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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wahre Freude dran gehabt.« Plötzlich grinste er. »Aber nur die Hälfte davon ist wahr.«
    »Ach, ja?«, fragte Sean, seinen letzten Satz bewusst ignorierend. »Das sollte man gar nicht für möglich halten. Hier sieht doch alles so friedlich aus.«
    »Finden Sie? Da sieht man, wie man sich täuschen kann.« Er beugte sich etwas vor und blinzelte Sean verschwörerisch zu. »Ich an Ihrer Stelle wäre etwas vorsichtiger mit der Wahl meiner Bleibe. Haben Sie wirklich noch nie von Mr. Baltimores Anstalt gehört?«
    Sean schüttelte den Kopf und gab sich Mühe, ein möglichst gelangweiltes Gesicht zu machen. Es gelang ihm nicht ganz, aber der Wirt merkte gottlob nichts davon.
    »Man erzählt sich so manches«, fuhr der Wirt fort. »Nicht unbedingt Dinge, die in die Zeitung gehören. Aber fest steht, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zugeht.«
    »Tatsächlich?« Sean brauchte seine Überraschung nicht zu heucheln. Er hatte nicht erwartet, dass er so schnell vorankommen würde. Bisher war er auf eine Mauer des Schweigens gestoßen, gleichgültig, wonach er gefragt hatte.
    »Wie merkwürdig, dass man mir ausgerechnet dieses Haus empfohlen hat«, fuhr er fort. »Aber daran sieht man mal wieder, wie wenig man auf die Ratschläge von Fremden geben sollte.«
    »Da haben Sie allerdings Recht, Sir«, pflichtete ihm der Wirt bei. Einen Moment blickte er Sean an und in seinen Augen blitzte eine Mischung aus Misstrauen und stärker werdender Neugier. Die Neugier gewann.
    »Und wenn ich mir einen Vorschlag erlauben dürfte«, fügte er mit einem raschen, listigen Lächeln hinzu. »Bleiben Sie doch einfach hier. Wir haben unter dem Dach noch ein Zimmer frei. Gar nicht teuer.«
    Sean nickte zögernd. »Das ist … sehr freundlich. Da ist … nur noch eine Kleinigkeit.«
    Er schloss die Hand fest um das Bierglas und warf einen Blick in die Runde. Die alten Männer hatten eine Pause gemacht und unterhielten sich leise. Es war nicht schwer zu erraten, worum sich ihr Gespräch drehte.
    »Ruhiger Abend«, bemerkte Sean.
    »Ganz recht, Sir. In der Woche ist hier nie viel los. Die meisten hier können es sich nicht leisten, unter der Woche in den Pub zu kommen. Es ist nicht viel Geld in der Gegend.« Der Wirt beugte sich noch ein Stück vor. Das Feuer hinter ihm knackte und warf bizarre Schatten auf die gegenüberliegende Wand. »Wollten Sie mir nicht noch etwas sagen, Sir?«
    Sean zuckte zusammen, hielt dem Blick des anderen einen Moment Stand und lächelte dann verlegen. »Ich … weiß nicht. Nach allem, was Sie bisher angedeutet haben, möchte ich zwar nicht unbedingt mit diesem Mr. Baltimore Bekanntschaft machen, aber ich fürchte, es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich habe mich für morgen Früh mit jemandem dort verabredet.«
    »Wenn das so ist.« Der Wirt zuckte mit den Achseln und zog sich ein Stück zurück.
    Sean glaubte fast, einen Fehler gemacht zu haben, aber der Wirt goss sich nur sein Glas voll und lehnte sich dann wieder über die Theke. Sein Gesichtsausdruck wirkte noch immer verschlossen, aber in seinen Augen glomm ein sonderbares Feuer.
    »Sie glauben mir wohl nicht, was?«, fragte er provozierend. »Sie meinen wohl, ich wollte Ihnen unbedingt ein Zimmer aufschwatzen?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Sean eine Spur zu schnell. »Es ist nur …«
    Der Wirt winkte mit einer großzügigen Geste ab. »Vergessen Sie es. Sie müssen selber wissen, was Sie tun, junger Mann.«
    »Aber dieses Haus …« Sean versuchte so etwas wie ein nervöses Zittern in seiner Stimme mitklingen zu lassen. »Was ist denn damit los?« Er lächelte, und er tat es absichtlich nervös. »Wenn ich schon dahin muss … Sie verstehen?«
    »Tja«, brummte der Wirt. Er warf einen Blick in die Runde, als wolle er sich vergewissern, dass ihnen niemand zuhörte. Wahrscheinlich tat ihm seine Redseligkeit bereits wieder leid, aber offensichtlich wollte er auch vor dem Fremden nicht das Gesicht verlieren. »Es kehren merkwürdige Leute dort ein. Nicht als Pensionsgäste, sondern … was weiß ich.« Er richtete sich zur vollen Größe auf und warf Sean einen misstrauischen Blick zu. »Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle«, fügte er hinzu, als müsse er sich vor sich selbst rechtfertigen.
    »Was für Leute?«, fragte Sean ungerührt.
    Der Wirt sah ihn gleichmütig an. »Nur Leute, Sir. Fremde. Londoner. Man kriegt sie höchstens mal bei der Durchreise zu Gesicht.«
    Er starrte auf das leere Glas, das Sean auf die Theke

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