Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle
noch zu mir in meinen Zwinger gekommen war. Beverly blieb bei mir im Haus. Aus dem Keller drangen die menschlichen Schreie und das Wolfsgeheul während des Wandels gedämpft zu uns hinauf, aber wenn Mary Poppins »Ein Löffelchen voll Zucker « sang oder Pumbaa und Timon »Hakuna Matata « anstimmten und wir dazu noch Popcorn futterten, hörten wir nichts davon, sodass Beverly nicht daran erinnert wurde, dass ihre Mutter dasselbe hatte durchmachen müssen.
Als wir Theos Wandel mit Magie gewaltsam herbeigeführt hatten, waren die anderen Wære mitgerissen worden. Beverly hatte alles mitangesehen – nicht schön. Deshalb war es nun umso wichtiger, sie abzulenken.
Sobald sie schlief und die Wære Wolfsgestalt angenommen hatten, würde ich selbst den Blauen Mond nutzen, eine Art Extra-Vollmond des Monats. Und morgen, wenn alles vorbei war, würde ich versuchen, mit Johnny zu reden.
Um mich vorzubereiten, nahm ich mein Tarot-Tagebuch und sah noch einmal die Legung nach, die Nana für ihn gemacht hatte. Sie hatte recht gehabt, die sechste Karte war tatsächlich Prometheus gewesen. Tja, ganz offensichtlich hatte Johnny unsere Beziehung oder unsere mögliche Beziehung für seine Karriere geopfert. Doch das half mir jetzt auch nicht weiter. Ich wusste immer noch nicht, was ich ihm sagen sollte.
Ich legte das Tagebuch zur Seite und holte mein Buch der Schatten hervor. Ich blätterte bis zum Jahresrad und schlug die Seiten zu Halloween beziehungsweise Samhain auf. Nana und ich hatten vor, Beverly morgen in ein ganz besonderes Ritual des Feiertags einzuführen. Anschließend würde Nana Beverly zu einer Kostümparty einer Klassenkameradin fahren, und ich würde Hunter auf dem Hexenball meine Loyalität bekunden. Alles in allem versprach es, ein schöner Abend zu werden.
Doch heute würde ich erst einmal das Ritual des Blauen Mondes durchführen.
Dieses Jahr zählte dreizehn Vollmonde statt zwölf. Finden in einem Monat zwei Vollmonde statt, so wird der zweite als Blauer Mond bezeichnet. Für uns Hexen besitzt dieser Mond eine besondere Bedeutung; diese Nacht ist für seltene Rituale und besondere Wünsche geeignet. Morgen würde im Tempel Halloween gefeiert werden, aber heute Nacht wollte ich den Mond in mich aufnehmen.
Beverly und ich saßen auf der Couch und sahen Die kleine Meerjungfrau, ihren Lieblingsfilm. »Wie fändest du es, wenn wir dein Zimmer im Meerjungfrauen-Stil dekorieren würden? Wir könnten mit Schwämmen Seesterne und Muscheln auf die Wände tupfen .«
»Ich weiß nicht. Lieber Ponys ?«
Ares saß aufmerksam vor uns und wartete darauf, dass wir Popcorn fallen ließen. Die Dänische Dogge wuchs so rasant, dass Beverly bald auf ihr reiten können würde.
In diesem Moment spürte ich, wie sich die Energien der Planeten vereinigten, als das Licht der Sonne den Mond komplett erhellte und dieser es auf die Erde warf. Ich nahm die Fernbedienung und ließ Ariel lauter singen, sodass wir die heiseren Schreie der sich in Wölfe wandelnden Menschen nicht hörten.
Trotzdem lehnte sich Beverly an mich. »Ich habe Johnny nie gefragt, ob es wehtut, wenn sie sich wandeln .«
Ich legte den Arm um sie und rieb ihre Schulter. »Dazu wirst du schon noch Gelegenheit haben. Aber morgen hast du erst einmal viel vor: die Party in der Schule – vergiss dein Kostüm und die Süßigkeiten nicht! – und dann das Kostümfest bei Lily .«
»Ich mag Lily. Sie war die Erste in meiner Klasse, die in der Pause mit mir gespielt hat .«
»Das war wirklich nett von ihr. Ich bin froh, dass du nun Freunde hast .«
»Außerdem findet sie die Witze lustig, die du mir immer in die Brotdose packst .« Sie streckte sich und entspannte sich wieder. »Demeter sagte, ihr beiden hättet morgen etwas mit mir vor .«
»Ja. Etwas ganz Besonderes .«
»Gibst du mir einen Tipp ?«
»Auf keinen Fall .« Ich nahm einen Schluck Cider.
Beverly seufzte. »Das hat Demeter auch gesagt. Gibst du mir dann wenigstens noch etwas Popcorn ?«
Trotz der Schalldämmung drang ein vielstimmiges Heulen aus dem Keller zu uns herauf.
Nachdem ich Beverly ins Bett gebracht hatte, holte ich den Korb mit meinen Utensilien aus meinem Zimmer und ging durch die Garage nach draußen.
Einen Moment lang sah ich zum Haus zurück und malte mir aus, wie es mit dem Anbau für Nanas Badezimmer aussehen würde. Ich hatte bereits drei Baufirmen um Kostenvoranschläge gebeten, und als ich mich jetzt so umsah, fand ich, dass auch noch eine Veranda gut dorthin passen würde.
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