Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle
förderte und Erfindungsreichtum verlieh. Der Einfluss des Mondzeichens half mir hingegen zu verstehen, dass es am wichtigsten war, das Leiden zu beenden, das wir, egal, ob normale Menschen, Wære, Feen oder Vampire, uns gegenseitig zufügten.
Heute war die richtige Nacht, um die Weisheit zu bitten zu erkennen, wann Instinkte nützlich und wann sie schädlich waren. Nur wenn alle lernten, ihre Impulse zu kontrollieren, war eine friedliche Koexistenz möglich. Dazu kam noch der Blaue Mond, der selbst besondere Wünsche wahr werden ließ – die Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen.
Ich stieg über die Bänder, stellte mich in die Mitte meines Schutzkreises und des Pentagramms und hob die Arme. »Ich rufe die Herrin der Geheimnisse! Die dreifaltige Göttin. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft … Königin des Himmels, der Erde und der Unterwelt. Jungfrau, Mutter und Greisin! Königin der Hexen! Meine Göttin, Hekate !«
Mit dem Mond zugewandtem Gesicht zentrierte und erdete ich mich. Meine Atmung wurde ruhiger. »Wenn ich nun den Mond herunterziehe, befreie du sein Licht und seine Energie, verleih mir deine silberne und goldene Kraft, gib sie in die Obhut dieses Körpers und fülle mich damit .«
Ich starrte auf das leuchtende Rund über mir, öffnete den Mund und trank die mondhelle Luft. Ich streckte mich, als könnte mein Geist von meinen ausgestreckten Armen bis hinauf an den Mond reichen und mit den Fingerspitzen über seine Oberfläche streichen. Ich streckte mich weiter, weit darüber hinaus. Ich schickte meinen Willen zu den Gestirnen und meinen Wunsch zum Blauen Mond, dann ließ ich die Worte in mir erklingen und meine Lippen flüsterleise verlassen: »Ich nehme die Macht der Lustrata an. Gib mir die Weisheit, den Pfad nicht zu verlassen, damit ich die sein kann, zu der du mich gemacht hast, damit ich die Ziele erreiche, die du mir gesetzt hast, damit ich dein Werkzeug sein kann, demütig und gerecht, und ich meine Bestimmung erfülle .«
Über mir sah ich meinen Wunsch, meine Worte, die als glühende Symbole durch die Astralsphäre wirbelten und ein Lichtmuster bildeten, das in den Ätherleib herabschwebte. Zu meinem Erstaunen bildete jedes Symbol dort einen Kreis, der sich mit seinem Nachbarkreis zu einer Art Kettenhemd verband. Dann senkte sich der Mantel aus Licht – aus meinen sichtbar gewordenen Worten – auf meine Schultern. Über dem Herzen war eine Plakette mit dem Symbol einer Waage, Symbol der Gerechtigkeit, befestigt.
Hekates Geschenk an mich. Als ich ihre Billigung spürte, gaben meine Knie nach und ich sank zu Boden.
»Wenn du mir einen Wunsch zugestehst, dann gib mir auch die Fähigkeit zu wissen, wann ich Recht sprechen und wann ich Hilfe anbieten muss. Ich möchte mein Herz kennen und darauf vertrauen können, dass es stark ist und mich sicher führt, statt meine Bestimmung mit törichten Emotionen zu verraten. Möge mein Herz den Unterschied erkennen.«
28
Am nächsten Morgen, als Beverly noch schlief, brachte ich eine Schachtel mit Donuts und zwei Sechserpackungen Orangensaft in den Sturmkeller. Die Einfahrt säumten geparkte Autos – wie immer bei Vollmond. Zwei davon sah ich zum ersten Mal. Einer gehörte, so vermutete ich, Theo, die ihren alten Geländewagen bei einem Unfall zu Schrott gefahren hatte. Der andere weckte meine Neugier, obwohl es nicht ungewöhnlich war, dass unbekannte Wære unangemeldet kamen, wenn zufällig noch Platz war. Erschienen sie allerdings regelmäßig, so würden wir zusätzliche Käfige aufstellen müssen.
Ich zog die Kellertür hinter mir zu und ging leise die Stufen in die Unterwelt voll schnarchender Wærwölfe herunter. Ich hätte zwar gern etwas Licht hereingelassen, fürchtete aber, dass die kühle Luft, die damit einherging, sie wecken würde. Neben der Treppe stapelten sich Koffer und Reisetaschen. Da sich meine Augen noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten, machte ich sicherheitshalber einen großen Bogen um sie. Ich stellte das Gebäck und die Getränke auf den Boden und näherte mich dem ersten Käfig. Ein schwarzes Paar, das ich nicht kannte, kuschelte sich im Heu aneinander. Nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte, ging ich zum nächsten Käfig, wo Celia und Erik in der Löffelchen-Stellung lagen. Im Zwinger daneben entdeckte ich Tom und Jericho – wir nannten sie Tom und Jerry wie in dem Zeichentrickfilm – , dann kam Theo. Sie hatte ein Bein über Feral gelegt, der mit weit gespreizten Beinen und Armen auf dem
Weitere Kostenlose Bücher