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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gellenden Schrei sprang er zurück und riss instinktiv die Linke vor das Gesicht. Seine andere Hand zuckte unter den Mantel und kam mit einem der schrecklichen Silberstäbe wieder zum Vorschein.
    Barlaam murmelte ein einzelnes, düster klingendes Wort. Eine zuckende, krampfartige Bewegung lief durch seinen Mantel, ein Beben und Zittern wie die Anspannung eines Raubtieres, Sekundenbruchteile, bevor es sich auf seine Beute stürzt. Ayrons Silberstab kam in einer kreiselnden Bewegung in die Höhe; der grüne Kristall an seinem Ende begann wie ein boshaftes einzelnes Auge zu leuchten.
    Er führte die Bewegung nicht zu Ende.
    Barlaams Mantel löste sich mit einem ledrigen Flappen von den Schultern des Mannes, glitt mit einer bizarren, irgendwie schwimmend wirkenden Bewegung auf Ayron zu und schlug über ihm zusammen. Ayrons gellender Schrei erstickte.
    »Töte ihn«, sagte Barlaam ruhig.
    Der schwarze Mantel begann sich zu schließen, hüllte Ayrons Körper plötzlich ein wie eine zweite Haut und zog sich weiter zusammen.
    Barlaam hob die Hand.
    Der Mantel zog sich mit einem Ruck noch enger zusammen und Ayrons Schreie verstummten. Langsam hob sich der zitternde schwarze Klumpen in die Höhe, schwebte wie von Geisterhand getragen über den Abgrund und begann in die Höhe zu steigen. Roter Nebel drang aus seinem Inneren.
    Ich sah nicht mehr hin, als er seine Last in die Tiefe entlud, sondern wandte mich hastig ab und sah Barlaam an.
    Nach allem, was ich erlebt hatte, war sein Anblick fast eine Enttäuschung.
    Er hatte die Maske abgenommen und an Dagon weitergereicht, der sie mit ehrfurchtvoll erhobenen Händen hielt, und was ich sah, war nichts als ein alter, gebrechlicher Mann, in ein schmuckloses weißes Kleid gehüllt und mit einem Gesicht, das so alt wie diese Welt zu sein schien.
    Seine Haut war grau und von zahllosen Falten und Gräben zerfurcht, der Mund schmal und blutleer wie eine Narbe und seine Augen trübe geworden. Die Hände waren wie Raubvogelklauen, dürr und gichtig, aber mit einer Unzahl schwerer, juwelenbesetzter Ringe behangen und die dünnen Beinchen, die unter dem Saum seines Kleides hervorsahen, schienen kaum kräftig genug, das Gewicht seines Körpers zu tragen. Selbst wenn er aufrecht gestanden hätte – was er nicht tat, denn das Alter hatte seine Schultern gebeugt – hätte er mir kaum bis zur Schulter gereicht.
    In Barlaams Augen blitzte es spöttisch auf, als er meinem Blick begegnete. »Erschreckt dich das Schicksal des Verräters?«, fragte er ruhig.
    Ich wollte antworten, aber in meinem Hals saß plötzlich ein bitterer, harter Kloß, der mich am Sprechen hinderte.
    »Das braucht es nicht«, fuhr Barlaam fort, der mein Schweigen wohl falsch deutete. »So ergeht es allen, die versuchen, mich zu hintergehen. Jene in der Tiefe lassen sich nicht täuschen. Ich wusste seit langem, dass Ayron danach trachtete, meinen Mantel zu tragen.« Er zuckte mit den Achseln. »Nun, er hat ihn bekommen. Doch nun zu dir.«
    Sein Lächeln erlosch so schlagartig, wie es gekommen war, und plötzlich war der Blick seiner gesprungenen grauen Augen kalt und gefühllos. Mit einer befehlenden Geste riss er den Arm hoch, und der Mantel senkte sich auf ihn herab und hüllte ihn ein. Dagon reichte ihm die goldene Maske, aber Barlaam setzte sie nicht wieder auf. Sein Kopf wirkte grotesk klein über dem schwarzen Zucken und Vibrieren des Mantels. Aber mir war nicht gerade zum Lachen zumute.
    »Dagon hat dich also am Kraterrand aufgegriffen«, sagte er. »Wie bist du dorthin gekommen und was wolltest du dort? Gehörst du zu den Wilden im Norden oder zu einem anderen Stamm?«
    »Das sind drei Fragen auf einmal«, sagte ich ruhig. »Welche soll ich zuerst beantworten?«
    Dagon keuchte und zu meinen Füßen krümmte sich Sserith wie unter einem Hieb. Mit einem Male war es vollkommen still in der gewaltigen Halle und ich spürte, wie sich alle Blicke auf mich und den alten Mann richteten. Die Magier schienen den Atem anzuhalten. Offensichtlich waren sie es nicht gewohnt, dass jemand so mit ihrem Herrn sprach.
    Barlaam lächelte nur. Es sah sehr hässlich aus. »Du gehörst wirklich nicht zu den Wilden«, stellte er fest. »Aber du täuschst dich, wenn du glaubst, mit mir spielen zu können. Aus welcher Zukunft kommst du, Robert Craven?«
    Diesmal fehlten mir wirklich die Worte. Ich begriff nicht gleich, was er damit meinte, aus welcher Zukunft ich käme. Und als ich begriff, weigerte ich mich, es zu glauben.
    »Ich sehe, du

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