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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einem Tonfall, der im krassen Gegensatz zu seinem Äußeren stand.
    »Sie hüten besser Ihre Zunge, Mann«, sagte ich so ruhig wie möglich. »Ich habe Ihnen ein schließlich nicht uninteressantes Angebot gemacht. Wenn Sie so wenig von Geld halten, warum laufen Sie dann überhaupt mit Ihrem Ramsch in der Gegend herum?«
    »Ich werde dir den Ramsch gleich um die Ohren hauen, du Grünschnabel«, zischte mein Gegenüber. »Was weißt denn du überhaupt von ehrlicher Arbeit? Ein Modegeck wie du, der sich sein Haar mit gezackten Streifen verziert und es noch nicht einmal nötig hat, sich zu rasieren. Willst du wissen, was ich davon halte, Kleiner?«
    Er stemmte die Hände in die Hüften und funkelte mich herausfordernd an. Obwohl er fast einen Kopf kleiner als ich war, strahlte er in diesem Moment etwas Bedrohliches aus.
    Langsam begann ich wirklich ärgerlich zu werden. Was bildete sich dieser Kerl ein? Die auffällige weiße Haarsträhne, die ich normalerweise unter einem Hut verbarg, war die bleibende Erinnerung an einen fürchterlichen Kampf mit einem alptraumhaften Monster, das mich fast vernichtet hätte, und jetzt hielt mir dieses dahergelaufene Subjekt das auch noch als Modetorheit vor.
    Nicht, dass ich nicht daran gewöhnt wäre. Aber es ärgerte mich trotzdem. Musste man denn jedem, der anders als die anderen war, gleich mit Feindschaft – oder, im besten Fall – mit Spott und Hohn begegnen?
    Bevor ich meiner Verärgerung Luft machen konnte, bemerkte ich einen Schatten, der auf uns zuhielt. Trotz der beginnenden Dämmerung hatte ich keine Mühe, den Schatten zu identifizieren.
    Ich stieß einen stummen Fluch aus und wandte mich dem Ankömmling zu.
    »Was machst du denn hier?«, fragte ich.
    In meiner Stimme musste noch immer Aggressivität mitschwingen, denn Howard verzog tadelnd das Gesicht und schlug mit dem Stock leicht auf das harte Kopfsteinpflaster. Sein Blick wanderte zwischen mir und dem Händler hin und her, und was er sah, schien ihm nicht zu gefallen.
    »Kann ich mal mit dir sprechen, Robert?«, fragte er. In seiner Stimme schwang soviel Bestimmtheit mit, dass ich unwillkürlich zusammenzuckte. Es war keine Frage, sondern ein Befehl.
    »Natürlich kannst du mit mir sprechen«, sagte ich ärgerlich. »Wenn ich nicht irre, tust du es ja bereits.«
    Howard nickte stumm. Er schien darauf zu warten, dass ich ihm folgte, aber ich hatte noch eine Kleinigkeit zu erledigen.
    Ich wandte mich wieder dem Händler zu, der Howards Auftritt schweigend verfolgt hatte.
    »Was ist nun«, herrschte ich ihn an. »Wollen Sie das Geld, oder verstößt es gegen Ihre Prinzipien, Modegecken etwas zu verkaufen?«
    Der Mann war verunsichert. Wahrscheinlich überlegte er, wie er den Preis hochtreiben konnte, aber Howards Erscheinen schien seine Pläne durcheinandergebracht zu haben. Mit einem »Modegecken« wie mir traute er sich wohl zu, fertig zu werden, aber Howard verunsicherte eigentlich jeden, der ihn zum ersten Mal sah. Es war etwas Düsteres an diesem Mann. Selbst ich spürte es noch, obgleich ich ihn weiß Gott lange genug kannte.
    Er griff mürrisch nach der Pfundnote und ließ sie in seinem Bauchladen verschwinden.
    »Gehen Sie nach Lowgreen«, sagte er mürrisch. »Das ist ein Nest sechs Meilen nördlich. Fragen Sie dort nach Baltimore.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Er setzte sich wieder in Bewegung und diesmal ließ ich ihn gehen. Ich hätte ihn gerne noch weiter ausgefragt – ein Pfund war eine Menge Geld, gerade in einer Gegend wie dieser, aber die Anwesenheit Howards hielt mich davon zurück.
    »Und nun zu dir.« Ich wandte mich an Howard. »Was willst du?«
    Howard presste die Lippen zusammen und musterte mich einen Herzschlag lang schweigend.
    »Du hast dich verändert, Junge«, sagte er schließlich. »Es geht mich vielleicht nichts an, aber du solltest besser nicht ohne Hut auf die Straße gehen. Die Leute beginnen schon über dich zu reden.«
    »Die Leute«, sagte ich verächtlich. »Was gehen mich die Leute an? Die sollen sich um ihren eigenen Dreck scheren.«
    »Du solltest mittlerweile wissen, dass sie gerade das nicht tun«, sagte Howard. »Oder hast du vergessen, dass man dich vor kurzem noch beinahe gelyncht hätte?«
    »Nicht nur mich«, brummte ich. »Außerdem ist das hier etwas ganz anderes.«
    »Ach ja? Und warum, wenn ich fragen darf?«
    Ich holte tief Luft, stemmte die Hände in die Hüften und sah Howard so feindselig an, wie ich konnte. Howard

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