Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
zurückgestellt hatte.
    Sean nickte ihm zu und bat um erneute Füllung. Während er das Bier zapfte, fuhr der Wirt fort: »Nicht einmal in der Kirche lassen sie sich blicken. Wenn Sie mich fragen: Es ist Gesindel, gottloses Gesindel, das man schon längst zum Teufel hätte jagen sollen.«
    »Und warum tun Sie es dann nicht?«, fragte Sean lächelnd.
    Der Wirt kniff die Augen zusammen und wischte mit einem speckigen Lederlappen über die Theke.
    »Weil Mr. Baltimore einflussreiche Freunde hat«, sagte er schließlich.
    In seiner Stimme schwang Resignation mit. Es schien nicht gerade das erste Mal zu sein, dass er sich mit dieser Frage beschäftigte. Und die Antwort, zu der er gelangte, schien ihm nicht zu behagen.
    »Was für Freunde?«
    Der Wirt drehte sich wortlos um und machte sich am Feuer zu schaffen. Als er ein paar neue Holzscheite in die Flammen warf, stoben Funken auf.
    »Wollen Sie nun das Zimmer, oder nicht?«, fragte er über die Schulter.
    Sean zuckte mit den Achseln. Er spürte, dass er aus dem Mann nichts mehr herausbekommen würde. Zumindest nicht mehr heute Abend. Wenn er weiter in ihn drang, würde sein Misstrauen nur erneut aufflammen.
    »Gut«, sagte er, »ich nehme es. Ich kann mich morgen Früh immer noch auf den Weg zu diesem seltsamen Haus machen. Können Sie mir den Weg beschreiben?«
    Der Wirt nickte widerstrebend, reichte ihm sein Bier und erklärte ihm, wie er Mr. Baltimores Haus fand.
     
    »Nein, Sir.«
    Das Gesicht des fahrenden Händlers verzog sich zu einer Grimasse, die wahrscheinlich ein Lächeln darstellen sollte, aber eher wie ein höchst schadenfrohes Grinsen wirkte. Sein Atem bildete kleine, neblige Fetzen vor seinem Gesicht und verlieh seinen Worten etwas Unwirkliches.
    Es war wieder kalt geworden in den letzten Tagen, und widerwillig hatte ich erkennen müssen, dass auch in den großen Städten noch tiefer Winter herrschte. Die Ereignisse im Wald von Durness hatten meinen Zeitsinn durcheinander gebracht und mich vergessen lassen, dass der Frühling nicht mehr fern war.
    Es wurde Zeit, dass die Sonne die finsteren Wintertage zurückdrängte und die Menschen aufatmen ließ. Auch ich brauchte Ruhe und Wärme, nicht nur körperlich. Aber ich ahnte, dass mir das vorerst nicht vergönnt sein würde.
    »Würden Sie mir dann wenigstens sagen, wie ich zur Grafschaft komme?«, fragte ich.
    Mein Gegenüber schüttelte den Kopf, langsam, aber mit der Bedächtigkeit eines Mannes, der weiß, was er will.
    »Ich sehe keine Veranlassung dazu«, sagte er schließlich.
    Die Waren, die er vor sich in dem kleinen, selbstgezimmerten Bauchladen trug, klimperten leise, als er sich wieder in Bewegung setzen wollte. Ich hielt ihn am Ärmel seines zerschlissenen Mantels fest.
    »Nicht so rasch, Freund«, sagte ich, und bevor er an Gegenwehr denken konnte, brachte ich eine Pfundnote zum Vorschein.
    In seinen Augen schimmerten gleichermaßen Misstrauen wie Habgier. Ich sah, wie er nach dem Geldschein greifen wollte, aber irgendetwas hielt ihn zurück.
    »Ich bin doch kein Auskunftsbüro, Sir«, knurrte er. »Und wenn Sie jetzt so freundlich wären, mich loszulassen, bevor ich meine gute Kinderstube vergesse.«
    Ich gab ihn überrascht frei und trat einen Schritt zurück.
    Bis jetzt hatte ich dem Mann keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt und ihn für einen der fliegenden Händler gehalten, die alles verkaufen und oft mehr über die Gegend wissen, durch die sie ziehen, als die einheimische Bevölkerung. Ich hatte es für eine gute Idee gehalten, mich an ihn zu wenden, um an Informationen zu kommen, die ich brauchte, aber irgendetwas in dem Tonfall des Mannes ließ mich aufhorchen.
    Es schien beinahe so, als wisse er mehr über den Ort, nach dem ich fragte, als ich vermutet hatte.
    »Ist ein Pfund für eine einfache Auskunft etwa zu wenig?«, fragte ich scharf.
    »Geld.« Der Händler spuckte das Wort fast aus. »Sie, Sir, und Ihresgleichen setzen wohl immer auf die Kraft des Geldes, was? Sie meinen wohl, Sie könnten sich alles kaufen, nur weil Sie als Sohn eines fetten Geldsacks zur Welt gekommen sind!«
    Ich spürte, wie Ärger in mir hochwallte. Ärger vor allem darüber, dass man mich für einen jungen Stutzer halten konnte, obwohl ich doch weiß Gott in den Slums von New York mehr als nur flüchtige Bekanntschaft mit den Härten des Lebens gemacht hatte.
    Immerhin war ich dort aufgewachsen.
    Das konnte dieser Mann zwar nicht wissen, aber er hatte kein Recht, so mit mir zu reden – und dann noch in

Weitere Kostenlose Bücher