Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
endlich auf seine Brust gelegt hatte, um sie dort festzuhalten.
„Nur, wenn du es erzählen willst.“
„Ich möchte es dir erzählen, aber ich will dich nicht verlieren.“ Seine Stimme klang ruhig, fast resigniert.
Charlie bewegte leicht ihre Hand auf seiner Brust. „Mich verlieren? Was fällt dir ein? Du hast ja selbst gesehen, wie entschlossen ich dir nachgelaufen bin. Außerdem – was kann schon schlimmer sein als ein Dämonenvater, der von der eigenen Großmutter getötet wurde, weil er Höllenwesen beschwören wollte. Und was ist erschreckender als ein Bruder, der sich von seinem Liebhaber hat beißen lassen, um für ewig das Blut von Menschen zu trinken.“
„Es gibt Schlimmeres. Denke an Arsakes.“ Cyrills Stimme klang müde. Er schwieg so lange, dass Charlie schon dachte, er würde nicht mehr weitersprechen wollen. Da sagte er: „Ich war kein Krieger. Ich war ein Gelehrter, ein Dichter. Ich studierte die alten Schriften und wollte lernen. Mein Vater dagegen war ein großer Feldherr und mein Halbbruder Arsakes ebenfalls. Ich aber verzichtete auf alle Ehren, ich wollte nur für meine Studien leben. Und ich hatte Glück. Es herrschte lange Zeit Frieden in unserem Land. Ich fand eine schöne, edle Frau, die mich liebte und die mir Söhne schenkte. Ich dachte damals, ich wäre den Göttern gleich. Und tatsächlich hatte unsere Familie immer behauptet, direkt von den Göttern abzustammen. Unser Anspruch, das Land zu beherrschen, beruhte darauf. Aber“, sprach er weiter, „es gab andere Menschen, die selbst herrschen wollten, denen unser Land zu reich war, zu glücklich. Sie drangen in unser Reich ein. Mein Vater und mein Bruder kämpften, auch ich wollte in die Schlacht ziehen, wenn auch nur halbherzig. Aber ich war kein Krieger, meine Frau flehte mich an, daheim zu bleiben, und ich ließ mich überreden.“
Charlie hörte, dass sein Atem schwerer ging, als bereite ihm das Sprechen Schmerzen. Sie wollte zu ihm rutschen, aber er hielt sie auf. „Nein. Tu es nicht. Ich würde es nicht ertragen, wenn du alles weißt und dich dann zurückziehst.“
Das wird niemals der Fall sein
, dachte Charlie.
„Unser Heer wurde geschlagen und die Feinde drangen bis in die Hauptstadt ein. Sie töteten die Männer und nahmen die Frauen und Kinder – zumindestjene Söhne, die noch nicht zu alt waren und noch nicht kämpfen konnten – als Sklaven. Mein Vater hatte mich gelehrt, wie man Waffen führte, aber ich hatte nie geübt, ich konnte besser Schriftrollen halten und Pinsel führen als das Schwert. Als sie unser Haus stürmten, unterlag ich fast sofort.“
Er machte eine Pause, deren Schwere auf Charlie lastete. Sie ahnte, was jetzt kam. „Sie haben deine Frau und deine Söhne verschleppt und dich schwer verletzt.“
„Nein.“ Seine Stimme war kaum hörbar, aber so viel Schmerz lag darin, dass Charlie sich innerlich krümmte. Wie viele hundert Jahre waren vergangen, und wie weh tat es ihm immer noch. „Meinen jüngsten Sohn, den Säugling, erschlugen sie sofort. Und uns andere nahmen sie gefangen und führten uns fort. Ich war so gedemütigt, dass ich am liebsten gestorben wäre. Ich hatte versagt, hatte sie nicht beschützen können. An allem, was danach passierte, war ich selbst schuld. Und daran werde ich für immer tragen.“
„Was hättest du gegen all die Soldaten ausrichten können?“
„Hätte ich gekämpft wie ein Mann und nicht wie ein Weib, wäre ich im Kampf gefallen. Dann hätten sie meine Familie vielleicht ebenfalls getötet oder sie in die Sklaverei entführt. So jedoch brachten sie uns in das Lager des Gegners. Und dort begannen sie, uns zu quälen.“
Cyrills Stimme wurde immer tonloser, immer leiser, aber er sprach weiter. Charlie fiel auf, dass sich sein Tonfall geändert hatte. Er hatte einen Akzent, eine Sprachmelodie, die ihr bisher nie an ihm aufgefallen war. Fast, als würde sein Geist ihn in dieser Zeit zurückversetzen.
„Sie ließen mich zusehen, wie sie meine Frau und meine beiden Söhne marterten. Was ich sah und hörte, werde ich niemals aus meiner Erinnerung tilgen können. Selbst heute, nach so vielen Jahren verfolgt es mich bis in meine Träume. Sie starben vor meinen Augen. Sie spielten mit mir, weil sie in mir einen Schwächling erkannten.“
„Ich wollte“, sagte Charlie, „ich wäre dort gewesen. Ich hätte sie alle verbrannt.“
Cyrills leises Lachen war voller Schmerz. „Oh ja, das hätte ich sehen mögen.“ Und er würde jetzt alles tun, um das zu
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