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Hexenopfer

Titel: Hexenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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Jims dunklem Blick.
    »Nein, nein, er weiß es nicht. Er vermutet es bloß.« Reba kam wieder ins Wohnzimmer und huschte zum Sofa. Sie setzte sich neben Laura und warf Jim einen vernichtenden Blick zu.
    »Verdammt, Reba, das Mädchen kann ebenso gut die Wahrheit erfahren. Sie wird es bald genug herausfinden.«
    »Halt den Mund, Jim«, fuhr Reba ihn kreischend an.
    »Was – was soll ich nicht wissen? Gibt es eine andere Frau?«
    »Ja!«, sagte Jim.
    »Nein!«, trompetete Reba gleichzeitig.
    Jim hatte Mitleid mit Laura. Das Mädchen war so jung, wahrscheinlich nicht älter als zweiundzwanzig, und anscheinend bis über beide Ohren in Jamie verliebt. Das waren sie natürlich alle, jede arme Närrin, die Jamie je gebeten hatte, ihn zu heiraten. Die meisten Frauen erlagen ohne Weiteres Jamies Anziehungskraft, sogar Jazzy Talbot. Das war eine klasse Frau! Zu schade, dass sie keinen geeigneten Stammbaum vorzuweisen hatte. Wäre das der Fall, würde Reba sie vielleicht gutheißen. Wenn überhaupt eine Frau Jamie vor den Altar bekäme, dann Jazzy.
    »Jamie hat ein paar gute Freunde hier in Cherokee County«, sagte Jim. »Besonders einen. Und diesem Freund stattet er für gewöhnlich sofort einen Besuch ab, wenn er mal nach Hause kommt. Da ist er jetzt wahrscheinlich.«
    »Ist dieser Freund weiblich?«, fragte Laura im Flüsterton.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Reba. »Das ist nur ein alter Kumpel von der Highschool. Die Jungs haben zusammen Football gespielt.«
    Widerwillig grunzend verdrehte Jim die Augen. Sollte Reba doch für den Jungen lügen, er würde es nicht tun. »Ihr Mädels könnt so lange aufbleiben, wie ihr wollt. Ich gehe zu Bett.«
    »Jim, ruf bitte Jamies Freund an und vergewissere dich, dass er dort ist und außer Gefahr.« Reba schaute ihn flehend an. »Womöglich ist er mit dem Wagen liegen gebliegen oder …«
    »Ihr beide geht jetzt rauf und macht euch bettfertig«, sagte Jim. »Ich werde Jaz … Jay anrufen und fragen, ob Jamie bei ihm ist.«
    »Komm, Liebes.« Reba stand auf und wartete, bis Laura sich auch erhob, hakte sich dann bei der jüngeren Frau unter und führte sie aus dem Wohnzimmer in die Diele und zur geschwungenen Treppe.
    Als die beiden Frauen den Treppenabsatz erreicht hatten, schlenderte Jim in sein Arbeitszimmer. Er knipste die Lampe auf seinem Schreibtisch aus massivem Eichenholz an, setzte sich auf den ledernen Drehstuhl und blätterte durch seinen Rolodex. Beim letzten Mal, als Jamie wieder einmal nach längerer Abwesenheit nach Hause gekommen war, hatte sich Jim geschworen, den Jungen nicht mehr im Auge zu behalten. Er hatte alles getan, was er konnte, um den Jungen zu zügeln, einen Mann aus ihm zu machen, aber alles vergebens. So ungern Jim es zugab, Jamie war als Mensch ein absoluter Versager. Jim gab sich und Reba die Schuld. Sie hatten ihn nach Strich und Faden verwöhnt. Hatten ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Aber nichts war genug gewesen; nichts hatte ihn über längere Zeit zufriedengestellt.
    Das Einzige, was Jamie je haben wollte, sie ihm aber nicht erlaubt hatten, war ein Leben mit Jazzy Talbot gewesen. Mit zwanzig hatte er das Mädchen heiraten wollen, doch Reba hatte allein bei dem Gedanken einen hysterischen Anfall nach dem anderen bekommen.
    »Sie ist nichts weiter als eine kleine Hure aus dem weißen Abschaum«, hatte Reba gesagt. »Und ihre Tante ist völlig übergeschnappt.«
    Jim machte sich nichts vor. Hätten sie Jamie erlaubt, Jazzy zu heiraten, wäre alles vielleicht anders geworden. Die Ehe hätte nicht gehalten. In Jamies Leben war nichts von Dauer. Er wollte Vielfalt, Aufregung und Herausforderungen. Am meisten aber wollte er das haben, was er nicht haben konnte. Deshalb begehrte er Jazzy noch immer. Er hatte das arme Mädel mehr als einmal durch die Hölle geschleift.
    Jim hob den Hörer vom Telefon auf seinem Schreibtisch, wählte die Nummer und wartete.
    Nach dem fünften Klingeln meldete sie sich mit verschlafener Stimme. »Ja?«
    »Jazzy, Jim Upton hier.«
    »Was wollen Sie?«
    »Reba macht sich Sorgen, weil Jamie seine Begrüßungsparty verlassen hat und noch nicht wieder hier ist. Ist er vielleicht bei Ihnen?«
    Jazzy lachte. »Ich vermute, die neue Verlobte ist nicht im selben Raum wie Sie.«
    »Nein, sie und Reba sind schon zu Bett gegangen.«
    »Jamie ist nicht hier.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo er sein könnte?«
    »Kann sein.«
    »Würden Sie es mir bitte sagen?«
    Jazzy seufzte. »Er kam in Jazzy’s Joint, um mich zu sehen.

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