?«,
fragte Arved.
    Jochen Martin zuckte die Achseln. »Etwas von Verwechslung und
so weiter. Ohne natürlich einen Schuldigen zu benennen. Auch
wenn ich zugeben muss, dass die ganze Sache mehr als merkwürdig
ist. Da ist doch eine Riesensauerei passiert. Am liebsten wäre
es mir, wenn der Tote ganz einfach im Sarg liegt, wie es sich
gehört«, flüsterte er.
    Arved bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick. »Ich habe mit
eigenen Augen gesehen, dass der Sarg leer war.«
    Die Arbeiter schwenkten den Sarg auf das Nebengrab, das zuvor
abgedeckt worden war, und setzten ihn sanft ab. Dann holten sie ihr
Werkzeug und machten sich daran, den Eichensarg, der noch keinerlei
Spuren von Zerfall zeigte, aufzubrechen.
    Es war ein hartes Stück Arbeit, doch schließlich gab
der Deckel nach. Sie schoben ihn im Schein der Lampen unter dem Zelt
zur Seite.
    Magdalena schaute sich um und suchte Blickkontakt mit Arved. Ihre
Wut schien verflogen zu sein. Arved trat hinter sie und legte ihr den
Arm um die Schulter. Er spürte, wie steif sie unter ihrem
schwarzen Kostüm war.
    »Hätte ich das doch bloß nicht getan«,
schluchzte sie. Ihre Schultern bebten. »Es tut so weh. Ich habe
Angst vor dem, was ich gleich sehen werde, was es auch sein
mag.«
    »Ich hätte nichts davon sagen sollen«, gestand
Arved zerknirscht. »Aber ich hatte geglaubt, dass du ein Anrecht
auf die Wahrheit hast.«
    Sie drehte den Kopf und schaute ihn an. »Das habe ich auch.
Es war richtig. Ich will alles wissen, was es zu wissen gibt«,
sagte die mit gedämpfter Stimme.

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