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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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des Mannes schimmerte eine Wachsamkeit, die in keinem Verhältnis zu seinen drei Nachbarn stand, die volltrunken und selbstvergessen einen Tisch weiter saßen.
    Howard erkannte ihn. Es war der Mann, der neben dem Hintereingang gestanden hatte, als er und Rowlf die Gaststube »gestürmt« hatten. Schon bei dieser Gelegenheit war er ihm aufgefallen. Er hatte sich nicht an dem allgemeinen Durcheinander beteiligt, sondern beinahe als einziger einen kühlen Kopf behalten und zur schnellen Klärung der Angelegenheit beigetragen.
    »Setzen Sie sich doch zu uns, Sir«, forderte ihn Howard mühsam beherrscht auf. »Es scheint ja gerade so, als ob wir die einzigen wären, die dem Freibier einigermaßen widerstanden haben.«
    Er deutete lächelnd auf den Nachbartisch. Einer der drei Zecher war über seinem Bierglas zusammengesackt und bemühte sich, mit lautem Schnarchen das erhitzte Gespräch seiner beiden Freunde zu übertönen.
    Der Fremde nickte, lächelte knapp, holte sich dann einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. Er lehnte sich zurück und zog eine Schnupftabakdose hervor.
    »Wenn ich mich vorstellen darf«, fuhr er fort, während er sich eine Prise genehmigte. »Mein Name ist Richardson.«
    »Richardson«, murmelte Howard. »Ist das nicht ein skandinavischer Name?«
    »Ganz recht. Mein Großvater stammt aus Schweden. Wenn Sie so wollen, bin ich ein Zugereister in zweiter Generation.«
    »Aha.« Howard runzelte die Stirn. Richardsons Anwesenheit beunruhigte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Der Mann passte nicht nach Lowgreen. Genausowenig wie er selbst oder Rowlf. Aber sie hatten einen triftigen Grund, hier zu sein.
    »Ich hoffe, ich habe nicht Ihr Gespräch gestört«, bemerkte Richardson. »Ich hatte den Eindruck, als hätten Sie Wichtiges zu bereden.« Er beugte sich zur Seite und nieste lautstark. »Auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit … Entschuldigung.« Er brach ab, holte ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich.
    »Auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit, dass ich Ihnen behilflich sein könnte«, sagte er, nachdem er sein Taschentuch umständlich wieder verstaut hatte.
    »Uns behilflich sein?«, fragte Howard misstrauisch. Er hatte vom ersten Moment an gespürt, dass Richardson mehr als ein einfacher Bauer war, aber noch wusste er nicht, was er von ihm zu halten hatte. »In welcher Angelegenheit?«
    »Nun, Ihr stürmischer junger Freund hat sich selbständig gemacht und Sie fühlen sich für ihn … sagen wir mal, verantwortlich.« Richardson lehnte sich zurück und lächelte freundlich. »Nun sehen Sie mich nicht gleich so an, als ob Sie mich vergiften wollten. Ich meine es gut mit Ihnen.«
    Howard musterte ihn einen Moment schweigend. »Wer sind Sie?«, fragte er schließlich.
    Seine Stimme klang eisig; alle Freundlichkeit war aus seinem Blick gewichen. Was immer Richardson war, eins war er bestimmt nicht: ein einfacher Bauer, der nur nach einem Vorwand für ein gemütliches Schwätzchen suchte …
    »Mir gehört der einzige Laden in Lowgreen«, antwortete Richardson freundlich. »Wenn Sie so wollen, gehöre ich zu den Honoratioren des Ortes.« Er zuckte mit den Achseln. »Und das, obwohl die Menschen hier immer noch nicht vergessen haben, dass meine Familie erst vor einem halben Jahrhundert aus Schweden eingewandert ist. Es mag Sie überraschen, aber ich werde hier immer noch als Außenseiter betrachtet. Ich hoffe, dass meine Kinder nicht mehr darunter zu leiden haben.«
    »Fremde sin hier woll nich beliebt, wa?«, mischte sich Rowlf ein.
    Richardson musterte ihn einen Moment, bevor er nickte. »Fremde haben es in Lowgreen schwer. Aber an sich überrascht mich das nicht. So, wie sich die Nichteinheimischen aufführen, kann man es der Bevölkerung nicht verdenken, wenn sie etwas gegen sie hat.«
    »Ist diese Bemerkung gegen uns gerichtet?«, fragte Howard steif.
    Richardson schüttelte langsam und bedächtig den Kopf und beugte sich ein Stück nach vorn. Das Lächeln war aus seinen Augen gewichen und hatte einem besorgten Ausdruck Platz gemacht. »Ich spreche von den Leuten, die jenseits des Waldes wohnen. Von diesem Mr. Baltimore und seinen … nun, Gästen. Wenn Sie mich fragen: Erwähnen Sie hier besser niemandem gegenüber, dass Sie ihn kennen.«
    Howard ahnte, dass es ein Schuss ins Blaue war, aber er konnte trotzdem nicht verhindern, dass er zusammenzuckte. Er war diesem späten Gespräch mit Richardson einfach nicht gewachsen. Der Mann wusste mehr, als er bis jetzt

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