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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Schwester Delilah, ein Doppelwerwesen, zur Todesmaid berufen, ist die Zweitälteste von uns. Bis vor kurzem habe ich befürchtet, dass ihre Naivität sie eines Tages umbringen würde, aber sie ist härter und zäher geworden und nimmt sich endlich so an, wie sie ist. Sie kommt mir jetzt viel glücklicher vor, nicht mehr so ängstlich. Delilah hatte eine Zwillingsschwester, die bei der Geburt gestorben ist. Arial wacht in ihrer Leopardengestalt über Delilah – die beiden sind sich auf der Astralebene schon begegnet.
    Und dann ist da noch Menolly, die früher eine Jian-tu war – eine Akrobatin und Spionin –, bis sie zu Hause in der Anderwelt gefoltert und zur Vampirin gemacht wurde. Ihr Meister war einer der widerlichsten Drecksäcke, die es je gegeben hat, und letzten Winter ist es ihr gelungen, ihn zu Staub zu zerblasen. Menolly wandelt auf einem schmalen Grat, sie muss ihre Raubtiernatur beherrschen und dennoch akzeptieren, wer und was sie ist. Aber selbst im Tod ist sie meine jüngste Schwester.
    Zusammen mit unseren Liebhabern und Freunden führen wir Krieg gegen die Dämonen. Unterstützung bekommen wir dabei nur von den Elfen und ein paar ÜWs, denen wir vertrauen können. Wir versuchen, die Geistsiegel aufzuspüren – neun magische Artefakte, die Bruchstücke eines mächtigen Zaubers, den die Elementarfürsten und alten Feenherrscher wirkten, als die Anderwelt sich von der Erdwelt abspaltete. Ein paar haben wir schon gefunden, aber Schattenschwinge konnte sich auch eines der Siegel schnappen, was die Lage noch gefährlicher macht. Um die übrigen liefern wir uns ein Wettrennen, um zu verhindern, dass er noch mehr in die Finger bekommt. Jedes Geistsiegel in seinem Besitz bringt den Dämonenfürsten einen Schritt näher an sein Ziel, durch die Portale zu brechen und sowohl die Erde als auch die Anderwelt zu verheeren.
    Und wir sind die Einzigen, die sich ihm in den Weg stellen.

    Der Tangleroot State Park wurde eigentlich über Nacht geschlossen, aber Chase wartete am Eingang auf uns. Der etwa vier Quadratkilometer große, weitläufige Park war ein Irrgarten aus Picknickplätzen, Spiel- und Kletteranlagen, geprägt von Ahorn und Nadelbäumen. Die Ahorne standen nackt unter dem Himmel, doch die Tannen und Zedern ragten dunkel und brütend über allem auf. Schnee lag sowohl auf den kahlen Ästen als auch auf den dunklen Nadeln und verlieh dem Park eine surreale, verhüllte Atmosphäre.
    Wir fuhren durch das große Tor auf den Parkplatz. Als ich aus dem Auto stieg, blieb ich erst einmal stehen und blickte zu den riesigen Wächtern auf, die das Gelände hüteten.
    Irgendetwas an Wäldern und ihren Lichtungen, Parks und Hainen im Winter dämpfte meine Gedanken und verbreitete eine Ruhe in mir, die ich selten fand, außer in meiner Magie und in der Meditation. Sie erinnerten mich an die vielen Tage, die ich lernend zu Hause verbracht hatte, als ich unter den wachsamen Augen der Mondmutter zur Hexe geworden war.
    Chase lächelte angespannt und hob die Hand. In seinen Augen glomm Magie. Der Nektar des Lebens entfaltete seine volle Wirkung. Wohin genau er Chase führen würde, war für uns alle noch ein großes Geheimnis, aber es war faszinierend, seine Entwicklung mit anzusehen. Ich hoffte sehr, dass ihr Ziel auch gut für ihn sein würde. Er hatte uns so sehr geholfen, obwohl ich ihn am Anfang jedes Mal hätte ohrfeigen können, wenn er auf meine Brüste glotzte. Doch im Lauf der Monate hatte ich den Detective zu schätzen gelernt und mochte ihn sogar.
    Als Delilah und Shade neben mir hielten, huschte ein Anflug von Traurigkeit über sein Gesicht, doch er verschwand so schnell wieder, dass ich glaubte, ich hätte ihn mir vielleicht nur eingebildet. Chase war jetzt mit Sharah zusammen, einer Elfe, die als Sanitäterin in der AETT-Zentrale arbeitete – das hiesige Anderwelt-Erdwelt-Tatort-Team hatte eine eigene Notaufnahme. Die beiden schienen ganz glücklich miteinander zu sein.
    »Danke, dass du kommst«, sagte er. »Du bist sicher müde von der Reise.« Er sah mir forschend ins Gesicht. »Wie geht es Iris?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Besser als vorher. Aber diese Reise war hart – vor allem für sie war es schwer. Wir sind alle ziemlich fertig. Die Nordlande sind beängstigend, ein rauhes Land. Und ich hatte ständig Angst davor, dass Hyto uns irgendwo über den Weg laufen könnte. Und wo wir gerade von ihm sprechen …« Chase musste Bescheid wissen. Hyto könnte die Stadt ganz schön verwüsten.

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