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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kein zweites Mal, ihn anzugreifen.
    »Wer hat dich hergebracht?«, fragte der Maskierte. Als ich nicht antwortete, drehte er sich mit einer ungeduldigen Bewegung herum und deutete auf Sserith, der noch immer verkrümmt am Boden lag und keuchend ein- und ausatmete.
    »Du!«, sagte er. »Sprich!«
    »Dagon, Herr«, wimmerte Sserith. »Er hat ihn gefangen, aber Ayron -«
    Der Maskierte schnitt ihm mit einer herrischen Geste das Wort ab und hob die Hand. »Dagon!«, befahl er. »Ayron! Kommt her!«
    Die beiden Angesprochenen kamen gehorsam näher.
    Dagons Fischgesicht schien mir ein wenig blasser, als ich es in Erinnerung hatte, während Ayrons Lippen zu einem schmalen, blutleeren Strich zusammengepresst waren und auf seinen Zügen ein verbissener, beinahe trotziger Ausdruck lag.
    »Barlaam?«, fragte er. Seine Stimme klang unterwürfig; gleichzeitig aber auch aggressiv. Barlaam – der Mann mit der Goldmaske und dem Mantel aus gewobener Nacht – ignorierte ihn und wandte sich an Dagon.
    »Ist es wahr, was diese Kreatur berichtet?«, fragte er mit einer Geste auf Sserith.
    Dagon nickte. »Es ist wahr, Herr«, sagte er und fügte rasch, beinahe hastig, hinzu: »Aber es war nicht meine Idee, ihn zu töten. Ich wollte, dass Ihr ihn seht, Herr. Ayron war es, der befahl, ihn auf den Opferfels zu führen.«
    Barlaam starrte ihn eine endlose Sekunde lang an, dann drehte sich die ausdruckslose Goldmaske mit einer langsamen Bewegung herum und wandte sich Ayron zu.
    »Ist das wahr?«, fragte er. Seine Stimme klang so kalt, dass ich fröstelte.
    Der trotzige Ausdruck auf Ayrons faltenzerfurchtem Gesicht wurde stärker. »Es stimmt«, bekannte er mit einer zornigen Geste auf die Grube. »Du weißt, wie hungrig jene in der Tiefe sind, und -«
    »Du bist ein Magier wie ich«, unterbrach ihn Barlaam kalt. »Es muss dir klar gewesen sein, dass dieser Mann keiner der geistlosen Wilden ist, wie wir sie sonst opfern. Von einem unerfahrenen Narren wie Dagon hätte ich nichts anderes erwartet. Aber du?« Seine Stimme wurde lauernd. »Das ist jetzt der dritte große Fehler, den du dir erlaubt hast, Ayron. Einer zu viel.«
    Ayron erbleichte, dann erwachte sein Trotz erneut. »Es wird immer schwerer, Opfer für das Ritual zu finden, das weißt du!«, schnappte er. »Und jene in der Tiefe werden immer unmäßiger in ihrer Gier. Unser letzter Versuch schlug fehl, weil nicht genügend Opfer da waren, ihren Hunger zu stillen.«
    »Und dieser, weil du versucht hast, mich zu hintergehen, Ayron«, sagte Barlaam eisig. »Dieser Mann -« er deutete auf mich »- ist ein Träger der Macht. Willst du mir erzählen, du hättest es nicht gespürt? Du, ein Meistermagier wie ich?!«
    »Ich habe es gespürt«, bekannte Ayron mit einer Mischung aus Trotz und wachsender Unsicherheit. Sein Blick irrte an mir und Barlaam vorbei und saugte sich an dem grünen Leuchten am Grunde des Schachtes fest. Er schluckte. Nervös fuhr er sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Ich habe es gespürt«, sagte er noch einmal. »Gerade deshalb gab ich Befehl, ihn auf den Felsen zu führen. Ein solches Opfer hätte ihre Gier auf lange Zeit gestillt.«
    »Um ein Haar hätte er sie getötet«, sagte Barlaam. Auch seine Stimme bebte jetzt vor Zorn. »Du Narr!«, schrie er. »Er hat ihnen Schmerz zugefügt und sie gereizt. Vielleicht wird uns das nächste Mal ihr Zorn treffen statt ihrer Hilfe. Die Arbeit von Monaten ist zunichte gemacht, durch deine Unfähigkeit.« Er stockte, starrte Ayron einen Moment lang an und fuhr leiser, aber in lauerndem Ton fort: »Aber vielleicht war es ja gar keine Unfähigkeit, Ayron. Vielleicht bist du im Gegenteil schlauer, als ich bisher geahnt habe. Vielleicht war es gerade das, was du wolltest. Ihr Zorn hätte mich getroffen und getötet, hätte ich ihnen erlaubt, mit meinem Geist zu verschmelzen, nicht wahr? Und nach meinem Tod wärest du es gewesen, der den Mantel des Meistermagiers getragen hätte.«
    Ayron erbleichte. »Das … das ist nicht wahr!«, keuchte er. Seine Hände begannen zu zittern. »Ich wollte nur helfen, Herr«, stammelte er. »Ich wollte sie besänftigen. Ich wollte ihnen ein Opfer darbieten, das sie für lange Zeit zufrieden gestellt hätte. Ich wollte -«
    Barlaam schnitt ihm mit einer zornigen Geste das Wort ab.
    »Vielleicht sollten wir jenen in der Tiefe wirklich ein besonderes Opfer darbringen, um ihren Zorn zu besänftigen«, sagte er.
    Ayron begriff einen Moment zu spät, was Barlaams Worte bedeuteten. Mit einem

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