Hexensturm
können. Ich rutschte von Smokys Schoß aufs Sofa und beugte mich vor. »Was ist es denn?«
Delilah nickte Shade zu, der tief Luft holte und die Hände ausstreckte. Aus seinen Fingern stieg langsam ein Schatten auf, der sich vor mir niederließ, und aus dem Schatten trat … eine Katze? Aber sie sah irgendwie anders aus – ein klein wenig geisterhaft, wie auf halbem Weg zwischen physischer Welt und Astralraum stecken geblieben.
Auf meinen verwirrten Blick hin erklärte Shade: »In der Schattenwelt streifen viele Geschöpfe umher, die noch nicht erkannt haben, dass sie tot sind. Einigen helfen wir über die Grenze, aber andere, wie diese Kleine hier, bleiben lieber im Dazwischen.«
Die Schattenkatze, grau und langhaarig, hüpfte auf meinen Schoß. Ich konnte ihre Energie deutlich spüren, beinahe wie ein echtes Gewicht, und sie schmiegte sich schnurrend an mich. Zaghaft strich ich mit der Hand über ihre Seite. Sie war gerade so weit körperlich, dass ich einen Hauch von Seide unter den Fingern spüren konnte. Als sie das Kinn an meiner Brust rieb, war es um mich geschehen.
»Sie ist wunderhübsch … und sehr lieb.«
»Sie ist noch nicht bereit weiterzuziehen – aber sie vermisst die Menschen. Sie hat nach einem Menschen für sich gesucht, und als ich Delilah von ihr erzählt habe, meinte sie, du könntest genau die Richtige für das Kätzchen sein. Erstens arbeitest du mit Todesmagie, was bedeutet, dass du Geister besser spüren kannst und es für sie leichter ist, ein wenig zu materialisieren.« Shade lächelte, als sich ein seliges Lächeln über mein Gesicht breitete.
»Zweitens löst sie bei mir keinerlei territoriale Instinkte aus. Und ich weiß doch, wie sehr du dir immer ein Kätzchen gewünscht hast.« Delilah strahlte mich an und beugte sich vor.
Ich ergriff über die Katze hinweg ihre Hände und küsste sie.
»Wie willst du sie nennen? Und dem Himmel sei Dank, dass ich nicht noch ein Katzenklo sauber machen muss«, warf Iris ein.
Alle lachten, und ich streichelte die Schattenkatze und überlegte, welchen Namen ich ihr geben sollte. Doch das war eigentlich gar keine Frage. »Ich werde sie Misty nennen. Hoffentlich bleibt sie auch bei uns …« Ich war jetzt schon in das niedliche Geschöpf verliebt, und dass sie ein Geist war statt aus Fleisch und Blut, störte mich überhaupt nicht. Die Geisterwelt war ebenso real wie die unsere. Die Erfahrung hatten wir inzwischen alle gemacht, jeder auf seine Weise.
Misty lief zu Morio hinüber und hopste auf seinen Schoß, und ich holte tief Luft. Das hier – meine Familie und ihre Liebe – war die beste Medizin, die ich bekommen konnte. Ich betete nur darum, dass wir alle würden zusammenhalten können.
Drei Wochen später …
Ich packte gerade meine Reisetasche, bereit für einen kurzen Wochenendausflug mit meinen Männern. Morio war wieder auf den Beinen, und wir brauchten ein bisschen Zeit für uns allein. Wir hatten für das Wochenende eine Ferienwohnung drüben auf Bainbridge Island gemietet und hatten nicht viel mehr vor, als am Strand spazieren zu gehen, aber im Augenblick klang das für mich einfach himmlisch.
Iris kam herein und setzte sich neben mich auf die Bettkante. Misty machte es sich sofort auf ihrem Schoß gemütlich. Die kleine Katze hatte sich so weit materialisiert, dass alle im Haus sie sehen konnten. Maggie hatte einen Riesenspaß daran, mit ihr Fangen zu spielen, konnte ihr aber natürlich kein Haar krümmen, also brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, dass etwas passieren könnte.
Ich wandte mich lächelnd Iris zu. »Wie lebt Hanna sich denn so ein?«
»Sie macht sich großartig. Sie will nun doch eine Weile bleiben und findet sich erstaunlich schnell zurecht. Ich glaube, sie fürchtet sich davor, wieder nach Hause zu gehen und ihre Töchter vielleicht doch nicht zu finden. Oder schlimmer noch – herauszufinden, dass sie tot sind. Sie versichert mir immer wieder, dass sie viel härtere Arbeit gewohnt sei als hier bei uns, aber ich sage dir, ich bin sehr dankbar für ihre Hilfe. Bei den vielen Leuten, die jetzt hier wohnen, wurde es allmählich ein bisschen anstrengend.«
»Ich weiß. Ich bin auch froh, dass sie sich entschlossen hat, bei uns zu bleiben.« Ich strich den Rock glatt, den ich gerade in die Tasche gelegt hatte. »Ich freue mich so auf diesen Kurzurlaub.«
»Ich weiß, und ich bin froh, dass du dir die Zeit nimmst. Ihr vier müsst mal ein bisschen unter euch sein.« Sie machte eine kurze Pause und
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