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Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Titel: Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Haar das Bewusstsein verlieren ließ. Er prallte hart mit dem Schädel gegen den hölzernen Bottich, spürte eine Woge dumpfer Schwere in sich aufsteigen und sah ein helles metallisches Blitzen vor sich. Ganz instinktiv riss er die Arme hoch und warf den Kopf zur Seite. Ein brennender Schmerz zuckte durch seine Handfläche. Die Messerklinge fuhr mit einem dumpfem Schlag einen Inch neben seinem Gesicht in den Bottich. Miss Lugosi stieß ein wütendes, beinahe quäkend klingendes Geheul aus, sprang auf seine Brust und rammte ihm die Knie in den Leib, dass ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde.
    Andara reagierte, ohne wirklich zu denken. Seine Linke umklammerte Miss Lugosis Handgelenk und blockierte so ihr Messer, während er mit der anderen Hand die wütenden Hiebe abzublocken versuchte, die auf sein Gesicht herunterprasselten. Schließlich gelang es ihm, ihren Arm beiseite zu schlagen und die Finger in ihr Haar zu verkrallen, um sie so von sich herunter zu zerren.
    Wenigstens versuchte er es.
    Ihr Haar ging ab.
    Ihr Gesicht auch.
    Darunter kam ein entsetzlicher Alptraumschädel zum Vorschein: glatte, grünlich-schwarz schimmernde Haut, die sich über einem flachgedrückten Krötenschädel spannte, ein breitlippiges Maul, in dem rasiermesserscharfe Knochenplatten die Stelle von Zähnen einnahmen und große, glotzende Fischaugen, hinter halb durchsichtigen, gelierten Nickhäuten verborgen. Das absurde Ding war völlig haarlos. Es gab keine Ohren, und anstelle einer Nase erblickte er nur zwei senkrecht geschlitzte Wunden, aus denen eine grünliche, eiterige Flüssigkeit tropfte.
    Eine Sekunde lang starrte Andara ungläubig auf die dünne fleischfarbene Maske, die so perfekt eine menschliche Physiognomie vorgetäuscht hatte, dann wieder auf die verzerrte Alptraumfratze des Tiefen Wesens. Das Ungeheuer schien durch das Geschehen ebenso überrascht und erschreckt wie er selbst – aber es fand seine Fassung weit schneller zurück. Mit einem quäkenden Wiehern fegte es seine Arme beiseite, schlug ihm die geballte Faust gegen die Kehle und riss das Messer in die Höhe. Die Klinge züngelte wie der Giftzahn einer stählernen Schlange nach seinem Gesicht.
    Andara griff mit der Kraft der Verzweiflung zu, packte die Klinge mit bloßen Händen und zerrte daran.
    Der Schmerz war entsetzlich. Flüssiges Feuer schien durch seine Hände zu toben. Er schrie, bäumte sich auf und zerrte noch heftiger an der Waffe. Und er hatte Erfolg. Seine wahnwitzige Gegenwehr schien das groteske Ungeheuer vollkommen zu überraschen, denn es ließ das Messer los. Eine halbe Sekunde später schleuderte Andara die Klinge davon, ballte die Faust und schlug sie dem Froschmenschen mit aller Kraft ins Gesicht.
    Er hatte erwartet, auf festen Widerstand zu treffen, aber es war, als schlüge er in einen gewaltigen, schleimgefüllten Sack. Die Alptraumfratze des Tiefen Wesens beulte sich ein, bis Andaras Faust in seiner Visage zu verschwinden schien. Mit einem quäkenden, schmerzerfüllten Wiehern kippte es von Andaras Brust herunter, schlug die schwimmhäutigen Pfoten vor das Gesicht und versuchte mit ungelenken Bewegungen, wieder auf die Füße zu kommen.
    Andara gab ihm keine Chance. Jetzt, als er über die wahre Identität der vermeintlichen Miss Lugosi aufgeklärt war, ließ er sämtliche Rücksicht fahren. Blitzschnell sprang er auf, riss die Klinge seines Stockdegens aus ihrer Umhüllung und durchbohrte das Monstrum, noch bevor es sich auch nur halb erhoben hatte. Die Kreatur stieß einen blubbernden Seufzlaut aus, kippte auf die Seite und blieb mit zuckenden Gliedern liegen. Eine Lache grünlich schillernden Blutes bildete sich unter ihrem Körper.
    Andara taumelte zurück. Mit einem Male hatte er nicht mehr die Kraft, seine Waffe zu halten. Der Stockdegen polterte zu Boden, er wankte, sank schweratmend auf die Knie und presste die Kiefer aufeinander, um einen Schmerzlaut zu unterdrücken. Blut lief in breiten Strömen aus seinen zerschnittenen Händen und besudelte seine Kleider, und der Schmerz nahm nicht an Intensität ab, sondern im Gegenteil zu. Andara stöhnte gepresst, kämpfte den Schmerz mit aller Willenskraft nieder und überzeugte sich noch einmal davon, dass das Tiefe Wesen wirklich tot war und keine Gefahr mehr darstellte. Erst dann stemmte er sich mühsam auf die Füße hoch, taumelte aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Das Haus begann vor seinen Augen zu verschwimmen, während er sich auf die Tür seines Zimmers zuschleppte. Ein

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