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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schließlich auf eine feuchte Wiese, die sich bis zu einem großen Buchenhain hügelabwärts zog.
    Er versuchte sich an die Beschreibung des Wirts zu erinnern, aber irgendwie bereitete es ihm Mühe, die Erklärungen, die er in einem hellen, freundlichen Schankraum gehört hatte, mit der kalten, nebelwallenden Wirklichkeit in Einklang zu bringen.
    Er sah sich um.
    Der Nebel war ihm nachgekrochen wie ein schwerfälliges Tier, das seiner Beute folgte, und ein sonderbarer, schwer zu definierender Geruch hing in der Luft. Sean erinnerte sich an den Buchenhain, und daran, dass er sich zwischen den Hügeln halten musste, um auf den Wald zu stoßen.
    Vor ihm erstreckte sich eine Wiese, die durch eine dicht wuchernde Hecke vom Dorf abgetrennt war und irgendwo in der Ferne auslief, ohne dass er erkennen konnte, wo. Der Nebel erstreckte sich jetzt auch vor ihm und begann die Welt in ein Schattenkabinett zu verwandeln.
    Als er die Hecke erreichte, entdeckte Sean eine Lücke in der grünen Mauer, die von einem Tor verschlossen wurde. Er zerrte am Gatter und zog es mühelos zur Seite. Obwohl ihm nicht wohl dabei war, zog er es hinter sich wieder zu.
    Es war immerhin möglich, dass er nicht mehr ins Gasthaus zurückkehrte, und er wollte nicht, dass sie sofort wussten, wohin er gegangen war, auch wenn es sicher nicht schwer sein würde, es zu erraten. Er beschleunigte seine Schritte.
    Es dauerte nicht lange, bis ihn das bedrohliche Dunkel des Waldes einhüllte. Die Hecke war an der Waldseite licht und wirkte teilweise wie abgefressen; er hatte keine Mühe, sie zu übersteigen und einen Pfad zu erreichen, der zwischen den Bäumen verschwand.
    Aber der Boden war glitschig und er verfluchte sein leichtes Schuhwerk, mit dem er nur schwer Halt fand. Der Nebel wanderte ziellos zu beiden Seiten des Pfads hin und her, verschonte aber seltsamerweise den Weg.
    Die Baumreihen zu beiden Seiten wurden immer dichter und er hatte Mühe, sich zurechtzufinden. Immer wieder stieß er gegen Äste und Gestrüpp, und manchmal musste er sich mit ausgestreckten Händen weitertasten wie ein Blinder.
    Und dann entdeckte er das Licht.
    Zuerst hielt er es für Mondschein, der durch die dichte Wolkendecke brach, aber dann bemerkte er das Schwanken und unruhige Flackern einer Lampe. Es war ein trüber Lichtschein von der anderen Seite des Waldpfads, und er hielt auf ihn zu.
    Sean blieb stehen. Er spürte, wie ihn ein kaltes Frösteln überlief. Es war ausgeschlossen, dass er um diese Zeit und in dieser Gegend auf einen Spaziergänger traf, und noch dazu auf einen, der mit einer Lampe ausgerüstet war. Er kannte keine Angst vor der Dunkelheit, auch nicht in gespannten Situationen, aber dieser Wald und dieser Nebel waren etwas Besonderes.
    Er versuchte sich zu erinnern, wie weit er nach der Beschreibung des Wirts noch von seinem Ziel entfernt war, aber seine Erinnerung war wie weggeblasen; die Worte des Mannes schienen in keinem Zusammenhang mit seiner Umgebung zu stehen.
    Langsam zog er den schmalen Revolver aus der Jackentasche und entsicherte ihn.
    Die Lichtquelle war noch immer nicht zur Ruhe gekommen, tänzelte auf und ab, verschwand hinter Büschen oder Bäumen, tauchte aber immer wieder auf.
    Mit sanfter Beharrlichkeit hielt sie auf ihn zu.
    Sean verspürte den unwiderstehlichen Drang, sich umzudrehen und wegzulaufen, so weit und so schnell er konnte. Was oder wer auch immer da auf ihn zukam, schien genau zu wissen, wonach er suchte.
     
    »Rowlf«, sagte ich überrascht, als ich sah, wer in der Kutsche auf uns gewartet hatte. »Wie kommst du denn hierher?«
    Rowlfs breites, nicht gerade übermäßig sympathisches Gesicht verzog sich zu der Andeutung eines Lächelns.
    »Wammir zu langweilisch in London, Kleener. Dacht mir, dass ihr mich vielleicht brauchen tut. Und wie ich seh, hattich Recht.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich scharf.
    Ich bemerkte, wie Howard den Kopf schüttelte und dann aus dem schmalen Fenster blickte, als ginge ihn der weitere Verlauf der Unterredung nichts mehr an. Aber es gelang ihm nicht ganz, seine Nervosität zu überspielen.
    »Nix«, behauptete Rowlf. »Nur so’ne Bemerkung.«
    Ich wusste sehr gut, was er meinte. Meine wuchernden Bartstoppeln mussten im scharfen Kontrast zu meinem ansonsten gepflegten Äußeren stehen. Aber wie sollte ich meinen Gefährten erklären, warum ich es in den letzten Tagen krampfhaft vermieden hatte, in einen Spiegel zu sehen? Sie wussten nichts von Priscyllas Hilferuf und dem zersprungenen

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