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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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erzählt hat.«
    »Setz mich runter, du Irrer, und lasst mich sofort hier raus!« Der Daimonenhund schnappte wieder um sich, und Smoky spannte prompt den Zeigefinger am Daumen und schnippte ihm kräftig eins an die Nase. Nicht so fest, dass es wehgetan hätte, aber die Demütigung reichte.
    »Benimm dich.« Er verdrehte die Augen und ging zur Treppe. »Ich lasse den Kleinen jetzt raus, damit er nach Hause gehen kann. Camille, Liebste, überlege bitte nächstes Mal, ob dir nicht etwas anderes einfällt. Wir hätten ihm auch einfach einen Umhang geben können.«
    Ich schnaubte. »Na und? Das wird ihm schon nicht schaden. Aber jetzt beeil dich, Chase braucht uns im Tangleroot Park.«
    Während Smoky das zappelnde Hündchen die Treppe hinauftrug, wandte ich mich Menolly zu. »Was willst du deinen Gästen da oben erzählen? Wir müssen ihnen irgendeine plausible Erklärung dafür geben.«
    Sie runzelte die Stirn. »Feuertroll?«
    »So was gibt es doch gar nicht.«
    »Das wissen die meisten von denen aber nicht. Heute Abend sind fast nur Erdwelt-ÜWs da und ein paar Feenmaiden. Wenn ich behaupten würde, dass Drachen sich in Pixies verwandeln können, würden sie mir auch das glauben.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. »Da hast du wohl recht. Erzähl ihnen, wir hätten ihn überwältigt. Aber Königin Asteria werden wir die Wahrheit sagen müssen. Dieser arme Elf hat irgendwo Familie, und ich wette zehn zu eins, dass die in der Anderwelt lebt. Ich glaube nicht, dass er uns den Gefallen tun wird, sich als Obdachloser ohne nähere Angehörige zu erweisen.«
    Menolly schürzte die Lippen. »Ja, ich weiß. Gehen wir. Derrick soll den Leichnam hier herunterbringen, da bleibt er dann, bis wir ihn identifizieren können. Fahrt ihr schon mal los. Ruft an, falls ihr mich braucht.«
    Während wir die Bar verließen, kam mir der Gedanke, dass bei meinem Glück noch der Weihnachtsmann mit einer abgesägten Schrotflinte aus dem Kamin purzeln würde. Wenn ich bedachte, dass ich als junges Mädchen mal dem Stechpalmenkönig begegnet war, würde mich das nicht wundern. Er war eine wirklich beängstigende Gestalt, und ich staunte immer wieder darüber, wen die Vollblutmenschen so in ihre Schornsteine einluden, ohne vorher Erkundigungen einzuholen.

    Wir überließen Menolly die Schadensbegrenzung in der Bar und fuhren zum Tangleroot Park. Es schneite sacht, und das Wispern meiner Scheibenwischer verbreitete einen munteren Rhythmus im Auto. Trillian saß auf dem Beifahrersitz, Smoky hatte sich auf dem Rücksitz breitgemacht.
    Ich warf im Rückspiegel einen Blick auf ihn und fragte mich, ob das ein günstiger Zeitpunkt wäre, um über die Botschaft des Daimons zu sprechen. Doch ich entschied mich dafür, lieber zu warten. Wir hatten ja schon gewusst, dass Hyto es auf uns abgesehen hatte. Wenn ich das jetzt erwähnte, würde Smoky sich nur wieder aufregen, und ich hatte nicht so gern einen stinkwütenden Drachen auf dem Rücksitz. Nicht einmal einen, den ich liebte.
    Während der Asphalt unter uns wegzischte, ließ ich das vergangene Jahr Revue passieren. Es war so viel passiert. Als meine Schwestern und ich aus der Anderwelt hierherversetzt worden waren, hatten wir nicht geahnt, was uns hier erwartete. Das hatten wir nur allzu schnell gelernt, und zwar auf die harte Tour.

    Ich heiße Camille D’Artigo – das spricht man Dar-tie-go. Zu Hause kennt man mich als Camille Sepharial te Maria, denn in der Anderwelt tragen Feen den Vornamen der Mutter als Nachnamen. Wir benutzen den Nachnamen unserer Mutter erst, seit wir in die Erdwelt kamen.
    Wie auch immer, ich bin halb Mensch, halb Fee und ansonsten eine Menge Ärger, behaupten jedenfalls meine Ehemänner und meine Schwestern. Ich bin mit einem Drachen, einem Yokai-kitsune und einem Svartaner verheiratet, der zu den finsteren Betörenden Feen gehört. Gleichzeitig. Das passt einigen in der Erdwelt so gar nicht, weshalb sie mich als Schlampe und Hure betiteln, aber mir ist es piepegal, was die denken. Meine Moral geht nur mich etwas an, und wenn es ein Verbrechen ist, drei Männer zu lieben, bin ich gerne kriminell.
    Ich bin von Beruf und mit ganzem Herzen Hexe und wurde kürzlich zur Priesterin befördert. Die Mondmutter hat mich einer verdammt harten Prüfung unterzogen, aber ich bin durch die Finsternis gegangen und triumphierend wieder aus der Unterwelt hervorgekommen – genau wie Ishtar. In all der Zerstörung tat sich ein neuer Weg auf, den ich bald beschreiten werde.
    Meine

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