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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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uns dort erwartete, wusste ich nicht, aber ich spürte, dass es besser war, wenn ich allein ging. Ich hatte schon einmal eine Überraschung mit Sean erlebt und ich war nicht erpicht darauf, sie zu wiederholen.
    Sean bewegte sich leise und geschickt wie ein Dieb. In seiner ganzen Art lag etwas Gespanntes, Selbstsicheres, das mich daran zweifeln ließ, dass er sich zum ersten Mal unerlaubt in fremdes Gelände einschlich. Ich wusste wenig über diesen Mann, zu wenig, um mir ein Urteil über ihn erlauben zu können, aber ich ahnte, dass er ein düsteres Geheimnis mit sich trug.
    Ich hätte ihn am liebsten geradewegs danach gefragt. Schließlich verfügte ich über die Fähigkeit, Lüge und Wahrheit zu unterscheiden. Aber mit jedem Schritt, den wir uns dem Haus näherten, fühlte ich mich weniger in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich musste wissen, wer Sean war, und doch musste ich diese Frage erst einmal verschieben.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Irgendwie überraschte mich die Größe des Hauses und seine bedrückende Atmosphäre. Die hohen, lichtschluckenden Mauern erinnerten mich an ein düsteres Gerichtsgebäude, das ich vor ein paar Monaten in London gesehen hatte. Es hatte etwas Abschreckendes an sich.
    Priscylla war hier, das spürte ich, aber da war … noch etwas anderes. Etwas, das sich zwischen Priscylla und mich geschoben hatte. Bevor ich dazu kam, darüber nachzudenken, hatten wir schon die Stufen erreicht, die zum Portal führten.
    Der Anblick ließ mich frösteln. Vor uns erhob sich eine mächtige, eisenbeschlagene Tür, die mir wie die Zugbrücke einer mittelalterlichen Festung vorkam. Sie strahlte etwas Bedrohliches aus. Ich musste mit Mühe die aberwitzige Vorstellung unterdrücken, dass die Tür donnernd auf uns hinabfuhr und ein berittener Trupp über uns hinwegsprengte.
    »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns bemerkbar machen«, sagte Sean leise. »Man könnte uns sonst noch für Einbrecher halten.«
    Ich nickte langsam und versuchte das ungute Gefühl zu unterdrücken, das mich dabei beschlich. Sean glaubte augenscheinlich immer noch, dass ich mit Mr. Baltimore bekannt war; ein Irrtum, der sich nur allzu bald aufklären würde. Ich musste eine Möglichkeit finden, Sean zum Öffnen des Türschlosses zu bewegen, ohne ihm die Wahrheit zu sagen.
    »Es hat keinen Sinn, um diese Zeit zu klopfen«, sagte ich. »Wir würden mehr Verwirrung stiften als alles andere.«
    Sean wirkte einen Moment verwirrt. Ich fürchtete schon, er würde misstrauisch werden und mich unter Druck setzen wollen, aber er schien nicht in der Stimmung dazu zu sein. Wieder musste ich mir mit Gewalt ins Gedächtnis zurückrufen, dass der Mann neben mir nicht der Sean war, den ich zu kennen glaubte.
    »Und was schlagen Sie vor?«, fragte er.
    Meine Gedanken flogen. Ich wusste, dass ich alles auf eine Karte setzen musste, um weiterzukommen, aber ich hatte auch Angst, mit einer spontanen Aktion sämtliche Chancen zu verspielen.
    Sean stand direkt neben mir und ich bemerkte aus den Augenwinkeln, wie er sich misstrauisch umsah, als fürchte er, dass uns aus den Tiefen des Gartens etwas gefolgt wäre.
    Ich hatte gesehen, wie er den Revolver in seiner linken Jackentasche verstaut hatte. Und ich wusste, dass sich eine Gelegenheit wie diese nicht mehr wiederholen würde.
    Blitzschnell griff ich zu, riss den Revolver aus Seans Tasche und presste ihn ihm in die Seite.
    »Keinen Mucks«, stieß ich hervor. »Ich schwöre Ihnen, ich drücke ab, Sean.«
    Sean spannte sich. Mein Angriff war zu überraschend gekommen, um ihm Zeit zur Gegenwehr zu geben. Aber ich wusste, dass ich den Riesen nicht unterschätzen durfte. Selbst mit der Waffe in der Hand fühlte ich mich nicht unbedingt sicher. Ich ahnte, dass er selbst dann noch mit mir fertig werden würde, wenn ich abdrückte.
    Ich spannte den Hahn und trat zwei Schritte zurück. »Und jetzt öffnen Sie die Tür«, sagte ich.
    Meine Stimme klang rau und heiser, und die Waffe in meinen Händen zitterte. Ich hoffte, dass Sean es nicht bemerkte. Ich musste dort hinein, koste es, was es wolle. Priscylla war irgendwo dort drinnen. Vielleicht schlief sie, vielleicht schwebte sie aber auch in akuter Lebensgefahr. Wie auch immer; ich hatte ihren Hilferuf nicht vergessen, und ich ahnte, dass ich keine Zeit mehr zu verlieren hatte.
    »Wie stellen Sie sich das vor?«, fragte Sean. »Wollen Sie mich etwa über den Haufen knallen, wenn ich mich weigere? Davon haben Sie auch nichts.« Er

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