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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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Arbeit fördern, wenn nicht ebenso Takt und Puls das Werk bewachen. Nur der sogenannte Teufel kennt weder Maß, Takt, noch Melodie; er hat das Maul bloß zum Sprechen, darum ist er so unglücklich, und kann, wie er sich auch anstellt, so wenig ausrichten.
    Ihr sprecht so vertraut von ihm, sagte Friedrich, als wenn Ihr ihn persönlich kenntet.
    Kenne ich den miserablen Knirps denn nicht etwa persönlich? rief der Alte im halben Rausche; so viel, wie man ein solches klägliches Unwesen, das keine Person hat, kann persönlich kennen lernen. Da draußen im Walde hält der Armselige manchmal seinen Sabbat, und da bin ich neulich hinausgelaufen, um ihm meine Aufwartung zu machen und ihm meine ganze Verachtung und Geringschätzung zu zeigen. Er saß auf drei uralten Kröten, das sollte seinen Thron vorstellen, auf dem Kopf hockte als Krone eine Fledermaus, sein Mantel bestand aus Spinnenweben, und eine Schere eines großen Hummers sollte das Szepter bedeuten. Blähte sich das dumme Vieh nicht, als wenn er Monarch des Erdbodens wäre! Frösche, Unken, Molche, Spinnen, manches Geziefer kniete und kroch vor seinem Throne. Auf Besenstielen, in Backtrögen ritten und fuhren ein Dutzend alte, runzlichte Weiber, um ihn zu verehren, herbei, die Luft verfinsterte sich, indem sie kamen. Die Abgeschmackten konnten die Herrlichkeit der Natur und Schöpfung nicht mehr sehen und fühlen; sie hatten die heilige Anbetung, das süße Grauen vor dem Vater und Schöpfer der Welt auf immer verloren, sie empfanden nichts beim Kirchengesang, beim Ton der Nachtigall, bei Gedicht und Musik, und waren nur für das Abgeschmackte, Aberwitzige begeistert, weil der Mensch irgend etwas verehren muß; ihre Tollheit trug sie durch die Lüfte, um hier anzubeten, und dem Kläglichen einen Harem durch ihre Buhlschaft zu bilden. Der Kerl wurde dann auf seinen Kröten auch immer aufgeblasener, und lächelte die Unholdinnen, in seiner Manier, recht freundlich an. Kleine buckliche Pygmäen von bösen Geistern schwirrten und tanzten in der Luft, ein Igel spielte auf der Trommel, eine Heuschrecke auf dem Hackebrett, aber alles ohne Takt. Der Mond sah kläglich und mit schiefem, verhöhnendem Gesicht auf das Gesindel, und ich stand in der Ferne unter einem Baum, um die ganze Hofhaltung aufzuzeichnen.
    Ganz recht, sagte Friedrich, das ist das berüchtigte Gemälde, welches Ihr schon vor Jahren zustande gebracht habt, und das Euch von manchem Kunstfreunde viel bittern Tadel zuzog. Man meinte, der Gegenstand sei häßlich und aberwitzig zugleich, und man begriff nicht, wie derselbe Mann, der die Mutter des Herrn, die gebenedeite Jungfrau, in einem Liede so schön besungen hat, diese Widerwärtigkeit mit so vielem Fleiße und dem Aufwand so vieler Zeit hatte ausführen können.
    Der Alte lachte selbstgefällig und sagte: Macht man einmal etwas zu seiner eignen Freude, so will es den Leuten, für die man sich oft geplagt hat, in der Regel nicht gefallen. Ich wollte dem dummen Teufel, oder dem Teufel der Dummheit, der mich oft stört, auch einmal eins versetzen.
    Ihr wißt aber, fuhr Friedrich fort, daß der herrliche Maler, Johannes, selbst Euer Bild sehr scharf damals getadelt hat, und gesagt, so etwas dürfe gar nicht dargestellt werden.
    Ich weiß es! rief Labitte aus; ist denn das nun etwas andres, als das ganz einfache Nein? Wahrlich, ich sage euch, es werden nicht viele Tage ins Land gehen, so werden wir einen Überfluß von diesen Bildern, von Hexen, Teufeln, Beschwörung und dergleichen haben, und meine Sache ist nur anstößig gewesen, weil sie die erste in dieser Art war. – Jeder Erfinder ist der Märtyrer seiner Originalität. Viel schlechtere Sachen werden nach meinem Tode Aufsehen und Verwunderung erregen, und, wenn es geschieht, so wird kein Mensch dann mehr von dem armen Peter Labitte nur reden.
    Es war spät geworden, und die Gesellschaft erhob sich. Ist es Euch nicht bange gewesen, sagte die kleine Sophie, als Ihr, mein teurer Herr Labitte, mit dem Satan so ganz allein im Walde waret?
    Nein, sagte der Maler, denn ich muß Euch sagen, wen man recht von Herzen verachtet, den fürchtet man nicht. Und doch tut man vielleicht nicht wohl, denn oft, sehr oft ist das, was uns verächtlich scheint, nur eine Maske des Fürchterlichen.
    Alle begaben sich zur nahen Stadt, und nur Friedrich blieb zurück, obgleich es den Scheidenden auffiel, um mit der Dame Catharina ein sonderbares Gespräch zu führen. Sie sah es ungern, daß der Jüngling verweilte; indessen

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