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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verstehst nicht, was ich von dir will«, sagte Barlaam mit einem resignierenden Nicken. »Vielleicht habe ich zuviel von dir erwartet. Warte.«
    Seine Hand zuckte vor und tastete nach meinem Gesicht. Seine gespreizten Finger pressten sich gegen meine Schläfe und obgleich sie so dürr und gebrechlich aussahen, war ihr Griff von erstaunlicher Kraft.
    Ich spürte nichts. Länger als eine Minute stand Barlaam reglos und mit geschlossenen Augen da, die Hand um meinen Schädel gelegt und die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Schließlich zog er die Finger zurück, trat einen Schritt von mir fort und hob mühsam die Augenlider. In seinem Blick spiegelte sich Erstaunen.
    Ich schauderte. Obwohl ich absolut nichts gespürt hatte, wusste ich, dass Barlaam in meinem Geist wie in einem offenen Buch gelesen hatte. Ich fühlte mich, als wäre ich von innen nach außen gekehrt worden. Es gab absolut nichts mehr über mich, was dieser alte Mann nicht wusste.
    »So ist das also«, sagte er. »Es scheint, Dagon hat mit dir einen wertvolleren Fang gemacht, als selbst Ayron ahnte.« Er lächelte, wandte mit einem Ruck den Kopf und sah zu Dagon auf. »Sein Stab«, sagte er. »Wo ist der Stab, den er bei sich hatte?«
    »Stab?«, murmelte Dagon. Dann begriff er – im gleichen Moment, in dem auch ich begriff, dass Barlaam über nichts anderes als meinen Stockdegen sprach.
    »Ich habe ihn … weggeworfen«, sagte Dagon stockend. »Ich hielt ihn für wertlos -«
    »Narr!«, zischte Barlaam. »Dieser Stab war alles andere als wertlos. Du wirst gehen und ihn holen. Sofort.«
    Dagon nickte nervös und wollte sich unverzüglich abwenden, aber Barlaam hielt ihn noch einmal zurück.
    »Warte«, sagte er. »Bringt auch den Leichnam seiner … Gefährtin mit – falls sie tot ist«, fügte er mit einem sanften Lächeln und einem Seitenblick auf mich hinzu. »Und nehmt Robert Craven mit. Er soll euch die Stelle zeigen, an der er aus seiner Zukunft zu uns kam. Vielleicht ist das Tor noch nicht vollends geschlossen. Sollte es so sein, wirst du es offen halten und mich benachrichtigen, Dagon.«
    Der Fischmann nickte abgehackt. Er wirkte sehr nervös.
    »Und achte auf Sserith«, sagte Barlaam noch. »Diese Kreatur ist dumm genug, Craven etwas zuleide zu tun, aus purer Rachgier. Töte ihn, wenn er Craven auch nur ein Haar krümmt.«
     
    Auf der anderen Seite des Kraters ging die Sonne auf, als wir den Schattenturm wieder verließen. Der Anblick überraschte mich. Ich war erschöpft und mitgenommen von den Ereignissen, aber ich war nicht so müde, wie ich es hätte sein müssen, nach einer ganzen Nacht ohne Schlaf. Aber vielleicht gehorchte die Zeit im Inneren des bizarren Bauwerkes anderen Gesetzen als hier draußen.
    Wie auf dem Weg herein benutzten wir eine der fliegenden Kristallscheiben, wenn sie auch sehr viel größer war und außer Dagon und mir noch einem halben Dutzend weiterer Männer Platz bot.
    Und wir waren nicht allein. Vor und hinter unserem Gefährt schwebten jeweils drei der kleineren, zwei Meter messenden Scheiben und bildeten, mit jeweils vier Mann besetzt, eine Art Gleitschutz. Es waren Männer wie Sserith, die uns begleiteten, Männer in schäbigen, derben Kleidern, bewaffnet mit Knüppeln, Peitschen und Dolchen, einige wenige auch mit Schwertern und zwei oder drei mit den Blitze schleudernden Silberstäben. Eine kleine Armee, dachte ich schaudernd, als wir aus dem Schatten des gewaltigen Bauwerkes herausglitten und schneller und schneller werdend nach Süden jagten. Dagon schien mit ernsthaften Schwierigkeiten zu rechnen.
    Der Weg zurück zur Kraterwand dauerte gute zwei Stunden und wie auf dem Herweg stand Dagon die ganze Zeit über hoch aufgerichtet und reglos am Rande der Kristallscheibe und starrte in die Richtung, in der unser Ziel lag. Sein Gesicht war dabei starr wie eine wächserne Maske. Ich war jetzt fast sicher, dass die Kristallscheibe nicht das Erzeugnis einer hoch entwickelten Technik war, sondern von Dagon mit magischen Kräften gelenkt wurde.
    Obwohl es noch immer früher Vormittag war und der Fahrtwind unsere Gesichter peitschte, machte sich die Hitze schon nach kurzer Zeit unangenehm bemerkbar. Die Sonne kletterte rasch über den Kraterrand und die letzten Schatten der Dämmerung verbrannten in ihrer Glut. Vor uns begann die Luft zu flimmern wie ein Vorhang aus glasklarem Wasser und der Boden schien Hitze zu atmen. Meine Kehle brannte vor Durst. Ich hatte nichts getrunken, seit ich dieses bizarre

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