Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Geiger-Arsch.«
»Na ja, kein Wunder, mit dem hat sich der Hohl-Hohl-Hollerbach schließlich auch immer gut verstanden.«
»Weil dieser Mistkerl ihm laufend Insiderinformationen über uns und unsere Arbeit geliefert hat.«
Wolfram Tannenberg rieb sich die Hände. »Damit ist ab morgen Schluss. Ich denke, dass ich in dieser leidigen Angelegenheit Anfang nächster Woche mit seiner Nachfolgerin mal Tacheles reden werde. Ich hoffe, sie unterstützt meinen Antrag auf Versetzung Geigers. Ich kann diesen sexistischen Denunzianten einfach nicht mehr sehen.«
»Ich auch nicht«, pflichtete ihm der junge Kommissar bei. Er würgte demonstrativ. »Dieser elende Kotzbrocken!«
Sein Vorgesetzter konnte sich eines dezenten Schmunzelns nicht erwehren. »Keine Bange, Mischa. Geigers Tage im K 1 sind gezählt.«
Kommissar Schauß strahlte über das ganze Gesicht. »Es wäre so dermaßen super, wenn du das mit seiner Versetzung hinkriegen würdest. Sabrina und ich würden dir gleichzeitig um den Hals fallen und dich aus Freude erwürgen.«
Wolfram Tannenberg seufzte. »Na, das sind ja wahrlich verlockende Aussichten.«
»Wie findest du eigentlich die Neue?«
»Irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese Frau gar nicht so verkehrt ist. Ich denke, mit der können wir durchaus klarkommen. Die macht einen ziemlich handfesten und vernünftigen Eindruck auf mich.«
»Deine Worte in Gottes Ohr«, erwiderte Schauß.
Er nickte hinunter zu Agnes Rottmüller-Klomann, die es anscheinend vorzog, am Gartentürchen zu warten, wohingegen ihr nach Afrika abgeordneter Kollege den Kriminalbeamten diensteifrig entgegenstapfte.
»Gibt es diesmal wirklich einen Tatzeugen?«, keuchte Dr. Hollerbach wie die alte Dampflokomotive des Neustadter Kuckucksbähnels.
»Sieht so aus«, grummelte Tannenberg.
»Das wäre endlich der erhoffte Durchbruch bei unseren Ermittlungen«, schob der ranghöchste Vertreter der Kaiserslauterer Staatsanwaltschaft hechelnd nach. »Und wieso weiß ich noch nichts von dieser sensationellen Wende?«
»Weil ich es selbst erst vor fünf Minuten erfahren habe.«
Dr. Sigbert Hollerbach pumpte wie ein Maikäfer den Oberkörper auf. Dabei durchfurchte er seine Haare mit den Fingern und legte sie in Form. Wie immer war er nobel gekleidet: anthrazitfarbener, maßgeschneiderter Designeranzug, silberne Seidenkrawatte, individuell angefertigte italienische Schuhe. Aus seinen tiefliegenden, dunkel umrandeten Augen funkelte es bedrohlich.
»Hab ich nicht schon mehrfach betont, dass ich sofort informiert werden möchte, wenn sich etwas Entscheidendes tut?«, blökte er. Als sein Gegenüber nicht reagierte, legte er nach: »Und sofort heißt sofort, und nicht erst in fünf Minuten oder zwei Tagen!«
»Regen Sie sich ab«, konterte sein Erzfeind. »Sonst streckt sie noch direkt vor meinen Füßen ein Herzinfarkt nieder und Sie müssen mich um Hilfe anflehen, ausgerechnet mich. Und das kurz vor Ihrer wichtigen neuen Aufgabe. Stellen Sie sich das einmal bildlich vor: Sie hier langgestreckt auf dem Waldboden. Nichts mit Afrika und dem Geruch der großen weiten Welt, sondern weiter tiefster Pfalz-Wald-Provinz-Mief.«
Die Gesichtszüge des Oberstaatsanwaltes entspannten sich und ein zufriedenes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. Er dachte gerade an seine gestrige Audienz beim rheinland-pfälzischen Justizminister, der ihn offiziell zu seiner neuen Aufgabe ernannt hatte.
Sogar ein Fernsehteam war extra wegen ihm angereist. Noch am selben Abend hatte der SWR einen ausführlichen Beitrag darüber in den Landesnachrichten ausgestrahlt, der sogar ein längeres Interview mit ihm enthielt.
»Ausnahmsweise haben Sie recht, mein lieber Herr Hauptkommissar«, flötete Dr. Hollerbach, eingedenk dieses medialen Ereignisses. »Ich sollte mich nicht mehr aufregen, sondern meinen letzten Arbeitstag genießen. Es ist ja schließlich ein Freudentag für uns beide.«
»So ist es.«
Tannenbergs Erzfeind räusperte sich hinter vorgehaltener Hand. Anschließend säuselte er: »Es wäre doch schön, wenn wir zum Abschluss unserer langjährigen, erfolgreichen Zusammenarbeit gemeinsam die spektakuläre Wende in unserem letzten Mordfall präsentieren würden, zum Beispiel im Rahmen einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Na, was halten Sie von diesem Friedensangebot?«
Der Leiter des K 1 zog die Oberlippe zur Nase. »Spektakuläre Wende?«
»Aber sicher doch. Sie haben schließlich einen Tatzeugen. Jetzt müssen Sie ihn nur noch intensiv befragen.
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