Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle
trage ein Stigma und weiß mehr über Vampire und den WEC , als ich je gedacht hätte. Ich wollte Johnny in dieser Nacht, ja, aber ich wusste nicht, ob es richtig war. Schließlich gab ich dem Gefühl doch nach, und er … er konnte nicht einmal zwei Tage warten, bis ich mich an die Idee einer weiteren bedeutenden Veränderung in meinem Leben gewöhnt hatte .« Ein paar heiße Tränen kullerten aus meinen Augen. Immerhin klang ich wütend und nicht selbstmitleidig. »Das heißt aber nicht, dass ich dumm oder schwach bin .«
»Das finde ich auch. Du warst nur voreilig. Es ist immer ratsam, sich ein wenig Zeit zu nehmen, um die möglichen Konsequenzen einer Entscheidung zu überdenken .«
Ich strich über Amenemhabs Rücken. Das Gefühl seines rauen Fells unter meiner Hand hatte etwas Tröstendes.
»Persephone « , sagte der Schakal sanft und klopfte mit der Pfote auf den Boden. »Es war richtig, dass du zu Johnnys Auftritt gegangen bist. Du bist deinem Herzen gefolgt. Ich habe dich dazu ermuntert, und es tut mir leid, dass du verletzt wurdest. Doch die Handlungen der anderen kannst du nie kontrollieren. Nur deine Reaktionen darauf .«
»Ich weiß « , sagte ich leise.
»Mir war nicht klar, dass du schon so viel in diese Beziehung investiert hattest .«
Investiert? Was für ein komischer Ausdruck in diesem Zusammenhang. Als wenn Gefühle eine Transaktion an der Wall Street wären. Wo war die »Hals über Kopf « -Romantik geblieben? Was war mit Verliebtheit? Verliebte man sich heutzutage denn nicht mehr?
»Weißt du eigentlich, was es heißt, an einen Vampir gebunden zu sein ?« , fragte ich.
Er legte eine Pfote auf meinen Oberschenkel. »Weißt du es denn ?«
Ich rief mir meine Reaktionen auf Menessos’ Anwesenheit bei dem Eximium in Erinnerung, die Erregung, die ich gespürt hatte. »Ich bin gerade dabei, es herauszufinden .«
»Aber du wolltest es doch so, oder ?«
»Ja, ja. Ich weiß, wir haben das bereits ausführlich besprochen, und trotzdem macht es mir Angst .«
Der Schakal legte den Kopf schief. »Das sollte es auch. Menessos ist unendlich mächtiger als ein normaler Vampir .«
»So, wie ich die Sache sehe, ist das nur ein Grund mehr, ihn zu fürchten und zu meiden .«
»So, wie ich die Sache sehe, ist das nur ein Grund mehr, ihn auf deiner Seite wissen zu wollen .«
»Auf meiner Seite ?« Ungläubig stand ich auf. »Meine Seite? Als könnte ich ihn je für meine Zwecke nutzen oder ihn gegen seinen Willen zwingen, sich in den Dienst einer einfachen Sterblichen zu stellen .« Ich schüttelte den Kopf. »Unmöglich .«
Amenemhab sah mich an, als wäre er unsicher. »Aber du bist keine ›einfache‹ Sterbliche .«
»Wenn Menessos wüsste, dass ich die Lustrata bin, würde er mich umso stärker kontrollieren wollen .« Meine Stimme wurde leiser. »Auch er hat mich benutzt .«
»Weißt du es denn nicht ?«
»Was soll ich wissen ?«
»Natürlich … Jetzt ergibt alles einen Sinn .«
»Was ?« , fragte ich ungeduldig.
»Persephone, du bist so damit beschäftigt, dich zu definieren , dass du nicht mehr erkennen kannst, wer du bist. Du bist nicht entweder dieses oder jenes. Du bist nicht entweder die liebevolle Enkelin oder das Vorbild für Beverly. Entweder die Lustrata oder Johnnys Geliebte. Entweder eine gezeichnete Hexe oder jemand, für den sich Menessos interessiert .« Er lehnte sich näher zu mir. »Du bist alles zusammen und noch vieles mehr. Hör auf, diese Trennungen zu ziehen, und erkenne dich selbst .«
Mir fiel Johnnys Brief ein. Du errichtest deine Grenzen wie Linien, die dein Denken nicht überschreitet. Geh andere Wege. Wo ist dein Mut geblieben ?
»Die Gerechtigkeit ist eine Frau. Du hast doch sicher schon Statuen von Justitia gesehen, oder ?«
»Ja « , antwortete ich.
»Und? Glaubst du, das ist ein Zufall ?«
Justitia wird stets mit einer Waage in der Hand dargestellt, sie hält alles im Gleichgewicht. »Nein. Aber sie ist blind .« Ich dachte an die Eldrenne.
»Das ist sie nicht. Sie trägt nur eine Binde vor den Augen, um zu verdeutlichen, dass sie gerecht abwägt und keine der betroffenen Parteien übervorteilt. Sie lässt sich nicht von Namen, Reichtum, Macht oder Schwäche beeinflussen. Ihre Entscheidung trifft sie aufgrund von verlässlichen Fakten, der Wahrheit oder Handlungen und ihren Konsequenzen. Durch die verbundenen Augen soll sichergestellt werden, dass sie sich nicht von ihren Gefühlen oder von Äußerlichkeiten leiten lässt, wenn sie ihr
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