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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wie bei Barlaam zuvor hatte sich das bizarre lebende Kleidungsstück in die Luft erhoben und griff jetzt die Spinne an. Dagon selbst taumelte mit schreckensbleichem Gesicht hinterher, die Fäuste um den zersplitterten Rest seines Silberstabes gekrampft. Mit einem gellenden Schrei warf er sich auf das gefesselte Tier, riss den Stab in die Höhe und stieß ihn der Spinne mit aller Macht in den Leib!
    Das Ungeheuer bäumte sich auf. Dagons Mantel spannte sich, bebte – und fiel mit einem Ruck vom Leib der Bestie herab. Seine Innenseite war geschwärzt und rauchte, als hätte, sie glühendes Metall umspannt.
    Aber auch die Spinne war verletzt. Der zerbrochene Rest des Blitzstabes hatte eine tiefe Wunde in ihren aufgedunsenen Körper gerissen. Mühsam versuchte sie sich aufzurichten, aber ihre Beine knickten unter dem Gewicht ihres Körpers weg; ein sonderbarer, klagender Ton drang aus ihrer Brust. Ich hatte bis zu diesem Moment nicht einmal gewusst, dass Spinnen in der Lage waren, Töne von sich zu geben.
    Dagon kam taumelnd an meine Seite, raffte im Vorbeigehen seinen Mantel auf und wankte weiter, zurück durch den Tunnel auf den Kreis sonnendurchglühter Wüstenlandschaft zu, der an seinem hinteren Ende flackerte. Ich warf einen letzten Blick auf die Spinne und was ich sah, brachte mich dazu, Dagon hastig zu folgen. Die vermeintlich tödliche Wunde, die das Untier davongetragen hatte, begann sich bereits wieder zu schließen!
    Dicht hinter Dagon erreichte ich den jenseitigen Ausgang des Tores und fiel erschöpft in den Sand. Dagon keuchte. Sein Gesicht war vor Zorn und Enttäuschung verzerrt. Taumelnd kam er auf die Füße, sah sich wild um und deutete auf Sserith und den Mann daneben.
    »Sserith!«, befahl er. »Dreyn! Nehmt eure Waffen und folgt mir!«
    Aber weder Sserith noch sein Begleiter rührten sich auch nur von der Stelle.
    »Was soll das heißen?«, schnappte Dagon. »Habt ihr Angst, ihr Feiglinge? Dieses Tier ist nichts als ein kleiner Wächterdämon, der den Eingang beschützt. Ihr werdet ihn töten. Danach ist der Weg frei!«
    Sserith sah seinen Herren mit einem sonderbaren Blick an, schüttelte kaum merklich den Kopf und atmete hörbar aus. »Es tut mir Leid, Herr«, sagte er. »Ich hatte gehofft, dass Ihr Euch anders entscheidet.« Damit richtete er seinen Stab auf Dagon und drückte mit dem Daumennagel auf sein hinteres Ende. Der grüne Kristall leuchtete in einem unheimlichen, inneren Feuer auf.
    Dagon keuchte, ließ meine Hand los und trat einen Schritt auf Sserith zu, blieb aber sofort wieder stehen, als nun auch die anderen Männer ihre Waffen hoben und auf ihn anlegten.
    »Was bedeutet das?«, keuchte er. »Seid ihr von Sinnen?! Ich biete euch das Leben! Ich biete euch die Chance, dem Joch jener in der Tiefe zu entrinnen. Folgt mir und Barlaam wird euch nie mehr zwingen können, eure Seelen zu opfern. Wir werden Götter sein dort, wo wir hingehen!«
    »Das ist möglich«, sagte der Mann neben Sserith. »Aber auch ein toter Gott ist tot, Dagon.« Dann senkte er seinen Silberstab, hob den freien Arm und machte eine komplizierte, flatternde Geste mit der Hand. Für die Dauer eines Lidzuckens schien seine Gestalt zu zerfließen wie ein Spiegelbild in Wasser, in das ein Stein geworfen wurde.
    Als sie sich wieder festigte, hatte er sich verändert.
    Dagon schrie vor Schrecken, als er sah, wem er gegenüberstand.
    Es war Barlaam.
    Sekundenlang stand Dagon reglos da; seine Augen weiteten sich, als könne er einfach nicht glauben, was er sah. Dann gab er einen keuchenden Laut von sich und prallte zurück.
    »Es tut mir sehr Leid«, sagte Barlaam leise. »Ich fürchtete, dass du der Verlockung nicht widerstehen würdest. Aber ich hatte gehofft, mich zu täuschen.« Er seufzte tief, schüttelte den Kopf und sah Dagon mit einer Mischung aus Zorn und mühsam unterdrückter Enttäuschung an. »Zumindest hast du getan, was ich von dir verlangte, und das Tor geöffnet.«
    »Herr!«, stammelte Dagon. »Ihr täuscht Euch. Ich wollte nichts anderes als -«
    Barlaam unterbrach ihn mit einer knappen, befehlenden Geste. »Ich weiß, was du wolltest, Dagon«, sagte er hart. »Macht. Unsterblichkeit. Reichtum. Habe ich etwas vergessen?« Er lächelte bitter, schüttelte den Kopf und beantwortete seine Frage selbst. »Nein. Du bist wie sie alle, Dagon. Alle, die ihre Seelen jenen in der Tiefe verschrieben haben und es nicht wagen, den letzten Schritt zu tun. Und auch du hast mich verraten.«
    »Das ist nicht wahr!«,

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