Hexenopfer
Pick-up nicht zu rammen.
»Was ist los? Ist alles in Ordnung?« Dallas legte ihr die Hand auf die Schulter.
»Spürst du etwas?«, fragte Jacob.
»Er ist irgendwo in der Nähe.«
»Misty und der Mörder?«, fragte Dallas.
Genny nickte.
Jacob warf einen Blick durch die Windschutzscheibe auf die Umgebung. »Das ist das andere Ende des Countys, in dem ich aufgewachsen bin, und ich kenne mich nicht so gut aus, daher weiß ich nicht, ob es hier eine verlassene Scheune gibt. Genny, kannst du uns sagen, ob sie noch in einer Scheune sind?«
Genny blieb die Luft weg, als sie einen schwachen Schimmer am östlichen Horizont bemerkte. Die Morgendämmerung schritt rasch voran. »Ich weiß es nicht, ich kann nichts sehen.« Genny packte Jacobs Arm. »Finde sie. Finde sie jetzt, sonst ist es zu spät.«
Erneut versammelte sich die gesamte Mannschaft an Jacobs Pick-up, aber diesmal bestand Genny darauf, sie zu begleiten. Dallas stützte sie mit dem Arm um ihre Taille.
»Weiß jemand, ob es hier irgendwo eine Scheune gibt?«, fragte Jacob.
Zunächst reagierte niemand, denn sagte Jess Whitaker, ein Polizist aus Cherokee Pointe, schließlich: »Früher bin ich in dieser Gegend mit meinen Brüdern auf die Jagd gegangen und meine mich zu erinnern, dass es da eine uralte Scheune gab, die schon vor zwanzig Jahren auseinanderfiel. Ich weiß aber nicht mehr genau, wo sie ist.«
»Okay. Sally, es ist an der Zeit, Peter und Paul loszulassen und zu sehen, ob sie Mistys Witterung aufnehmen können.«
Sally zog Mistys Bluse aus dem Beutel, den Jacob ihr vorher gegeben hatte. Sie ließ die Bluthunde daran schnuppern und gab sie dann frei.
»Wir folgen den Hunden«, sagte Jacob. »Ihr anderen schwärmt aus und sucht nach der verdammten Scheune.«
Genny versuchte mitzuhalten, aber sie konnte einfach nicht. Völlig erschöpft blieb sie stehen und lehnte sich an Dallas.
»Geht ihr ohne uns weiter«, rief er Jacob und Sally nach, die ihnen schon ein gutes Stück voraus waren und Peter und Paul folgten. »Ich kümmere mich um Genny.«
»Die Hunde haben Mistys Witterung aufgenommen, nicht wahr?«, fragte sie.
»Ja, schon möglich.«
Sie warf einen Blick nach Osten. Das erste zaghafte Tageslicht färbte den dunklen Himmel. »Oh, Dallas. Die Morgendämmerung ist da.« Sie lehnte sich fester an ihn, brauchte seinen Trost, suchte seine Stärke.
In der Ferne hörte sie Sallys Hunde aufheulen. Traurige Schreie, die ihr kalte Schauer über den Rücken jagten. Dann hallte das Geräusch schlagender Wagentüren und lauter Stimmen – zahlreicher Stimmen – über die offenen Felder. Wie aus dem Nichts tauchte eine Gruppe Männer auf, marschierte die Straße hinauf, und ihre Laternen und Taschenlampen beleuchteten die Gegend wie Glühwürmchen in einer warmen Sommernacht.
Genny war klar, dass diese Männer aus ihren abgestellten Autos auf sie zukamen. Im Morgengrauen und auf die Entfernung konnte sie keine Gesichter erkennen. »Was ist los? Wer sind diese Leute?«
»Keine Ahnung, aber keiner von denen trägt eine Uniform.«
Als die Gruppe lärmender Männer näher kam, erkannte Genny sofort den Anführer der Bande – Jerry Lee Todd. Er schrie so laut, dass er noch im nächsten County zu hören war.
»Da sind sie!« Jerry Lee fing an zu rennen, direkt auf Genny und Dallas zu. »Wir sind am richtigen Ort. Jacob muss hier irgendwo sein.«
»Verdammt!« Dallas stieß ein paar leise Flüche aus. »Sieht aus wie ein Lynchmob. Wer ist der Vollidiot, der sie anführt?«
»Dieser Vollidiot ist unser geliebter Bürgermeister Jerry Lee Todd. Seine Frau Cindy Todd war das zweite Opfer.«
»Dann kann er nicht geradeaus denken«, sagte Dallas. »Er ist wahrscheinlich halb von Sinnen. Und eines ist sicher – er hat nicht die leiseste Ahnung, dass er mit dem, was er macht, Jacobs Chancen aufs Spiel setzen könnte, den Mörder zu ergreifen.«
Bevor Genny antworten konnte, war Jerry Lee bei ihnen, und seine Bürgerwehr blieb nur ein paar Schritte hinter ihm stehen.
Jerry Lee blickte von Genny zu Dallas. »Als ich das von Misty hörte, habe ich eine Gruppe Ortsansässiger zusammengestellt, um bei der Suche zu helfen. Ist Jacob hier? Habt ihr Misty gefunden?«
»Wie sind Sie um die Straßensperren herumgekommen?«, wollte Dallas wissen.
»Ich bin der Bürgermeister von Cherokee Pointe«, antwortete Jerry Lee, als würde diese Erklärung ausreichen.
»Bringen Sie diese Männer zum Schweigen«, sagte Dallas. »Wenn Sie für diesen Haufen
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