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Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Titel: Hexer-Edition 02: Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gesten, noch einen Moment zu warten. Der Mann nickte und begann nervös mit seiner Peitsche zu spielen. Auf der anderen Seite der Straße bewegten sich Schatten.
    Die Tür wurde lautstark entriegelt, öffnete sich jedoch nur wenige Zentimeter, ehe sie von einer vorgelegten Kette gesperrt wurde. Ein paar dunkler, noch halb vom Schlaf verschleierter Augen blickten misstrauisch zu mir heraus. »Wat gibt’s?«
    Die Begrüßung war nicht gerade freundlich, aber ich schluckte die scharfe Entgegnung, die mir auf der Zunge lag, herunter, trat höflich einen halben Schritt zurück und deutete eine Verbeugung an. »Guten Abend, Sir«, sagte ich steif. »Ich … suche einen Ihrer Gäste. Wenn Sie vielleicht so freundlich wären -«
    »Bin ich nich«, unterbrach mich der andere. »Wissense überhaupt, wie späts is?«
    »Kurz nach Mitternacht«, antwortete ich automatisch. »Aber mein Anliegen ist wichtig.«
    Mein unfreundliches Gegenüber seufzte, verdrehte die Augen und wollte die Tür ins Schloss werfen, aber ich hatte mittlerweile den Fuß im Spalt, und die straff gespannte Kette hinderte ihn auch daran, die Tür noch weiter zu öffnen, um etwa hinauszukommen und handgreiflich zu werden. Der Typ dazu war er.
    »Also gut«, murmelte er schließlich. »Mit wem wollense sprechn?«
    »Mit Howard«, antwortete ich. »Einem Ihrer Gäste. Vielleicht wären Sie so nett -«
    »Howard? Hier gibts keen Howard nich«, behauptete der andere. »Hier hats auch nie nich ein gegeben.«
    Das war gelogen. Ich spürte es im gleichen Moment, in dem er die Worte aussprach. Ich habe schon immer gewusst, wenn mich jemand belügt.
    »Das ist nicht wahr«, sagte ich ruhig. »Warum ersparen Sie sich und mir nicht unnötigen Ärger und holen Howard herunter?«
    Im Gesicht meines Gegenübers zuckte es. Ich konnte im schlechten Licht nicht sehr viel von seinen Zügen erkennen, aber was ich sah, gefiel mir gar nicht. Eine halbe Minute lang musterte er mich durchdringend von Kopf bis Fuß, aber ich ließ ihm keine Zeit sich irgendwelche neuen Ausreden auszudenken.
    »Ich will Ihnen wirklich keinen Ärger machen, Sir«, sagte ich, noch immer freundlich, aber in hörbar schärferem Ton als bisher. »Mister Howard und ich sind sogar gute Freunde, auch wenn er mich noch gar nicht kennt. Aber ich kann natürlich auch in meine Kutsche steigen und in einer halben Stunde mit der Polizei wieder zurückkommen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    Es war ein Schuss ins Blaue, aber er traf. Der andere erschrak sichtlich, sah mich mit einer Mischung aus neu erwachtem Respekt und schierer Mordlust an und schürzte die Lippen. »In Ordnung, Mister Oberschlau«, knurrte er. »Nemse den Fuß ausser Tür. Ich mach auf.«
    Ich sah ihn einen Moment scharf an, nickte knapp und trat wieder zurück. Die Tür krachte unnötig hart ins Schloss, und eine halbe Sekunde später hörte ich ihn mit der Kette hantieren. Die Tür schwang erneut auf und gewährte mir einen Blick auf einen düsteren, nur von einer einzigen, halb heruntergebrannten Kerze erleuchteten Korridor. Ich erschrak ein wenig, als ich sah, wie groß und breitschultrig der Kerl war, mit dem ich bisher geredet hatte. Er war ungefähr eine halbe Handspanne kleiner als ich, aber gut doppelt so breit und von der untersetzten, massigen Art, die Muskeln verriet, wo bei anderen Leuten vom gleichen Gewicht Fett war. Sein Gesicht wirkte noch immer verschleiert – offensichtlich hatte ich ihn aus dem tiefsten Schlaf gerissen – und die Hängebacken, die leicht vorstehende Oberlippe und die schweren Tränensäcke unter den Augen gaben ihm etwas von einer missgelaunten Bulldogge. Hätte ich ihn gleich richtig gesehen, hätte ich wahrscheinlich einen etwas weniger dreisten Ton angeschlagen.
    Aber dann hätte er mich wahrscheinlich auch nicht hereingelassen.
    Rasch trat ich an ihm vorbei in den Flur, drehte mich herum und winkte dem Kutscher zu. Der Mann tippte kurz an die Krempe seines schwarzen Zylinders, ließ seine Peitsche knallen und fuhr los.
    Der Türsteher blickte der Kutsche nach, bis sie in der Nacht verschwunden war, schüttelte den Kopf und knallte die Tür zu. »Das war nich so klug«, sagte er, »den Wagen wegzuschicken.«
    Die Art, in der er die Worte aussprach, gefiel mir nicht; ebenso wie die Art, in der er mich ansah. Beides hatte etwas Drohendes.
    Ich versuchte, seinem Blick standzuhalten und möglichst gelassen auszusehen, aber es gelang mir nicht sehr gut.
    »Warum?«
    »Weil ich nich glaub, dass H.P. Sie empfangn

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