Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle
WEC deinen Namen unter den Bannschleier setzt, erkennt er dich nicht mehr als Hexe an. Das bedeutet für dich: keine Mitgliedschaft, keine Unterstützung, kein Mitbestimmungsrecht, keine Teilnahme an den Ritualen. Eine erneute Aufnahme ist ausgeschlossen. Außerdem wird dir das Recht abgesprochen, für andere Magie auszuüben. Nicht einmal Kartenlegen ist erlaubt. Du wirst also zwangsweise zur Einzelgängerin, aber anschließend lassen sie dich in Ruhe. Ist also keine große Sache, wenn du ohnehin schon allein praktizierst. Wirst du allerdings mit einem Bindefluch belegt, werden deine magischen Kräfte sozusagen eingesperrt. Der Zauber bindet deine Macht, so als würde er deine Aura verhärten und versiegeln, bis sie zu einer Wand geworden ist, die dich vom Universum trennt – magisch gesehen .«
Da ich die Konsequenzen aussprach, wurde mir klar, wie verheerend sie für mich wären. Wäre ich gebannt und wären meine Kräfte gebunden, dann würde ich die Leylinie nicht hören, wenn sie mich rief. Ich fragte mich, ob der Zauber auch in der Lage wäre, das Band, das mich mit Menessos verband, zu durchtrennen, ohne dass ich die guten Seiten meiner Persönlichkeit aufgeben müsste.
Wortlos ging ich aus der Küche und ließ die Männer mit ihrem köstlich riechenden Braten zurück. Ich wählte einen Weg durch die anderen Zimmer, vermied den Flur mit der Treppe, damit Nana mich nicht entdecken und wieder von Neuem mit ihrer Tirade anfangen konnte. Nicht dass sie den Atem dazu gehabt hätte, während sie die Treppe erklomm. Ich ließ mich auf die Cordcouch im dunklen Wohnzimmer sinken.
Meine Gedanken rasten hin und her, suchten nach etwas anderem, mit dem sie sich beschäftigen konnten.
Das Wohnzimmer hatte normalerweise stets eine beruhigende Wirkung auf mich, auch wenn ich in den letzten Wochen nicht allzu viel Zeit zum Ausruhen gehabt hatte. Hier bewahrte ich meine Bücher über Artus und Camelot auf. An den tiefroten Wänden hingen gerahmte Poster mit Porträts von Figuren aus Sagen des 19. Jahrhunderts. Die Möbel waren eine Mischung aus Antiquitäten, die ich bei Garagenverkäufen gefunden hatte, und bequemen, eher modernen Stücken. Dieser Raum entsprach meinem Wesen am meisten von allen im Haus.
IchdachteandasZimmeraufdemDachboden,dasJohnnybezogenhatte.DieGipskartonwändehatteneinenblassgrünenAnstrich,undderBlindbodenwarmitWalnusslaminatausgelegt.ErachteteauffallendstarkaufOrdnungundmachtesogarseinBett – einebreiteMatratzeineinemeinfachenRahmenohneKopf-undFußteil.MichdurchzucktederGedanke,dasser vielzugroßfürdieMatratzewarundseineFüßehinausragenmussten.IneinerEckehatteerseinesiebensaitigeGitarreineinemStändernebeneinemVerstärkeraufgestellt.EinachteckigerKlapptisch,einpaarPlastiktonnenundeinhochflorigerbeigefarbenerTeppich – ausmehrbestandseineEinrichtungnicht.DerRaumstrahltenichtsHeimeligesaus,esgabkeineFotos,keinePoster,keinenNippes,alleswarsehrspartanisch.Irgendwiepassend,schließlichwarJohnnyjaalsmeinBewacherhier.Nicht,dassichmichjesehrlangedortobenaufgehaltenhätte,abergelegentlichhatteichihmdocheinenKorbsaubererWäschehochgebracht.
Über Johnnys Schlafzimmer nachzudenken brachte mir jedoch auch nicht die erhoffte Ruhe.
Ich setzte mich aufrecht hin, zog die Schublade des Beistelltisches auf und fand ein Feuerzeug. Ich erhob mich, entzündete drei nach Mandarine und Ingwer duftende Kerzen, verteilte sie im Raum und kehrte wieder zur Couch zurück. Im flackernden Kerzenlicht und mit auf ein Gemälde über dem Kaminsims gerichtetem Blick hielten meine Gedanken endlich inne.
Es war ein echter Waterhouse, Ariadne in Öl. Das Gemälde musste ein Vermögen wert sein. Menessos hatte es mir geschenkt, nachdem ich mich dagegen entschieden hatte, ihn zu pfählen. Natürlich war hier, über dem Kamin im Wohnzimmer eines Farmhauses, nicht der richtige Platz für so ein Meisterwerk, aber zu wissen, dass ich es jederzeit ansehen und tagträumen konnte, das war wunderbar. Wenn ich nur je die Zeit gehabt hätte, mich hinzusetzen und tagzuträumen.
Die Unterlagen der Versicherung – die Menessos bezahlte – hatte ich einen Tag nach dem Gemälde per Kurier erhalten, zusammen mit der Ankündigung, dass eine Firma eine Alarmanlage installieren würde. Menessos hatte seine Telefonnummer und seine E-Mail-Adresse für den Fall beigefügt, dass ich noch Fragen hatte. Obwohl ich den Verdacht hegte, dass Menessos irgendetwas im Schilde führte, bedeutete mir das Gemälde sofort so viel, dass ich mich darauf
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