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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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wir uns dem Taumel nicht hingeben? Ist es der Tod, der in allem Leben wirkt, ist es die Verzweiflung, die schon in der Freude schlummert, – fügen wir uns denn und sein wir Sterbliche, da uns das Ewige, Bleibende nicht gegönnt ist. Im Moment, im Rausch, im Wollen erhaschen wir es, und können dem Vergangenen doch nachrufen: Du warst es! du sollst es gewesen sein!
    Laßt uns abbrechen, sagte Catharina, wohl gibt es Freundschaft, die auch glücklich macht. Indem ich Euren Geist und Wert begreife und Ihr meinen Charakter versteht, uns Lieder und Gesänge näher treten, die Behaglichkeit des Daseins, die edle Rührung, und wir uns einer am andern erfreuen, und so alle Güter durch unser Verständnis heller glänzen. Versucht es so mit mir, und Ihr sollt zufrieden sein.
    Das ist es ja, rief der Jüngling, was ich nur halb an Euch verstehe und die Welt ganz mißdeutet. Ich muß es Euch sagen, und ihr wißt es ja wohl zum Teil, wieviel unwürdige Verleumdung man an Euren Namen knüpft, wie man Euch mißversteht, wie man das Beste Euch zum Schlimmen ausdeutet, Eure Liebe zur Kunst Euch zum Verbrechen macht, und selbst Eure Wohltätigkeit verunglimpft, weil Ihr immer heiter scheint, und jeden Prunk der Religiosität, jedes Prahlen mit Frömmigkeit, alles, wodurch sich die meisten Menschen Ehrfurcht verschaffen, geflissentlich vermeidet.
    Was soll ich tun? rief Catharina, nicht ohne einigen Unwillen, aus; mich in ein Kloster sperren? Nur die Gesellschaft langweiliger alter Weiber und mürrischer Priester aufsuchen? Oder mein Leben in Bußübungen, sogenannten guten Werken, als Mitglied einer frommen Schwesterschaft zermartern? Der Musik, der Heiterkeit, dem Lachen und Scherz scheu aus dem Wege treten, als wenn alles nur Bosheit, Laster und Erzeugnis der Hölle sei? Ich kann es nicht, und will es nicht, um das zu werden, was die Knechte tugendhaft nennen. Meine Ehe war Schmerz, das Schicksal erlöste mich von meinem Tyrannen; ich habe alle Hoffnungen meiner Jugend, alle jene goldenen Träume, die den Busen der Jungfrau umgaukelten, mit eignen Händen längst begraben; aber ich habe auch Trauer und Wehmut überstanden, Schmerz ist mein Leben, hoffnungslos meine Zukunft, und darum kann ich mit der Gegenwart scherzen, darum bin ich froh, weil ich mich selbst nicht mehr verlieren kann, darum sind mir Gedicht und Gesang so lieb und befreundet, Gespräch und Gedanke, edle Menschen, wie Ihr, und Bücher, weil ich kein Irdisches, kein Bedürfnis an sie knüpfe, keine Erwartung einer andern Erfüllung, die noch außerhalb dieser zarten Freude liegt.
    Gut also, sagte Friedrich; ist es nun nicht besser, klüger, edler, durch eine neue, glücklichere Ehe jenen Schwätzern unmittelbar die Zunge zu lähmen, um so, auch ohne den mindesten Vorwurf, ohne den kleinsten Verdacht sich diese Güter alle anzueignen. Und glaubt Ihr wirklich, daß nicht Zeiten kommen dürften, wo ein Beschützer, ein Ehemann Euch unentbehrlich wäre? Wo es Euch späterhin gereuen möchte, daß Ihr nicht irgendeinen Gemahl, schon Eurer äußern Lage wegen, gewählt hättet? Beglückt Ihr mich durch Eure Hand, so ist auch dies gewonnen, und mein höchstes Glück zugleich mir obenein in den Kauf gegeben.
    Ich verstehe Euch nicht, sagte Catharina; wir genießen eines glücklichen Friedens, unser Fürst beschützt uns, wir alle erfreuen uns seiner; woher soll Hader, Zwietracht oder Krieg uns kommen! Und selbst, wenn auch –
    Ihr habt wirklich nicht bemerkt, fuhr Friedrich eifernd fort, daß der Dechant, dieser ehrgeizige, heftige Mann, mehr als Freundschaft und Wohlwollen für Euch empfindet? Seid Ihr wirklich so arglos, und wohnt Euch nicht die Frauenfeinheit bei, dergleichen zu erspähen und zu verstehen? So ist die Liebe, die Eifersucht denn scharfsichtiger. Dieser Dechant bewacht Eure Blicke, er errötet, wenn Ihr ihm naht, er erblaßt, wenn Ihr vertraulich Eure Hand in die meinige legt. Ist er zugegen, so könnt Ihr kein Wort sprechen, keinen Schritt tun, keine Meinung äußern, keine Höflichkeit einem Gaste erzeigen, die er nicht beobachtet, prüft, und Euch in seiner Seele grollt und hadert. Seine scharfen Blicke geizen, um die Eurigen aufzufangen; in jedem Jüngling, der Eure Zimmer verläßt, wird sein Busen erleichtert; er seufzt, ohne es zu wissen, wenn ein Fremder eintritt, der jung und schön erscheint. Wie wollt Ihr dieser Leidenschaft ausweichen? Wieviel Unheil kann sie Euch bringen! – Liebt Ihr mich auch nicht, so wie ich Euch, wollt nicht, könnt es

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