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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Königin des Zwielichts und ab heute meine Lehrerin.
    Ein wenig abseits stand in voller Reitmontur samt Gerte Derisa, die Hohepriesterin der Mondmutter aus der Anderwelt. Sie hatte mir vor so vielen Jahren den ersten Eid abgenommen. Und heute würde sie meinen neuen Eid empfangen – der mich unwiderruflich zur Priesterin machen würde.
    Diese vier warteten dort auf mich, und als ich mich ihnen näherte, zuckte hinter ihnen ein Blitz durch den Schnee. Und plötzlich standen das Schwarze Einhorn und die Rabenfürstin mitten unter ihnen, um einen Augenblick später wieder zu verblassen.
    Die Feenköniginnen lachten, wild und frei, und ich schluckte meine Angst herunter. Es gab kein Zurück. Von jetzt an konnte ich nicht mehr umkehren.
    Und dann sah ich ihn  – verborgen im Schatten. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als er eine Hand zum Gruß hob und seine platinblonden Igelstacheln im bleichen Mondlicht schimmerten.
    Was tut er denn hier? Doch mir blieb keine Zeit für Fragen. Ich musste dem Ritual vertrauen. Ich musste darauf vertrauen, dass Aeval wusste, was sie tat. Ich musste auf Derisa vertrauen, und vor allen anderen auf die Mondmutter.
    Ich holte noch einmal tief Luft und stieg langsam wieder aus dem Teich empor. Ich sah einem so geheimen Ritual entgegen, dass ich niemals jemandem davon würde erzählen können. Ich trat meine Reise in die Arme der Finsternis an … in den Schatten des Unbekannten.

    Wir saßen um den Julbaum versammelt. Nur die glimmenden Lichter am Baum und um die Fenster erhellten den Raum. Ich blickte mich um und befand, dass unser einst so großzügiges Wohnzimmer jetzt kaum mehr genug Platz für die ganze Familie bot. Es quoll förmlich über vor Chaos und Liebe. Im großen Sessel in der Ecke hatten Nerissa und Menolly sich zusammengekuschelt und unterhielten sich flüsternd.
    Am Couchtisch wurde laut gebrüllt – Delilah, Shade, Rozurial und Vanzir saßen im Schneidersitz darum herum und spielten irgendein Kartenspiel, zu dem es offenbar gehörte, dass man alle paar Minuten kräftig auf den Tisch haute. Vanzir hob den Kopf und begegnete meinem Blick, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, ehe er sich wieder dem Spiel zuwandte.
    Iris und Maggie spielten unter dem Baum, und die Lichter schimmerten wie ein Heiligenschein um ihre Köpfe. Maggie freute sich an ihrer neuen Puppe. G.I.Joe und Yobie waren offenbar die besten Freunde. Ich schnaubte belustigt und fragte mich, was die alte Garde wohl von dieser Freundschaft halten würde.
    Auf ein Geräusch von der Küche her drehten wir uns alle um, und Trillian und Bruce erschienen im Durchgang, beladen mit Tabletts voller Zuckerplätzchen, Kakao und Karamellbonbons. Delilahs Augen leuchteten auf, als hätte sie seit Tagen nichts mehr gegessen.
    »Bringt mir bitte auch was davon«, sagte Morio. Er fühlte sich schon stark genug, um seinen Rollstuhl gegen den Schaukelstuhl zu tauschen, und wenn ich die Blicke sah, die verstohlen zwischen ihm und Menolly hin- und hergingen, holte ich tief Luft und ließ es gut sein. So war das Leben. Meine Schwester hatte meinen Mann mit ihrem Blut gerettet, und dadurch war ein Band geknüpft worden, das wir immer noch nicht so ganz verstanden. Aber er war am Leben, dank Menolly.
    Bruce reichte Morio einen Becher heißen Kakao, und ich wandte mich Smoky zu. Ich saß auf seinem Schoß auf dem Sofa, und seine Hand ruhte unter meinem Rock auf meinem Schenkel. Sein Haar spielte zärtlich mit meinen Schultern und betastete mich, als wollte er sich vergewissern, dass ich noch da war.
    Draußen fielen zarte Flocken vom Himmel. Wir konnten zusehen, wie sie gemächlich zu Boden sanken, und ich wollte gerade einen Spaziergang im Mondschein vorschlagen, als Delilah plötzlich aufsprang.
    »Ich will Camille jetzt ihr Geschenk geben«, verkündete sie.
    Ich lächelte. »Aber die Bescherung war schon … zugegeben, erst einen Tag nach der Sonnenwende, aber du hast mir doch einen Gutschein von M.A.C. geschenkt.«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Das war nicht dein richtiges Geschenk. Ich habe Shades Hilfe gebraucht, um dir das zu besorgen. Und ich bin sehr froh, dass ich es habe, weil du mir so etwas Schönes geschenkt hast. Vielen Dank, Camille. Das hätte ich mir nie selbst gekauft.« Sie schielte nach dem Flakon Chanel No.5 – das Parfüm unserer Mutter –, den ich ihr geschenkt hatte, und lächelte verlegen.
    Jetzt war ich richtig neugierig darauf, was sie wohl nur mit Shades Hilfe hatte kaufen

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