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Hexenspuk in Wokingham

Hexenspuk in Wokingham

Titel: Hexenspuk in Wokingham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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gut, Jessie“, riß Mr. Sloane seine Frau aus ihren Erinnerungen. „Der war mal süß und kugelrund. Der Junge bildet sich sonst noch was drauf ein.“
    „Und von da an machte er keine Windel mehr voll, sondern verlangte sein Töpfchen.“
    „Das bildest du dir ein, Jessie. Der Junge war überfällig fürs Töpfchen. Irgendwann einmal mußte das kommen.“
    „Darf ich jetzt wieder gehen?“ fragte Cedric. „Sie wartet auf mich.“
    „Wer wartet auf dich?“ wollte Mr. Sloane wissen. „Goody. Sie kocht mir einen Pudding. Als Dank dafür, daß ich den Abfluß wieder in Schwung gebracht habe.“
    „Du riechst noch immer, meinetwegen geh“, sagte Mr. Sloane.
    Das ließ sich Cedric nicht zweimal sagen. Er fuhr vom Stuhl hoch, als hätte er einen Schleudersitz eingebaut, und draußen war er. Und weil er es eilig hatte, rannte er die um diese Zeit menschenleere Dorfstraße hinunter, am Krämerladen von Mr. Slazinger und am Postamt vorbei.
    „Junge, warum läufst du denn so schnell?“ rief ihm Mrs. Waterman vom Postamt nach, die immer alles ganz genau wissen wollte.
    „Ich trainiere“, antwortete er und wollte weiterlaufen, aber Mrs. Waterman hielt ihn zurück. „Warte mal! Ich hab da eine Briefmarke, eine griechische, die kannst du haben.“
    „Eine griechische?“ fragte Cedric und kehrte um.
    „Ja, jemand hat mir von Rhodos geschrieben, das ist eine griechische Insel, weißt du.“
    Cedric folgte Mrs. Waterman ins Postamt. Als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel, wandte sie sich blitzschnell um und sagte: „Dein Vater hat heute einen Brief bekommen, nicht wahr?“
    Aha, dachte Cedric, das war der Grund, warum sie mich aufgehalten hat. Jetzt heißt es, klug sein.
    „Wo ist die griechische Briefmarke?“ fragte er.
    „Dort.“ Mrs. Waterman wies zu ihrem Tisch hinter dem Pult.
    „Ich möchte sie sehen.“
    „Was für ein Brief war es denn?“ fragte Mrs. Waterman mit einschmeichelnder Stimme. „Er hat so wunderbar geduftet, sicher kam er von einer Frau.“
    „Welcher Brief? Welche Frau?“ fragte Cedric. Und: „Ist die griechische Briefmarke eine Sondermarke?“
    Er klappte den Pultdeckel neben dem Schalter hoch und öffnete das verriegelte Türchen, um zu der Briefmarke zu gelangen. Und da lag sie auch, fachmännisch von der Postkarte oder vom Brief abgelöst, und kein einziger Zahn fehlte.
    „Der Brief kam aus London, nicht wahr?“ fragte Mrs. Waterman mit zuckersüßer Stimme. „Habt ihr dort Verwandte?“
    „Ja. In London und auch in Tidworth. Aber ich kenne sie kaum.“
    „Der gute alte Pocket hat mir erzählt, daß dein Vater den Brief gar nicht öffnen wollte.“
    „Wahrscheinlich hat er nicht gleich seinen Brieföffner gefunden. Den sucht er ständig. Ein Malaiendolch. Er liegt immer unter irgendeiner Akte oder einem Blatt oder steckt als Lesezeichen in einer Vorschrift oder im Sterberegister.“
    Mrs. Waterman schien nachdenklich zu werden. „Da fällt mir ein, daß ich die nächste ausländische Briefmarke schon Lionel versprochen habe. Ich werde sie dir nicht geben können. Bekommt ihr vielleicht Besuch?“
    „Möglich“, lenkte Cedric ein. Er mußte daran denken, daß seine Mutter den Besuch eine „unmögliche Person“ genannt hatte. Was machten unmögliche Personen? Vater hatte mal über Zirkusartisten geschimpft, daß dies keine rechte Arbeit sei und daß sie sich herumtrieben und anderer Leute gutes Geld verlangten. Cedric beschloß, daß die unmögliche Person Zirkusreiterin sein sollte. Damit ließ sich schon einiges machen.
    „Und was ist das für ein Besuch?“
    „Ach, ’ne ganz entfernte Verwandte“, wiegelte er ab.
    „Nicht mehr mit freiem Auge sichtbar, die Verwandtschaft. Leider bringt sie sie nicht mit.“
    „Was bringt sie nicht mit?“
    „Ihre arabischen Vollblutpferde.“
    „Warum sollte sie arabische Vollblutpferde mitbringen?“
    „Weil sie Zirkusreiterin ist. Zirkusreiterin und...“

    „Und was?“
    „Berühmt, aber nicht sehr verwandt. Das heißt, mit anderen natürlich schon, aber nicht mit uns.“
    „Und da reitet sie so auf ihren Pferden im Zirkus herum?“
    „Ja, wenn sie nicht gerade Feuer schluckt oder...“
    „Oder was?“
    „Rasierklingen. Und wenn sie beides zusammen schluckt, spuckt sie geschmolzenes Blei aus.“
    „Tatsächlich?“ Mrs. Waterman war hingerissen. Dann schüttelte sie jedoch den Kopf. „Rasierklingen sind doch nicht aus Blei, Cedric.“
    Das hatte Cedric nicht bedacht. Wie wurstelte er sich jetzt da heraus? Er

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