Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
erledigt haben.«
»Das freut mich zu hören, Herr Hauptkommissar«, erwiderte Agnes Rottmüller-Klomann. Sie stellte einen Fuß auf die unterste Treppenstufe und wies auf den Toten.
»Ministerialdirektor Heribert Waldner wurde 61 Jahre alt und arbeitete als Abteilungsleiter im Bildungsministerium. Dort war er für die Einstellung von Referendaren in den Schuldienst, Beförderungen, Stellenausschreibungen und so weiter zuständig. Er wurde zweimal geschieden und hat einen Sohn aus erster Ehe, der in Amerika lebt.«
»Den werde ich so schnell wie möglich benachrichtigen«, erklärte Michael Schauß.
»Sehr schön, Herr Kommissar, dass Sie Eigeninitiative entwickeln«, lobte sie. »Die Nachbarn haben den uniformierten Kollegen erzählt, dass Herr Waldner nie Anlass zu Klagen gegeben habe und immer freundlich und hilfsbereit gewesen sei.«
Michael Schauß machte sich Notizen, während Tannenberg konzentriert den Worten der Staatsanwältin lauschte.
Agnes Rottmüller-Klomann fing Tannenbergs Blick auf, woraufhin der Chef-Ermittler irritiert den Kopf abwandte und den Kopf des Toten fixierte. Die Staatsanwältin fuhr derweil fort: »Heribert Waldner hat dem Anschein nach sehr zurückgezogen und diszipliniert gelebt. Der Sport war offenbar seine große Leidenschaft. Er war sowohl Mitglied in einem Golfclub als auch in einem Tennisverein. Um sich für diese Aktivitäten fit zu halten, hat er jeden Tag zur selben Uhrzeit einen Waldlauf gemacht. Dafür hat er anscheinend immer dieselbe Route gewählt.«
Sie schmunzelte, als ob sie sich gerade über ihre abschweifenden Gedanken amüsierte. »Nur in der Winterzeit hat er diesen festen Termin wegen der Lichtverhältnisse vorverlegt.«
»Gute Ermittlungsarbeit, Frau Staatsanwältin«, lobte der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission.
Allmählich übertreibst du aber deine Schleimerei, kommentierte Michael Schauß tonlos die Äußerung seines Vorgesetzten. Das ist ja richtig peinlich.
»Welche Verbindung existiert zwischen den drei Mordopfern?«, fragte Agnes Rottmüller-Klomann an beide Ermittler gerichtet.
Wolfram Tannenberg knetete nachdenklich sein Kinn und stellte einen Fuß auf die Sandsteintreppe. »Unsere Recherchen haben bislang keinerlei Querverbindungen zwischen den ersten beiden Toten erkennen lassen«, antwortete er. »Wir wissen bislang noch nicht einmal, ob sie sich überhaupt gekannt haben. Vielleicht sind sie sich niemals begegnet.«
»Das wäre wichtig zu wissen.«
»Ja, natürlich«, stimmte Tannenberg zu. »Vielleicht haben wir Glück und Herr Waldner ist das fehlende Verbindungsglied zu den beiden anderen Männern.« Er seufzte und zuckte mit den Schultern. »Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt könnten wir über mögliche Zusammenhänge allerhöchstens spekulieren.«
»Dann tun Sie das doch bitte mal«, forderte Agnes Rottmüller-Klomann.
Tannenberg schüttelte den Kopf. »Nein, Frau Staatsanwältin, das bringt uns nicht voran. Wir konzentrieren uns besser weiterhin auf unsere Routinearbeit und suchen nach handfesten Fakten. Doch das braucht eben leider seine Zeit.«
»Gut. Gibt es inzwischen Informationen zum Zustand des möglichen Tatzeugen?«
»Nein, auch das noch nicht«, erwiderte der Chef-Ermittler und warf seinem Begleiter einen auffordernden Blick zu. »Darum kümmern wir zwei uns jetzt gleich.«
Tannenberg winkte die Bestatter herbei, die seit geraumer Zeit in der Garageneinfahrt neben einem Zinksarg standen und auf ihren Einsatz warteten. Anschließend verabschiedeten sich die beiden Kriminalbeamten von Dr. Hollerbachs Nachfolgerin und machten sich auf den Weg zum nahegelegenen Sankt-Johannis-Krankenhaus.
An der Rezeption erhielten sie lediglich die lapidare Auskunft, dass sich der Revierförster Manfred Kreilinger gerade einer komplizierten Notoperation unterziehen müsse und sein Zustand als ausgesprochen kritisch zu beurteilen sei.
10
Mit einer gut viertelstündigen Verspätung traf Vicki am Gelterswoog ein. Der von mehreren kleinen Flüsschen gespeiste, circa 15 Hektar große Badesee war an allen Seiten von Wald umrahmt und wartete mit einem breiten Sandstrand auf, der in der weiteren Umgebung seinesgleichen suchte.
Bereits beim Abbiegen von der Landstraße entdeckte sie die PKWs ihrer Freundinnen. Die Autos standen etwa 50 Meter voneinander entfernt am Zaun des Strandbades.
Vicki parkte ihren Twingo mit gehörigem Abstand zu den anderen Wagen. Sie stieg aus und inspizierte gründlich die Umgebung, doch sie konnte ihre
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