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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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begonnen hatte.
    »Komm zu mir!«, befahl Dagon erneut. Und diesmal beeilte ich mich, seinen Worten zu folgen. Dagons feuchtkalte Finger schlossen sich wie eine stählerne Klammer um meine Hand. Dann griff irgendetwas Unsichtbares nach meinem Geist und zwang ihn, Dinge zu tun, von denen ich nicht einmal gewusst hatte, dass sie möglich waren. Es war, als sauge eine gewaltige Macht die Lebenskraft aus meinem Körper.
    Der Kreis aus grauem Nebel erschien erneut. Wirbelnd wie ein gewaltiges Rad entstand er dicht vor Dagon in der Luft, drehte sich schneller und schneller und schneller – und verschwand.
    Stattdessen gähnte plötzlich vor uns ein Schacht in der Wirklichkeit.
    Zumindest war das der erste Eindruck, den ich hatte.
    Es war ein Fleck von gut zwei Metern Durchmesser, an den Rändern flimmernd und unscharf werdend. Und in seinem Inneren flackernd und flach wie das Bild einer übergroßen Laterna magica lag der Friedhof.
    Ich erkannte ihn sofort wieder.
    Die Gräberreihen waren verwildert und zerstört, ein schwarzer, sternenloser Himmel spannte sich wie eine Kuppel aus Stahl über ihm und weit in der Ferne hockte ein drohender Umriss wie ein Koloss aus geronnener Nacht auf einem Hügel. Es war ein Bild, wie es sich krasser nicht von unserer Umgebung unterscheiden konnte, und doch war es ein Teil der Welt, die ich kannte.
    Dagon ließ mit einem triumphierenden Lachen meine Hand los und stieß mich zurück. Das Tor flackerte, brach jedoch nicht zusammen, sondern gewann im Gegenteil an Schärfe und war plötzlich kein flaches Bild mehr, sondern ein Schacht, der dreidimensional und endlos in eine andere, Millionen Jahre weit entfernt liegende Welt führte.
    »Es ist wahr!«, rief Dagon. »Alles ist wahr! Barlaam hatte Recht!« Er lachte wieder, aber es war ein Laut, der mich eher an das Kreischen eines Wahnsinnigen erinnerte. Plötzlich fuhr er herum, riss mich am Kragen in die Höhe und stieß mich vor sich her auf das Tor zu.
    »Ist das deine Zukunft?«, fragte er. Sein Atem ging schnell vor Erregung und er schrie fast. »Ist das die Welt, die ich in deinen Gedanken gesehen habe? Antworte!«
    Ich nickte. Es war eine glatte Lüge, denn das, was da vor uns schwebte, war alles andere als meine Welt, sondern nichts als ein Trugbild, hinter dem sich etwas verbarg, was vielleicht noch viel fremder und schrecklicher war als unsere prähistorische Umgebung; aber ich hatte das sichere Gefühl, dass mir Dagon kurzerhand das Genick gebrochen hätte, hätte ich ihm in diesem Moment widersprochen.
    »Dann ist es wahr!«, keuchte Dagon. »Das ist die Welt, die Barlaam uns versprochen hat. Es ist noch nicht alles zu spät! Wir werden leben. Leben!«
    Ich verstand nicht ein Wort von dem, was er sagte, aber Dagon gab mir auch keine Gelegenheit dazu, sondern versetzte mir einen weiteren Stoß, der mich bis auf einen halben Schritt an das Tor heranbrachte.
    »Herr«, sagte Sserith unsicher. »Ihr -«
    Dagon fuhr herum. Seine Augen flammten. »Was willst du?«, zischte er. »Worauf wartest du noch? Folge mir! Folgt mir alle!«
    Zwei, drei seiner Männer machten Anstalten, seinen Worten zu gehorchen, blieben aber sofort wieder stehen, als sich keiner der anderen rührte.
    »Was ist los?«, fragte Dagon und begann erregt mit den Händen zu gestikulieren. »Das dort ist das Leben. Die Rettung. Folgt mir und wir werden Götter sein!«
    »Herr, Barlaam hat befohlen -«, begann Sserith zögernd, aber Dagon schnitt ihm mit einer wütenden Handbewegung das Wort ab.
    »Barlaam!«, sagte er höhnisch. »Was kümmert euch Barlaam! Wie lange hält er uns alle schon hin mit Versprechungen? Wie lange wollt ihr ihm noch glauben? Folgt mir und ich schenke euch eine Welt!«
    Sserith zögerte. Seine Wangenmuskeln zuckten nervös. Ich sah, wie sich seine Finger um den Schaft des dünnen Silberstabes spannten. Einen Moment lang war er sichtlich hin und her gerissen zwischen Gehorsam und der Verlockung, die Dagons Worte bedeuten mussten. Dann schüttelte er entschieden den Kopf.
    Dagon schnaubte. »Wie ihr wollt, ihr Narren«, sagte er zornig. »Dann bleibt doch und lasst euch umbringen!«
    Er fuhr herum, riss mich mit einer fast spielerischen Bewegung seiner unmenschlich starken Hände in die Höhe und stieß mich auf das Tor zu. »Du wirst deine Zukunft wiedersehen, Robert Craven!«, höhnte er. »Denn ich brauche dich als Führer. Geh!«
    Ich wollte protestieren, aber Dagon war wie in einem Rausch. Mit einem entschlossenen Schritt trat er in das Tor

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