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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie vernichten würde, hätte es die Gelegenheit dazu.«
    »Das habe ich gesehen«, murmelte ich, aber wieder machte Balestrano diese schnelle, ärgerliche Geste, die mich davon abhielt, weiterzusprechen.
    »Nichts haben Sie gesehen, Craven«, fauchte er. »Was Sie gesehen haben, waren Visionen, Bilder, die dieses Ungeheuer Ihnen vorgegaukelt hat, um Sie zu verwirren und in Furcht zu stürzen. Schein und Wahrheit sind dort nicht mehr, was Sie hier in unserer Welt sind, Craven. Es kämpft mit den Waffen der Hölle und die Lüge ist eine ihrer mächtigsten. Was wirklich geschah, haben Sie nicht gesehen.«
    »Aber wir«, sagte Looskamp düster. Auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck ehrlicher, tiefer Sorge.
    »Es war kein Zufall, dass sich ein Dutzend der besten Magier unserer Bruderschaft hier in Amsterdam aufhielt, Craven«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    Looskamp lächelte verzeihend. »Jetzt überschätzen Sie Ihre Wichtigkeit, Robert«, sagte er in gutmütigem Spott. »Wir warfen ein Auge auf Sie, als wir hörten, dass Ihr Weg Sie nach Amsterdam führte, aber wir kamen nicht Ihretwegen zusammen.«
    »Und weshalb dann?«, fragte ich.
    »Das Labyrinth«, antwortete Looskamp, nun wieder vollkommen ernst. »Mit dem Auftauchen derer, die Sie die … GROSSEN ALTEN nennen« – er sprach den Namen erst nach kurzem Zögern und dann sehr hastig aus, als hätte er eigentlich etwas ganz anderes sagen wollen – »erwachten auch die Kräfte des pervertierten Tores wieder. Es hat geschlafen, Tausende und Tausende von Jahren. Das, was Sie als das Labyrinth kennen und zweifellos fürchten gelernt haben, war nur ein schwacher Abglanz seines wahren Selbst. Nicht mehr als ein Schatten, den seine Träume in die Wirklichkeit warfen.«
    »Und jetzt … jetzt erwacht es?«
    Looskamp nickte. »Ja. Der Prozess begann vor einem Jahr, aber selbst wir spürten es erst, als es fast zu spät war. In gewissem Sinne haben Sie ihn sogar beschleunigt, durch Ihr Eingreifen.« Er hob rasch die Hand, als ich auffahren wollte. »Aber Sie haben es auch geschwächt. Die Wunde, die Sie ihm zugefügt haben, ist schmerzhaft, wenn auch nicht tödlich. Trotzdem wird es erwachen. Sehr bald.«
    Er sprach nicht weiter und auch ich schwieg eine ganze Weile. »Und jetzt wollen Sie, dass ich Ihnen helfe, es vollends unschädlich zu machen?«, fragte ich schließlich.
    Looskamp nickte, stand auf und ging wortlos zu einem der kleinen, an der Wand aufgehängten Schränke. Als er zurückkam, hielt er einen langen, in ein Tuch eingeschlagenen Gegenstand in der Hand.
    Ich fuhr zusammen, als Looskamp den weißen Stoff zurückschlug und ich erkannte, was er verborgen hatte.
    Es war mein Stockdegen. Die Waffe, die mir mein Vater hinterlassen hatte.
    Im letzten Moment unterdrückte ich den Impuls, danach zu greifen, konnte aber wohl ein verräterisches Flackern in meinem Blick nicht ganz verhindern, denn Looskamp lächelte auf sehr eigentümliche Weise, legte den Degen vor sich auf den Tisch und setzte sich wieder.
    »Sie müssen verrückt sein«, murmelte ich. »Ich … ich bin diesem … diesem Schatten, wie Sie es nennen, mit Mühe und Not entkommen, und selbst dazu war Ihre Hilfe nötig. Und jetzt erklären Sie mir, dass wir hingehen und dieses Ding vernichten sollen! Was erwarten Sie? Dass es still hält?«
    »Natürlich nicht«, sagte Balestrano ärgerlich. Er beugte sich vor, streckte den Arm aus und griff mit einer dürren, weiß behandschuhten Hand nach dem Degen. Etwas schien sich in mir zusammenzuziehen, als ich sah, wie er den Knauf aus milchigem Kristall in die Höhe und gegen das Licht hielt.
    Dann sah er wieder mich an. »Wir sind vielleicht Ihre Feinde, Robert Craven«, sagte er, »obwohl dieses Gefühl keineswegs auf Gegenseitigkeit beruht, wie ich Ihnen versichern darf. Bruder De Vries hat es ehrlich gemeint, als er Ihnen anbot, zu uns zu kommen. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Wie gesagt: Wir sind vielleicht Ihre Feinde, aber wir sind nicht dumm. Wir kennen die Macht des Labyrinthwesens besser als Sie. Und wir wissen, wie es zu vernichten ist.«
    »Warum haben Sie es dann nicht schon lange getan?«, fragte ich zornig.
    Balestrano drehte den Stockdegen scheinbar versonnen in den Händen. Der Wunsch, aufzuspringen und ihm die Waffe zu entreißen, wurde immer stärker in mir.
    »Weil wir es nicht konnten«, sagte er schließlich. »Weil uns etwas fehlte, Craven. Eine Waffe.«
    »Eine … Waffe?«, wiederholte ich stockend.
    Balestrano lächelte kalt.

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