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Hexenspuk in Wokingham

Hexenspuk in Wokingham

Titel: Hexenspuk in Wokingham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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der grünen Lederunterlage seines Schreibtisches auf und ab.
    Wie mache ich das bloß meiner Jessie klar, seufzte er, denn er schien seltsamerweise zu wissen, was in diesem Brief stand. Dann gab er sich jedoch einen Ruck. Es nützt nichts, sagte er sich, du mußt diesen Brief lesen, alter Knabe!
    Um sich für das Vorhaben zu stärken, öffnete er die Tür an der linken Unterseite seines Schreibtisches und schenkte sich ein Glas Seventh Heaven, die bekannte Sandhiller Whiskymarke, ein. „Hach“, machte er nach dem ersten Schluck und schlitzte schnell mit dem Malaiendolch den Umschlag auf. Und da wurden nun keine Ameisen oder sonstigen rätselhaften Dinge sichtbar, sondern nur ein schlicht gefaltetes weißes Blatt. Als Sloane es auseinanderschlug, las er:
    Mein allerliebster Christopher!
    Wie Du dem Poststempel sicher schon entnommen hast, weile ich gegenwärtig in London. Wir haben hier einen großen Treff mit Kolleginnen aus allen Teilen Großbritanniens. Ein Verband wurde gegründet, der unsere Interessen bei den Regierungsstellen energischer vertreten soll, als dies bisher geschah. Es wird Dich sicher freuen, zu erfahren, daß man mich zur ersten Präsidentin gewählt hat. Und zwar einstimmig, auf Grund der Verdienste, die ich mir in meinem langen Berufsleben erworben habe.
    Auf der Rückreise will ich endlich wieder einmal bei Dir vorbeischauen und Euch alle ans Herz drücken. Das kleine Zimmerchen unter dem Dach genügt mir für die paar Tage, die ich bei Euch zu verbringen gedenke. Bis dahin - ich komme nächsten Dienstag nachmittag - bin ich Deine Cousine? Deine Tante? Ja, was eigentlich?
    Deine Periwinkle.
     
    Christopher Sloane setzte sich. Er suchte die unheilvollste Stelle des Briefes und fand sie. Da stand wahrhaftig: „Für die paar Tage, die ich bei Euch zu verbringen gedenke.“
    „O Gott“, seufzte er, steckte den Brief in den Umschlag und den Umschlag in die linke innere Jackentasche, und obwohl es noch nicht Zeit war, zum Lunch heimzugehen, machte er sich eilends auf den Weg.
    „O Gott, Christopher!“ rief Mrs. Sloane aus, als sie ihres Mannes ansichtig wurde. „Soll ich einen Arzt rufen?“
    „Nein, nein, laß nur, Jessie“, winkte er ab. „Komm, setz dich lieber.“
    „Ich kann mir schon vorstellen, was vorgefallen ist. Sind die neuen Vorschriften, die Gräbertiefe betreffend, wirklich so katastrophal?“
    „Ach, wenn es nur das wäre. Aber es ist nichts Dienstliches.“ Er holte den Brief aus der Jackentasche, nachdem er sich die Stirn mit dem Taschentuch abgetupft hatte. „Sie hat wieder mal geschrieben, diese... ich will gar nicht sagen, was sie ist und was sie treibt... du weißt schon... Periwinkle Nun war Jessie Sloane bestimmt eine herzensgute Frau, das konnte sogar ihr Sohn Cedric bestätigen. Sie gehorchte ihm, wie viele Mütter ihren Söhnen, aufs Wort. Aber das ging ihr zu weit.
    „Dieses Weib?“ fragte, nein, schrie sie. „Diese... In mein Haus? Kommt überhaupt nicht in Frage, Christopher!“
    „Sie schreibt aus London, Jessie.“
    „Das ist mir egal.“
    „Da halten sie und ihre Kolleginnen so etwas wie einen Kongreß...“
    „Einen Kongreß? Das ist ja die Höhe! Weit ist es mit uns in England gekommen, Christopher. Zuerst die Beatles und jetzt auch noch dies! Daß sich diese Weiber nicht schämen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Wenn ich so eine wäre wie sie, ich würde mich nicht bei Tag auf die Straße wagen.“
    „Es heißt, sie tun ihr Geschäft ohnehin meistens nachts.“
    „Da siehst du es ja! Und wie der Brief stinkt, das ganze Haus wird wieder so riechen, wenn sie da ist. Ich bekomme schon jetzt Kopfschmerzen. Ach, nein, Christopher, in dieses
    Haus kommt sie mir nicht. Du mußt auch bedenken, daß wir einen Sohn haben, der allmählich heranwächst. Wir werden ihren Beruf kaum vor ihm verbergen können, vor allem, wenn sie einige Tage bleibt. Steck sie in Scott’s Gasthof, da kann sie meinetwegen wohnen.“
    „Damit der dahinterkommt, was sie ist, und uns dann in ganz Wokingham schlechtmacht? Nein, meine Liebe, du weißt, er erzählt gern noch ein bißchen mehr, als ohnehin schon wahr ist. Und dann heißt es am Schluß, auch du bist eine solche Frau wie Periwinkle!“
    „Oh, auch das noch! Dann mußt du ihr sofort abschreiben. Schreib, wir haben eine Typhusepidemie oder daß die Cholera ausgebrochen ist, irgend etwas, was sie abschreckt.“
    „Nützt nichts, Jessie. Ich hab ja die Adresse nicht. Und ich kann doch nicht zu Mrs. Waterman aufs

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