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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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körperlos Böses schien wie ein düsterer Hauch über dem Dorf zu hängen. Ich spürte, dass die Häuser, die die schmale kopfsteingepflasterte Straße säumten, leer standen und Kilian und ich das einzig Lebendige in weitem Umkreis waren. Und doch war da noch etwas …
    »Was ist … hier geschehen?«, fragte ich stockend. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Das Gefühl körperlicher Bedrohung wurde stärker, mit jeder Sekunde. Aber es war anders als das, was ich zuvor kennen gelernt hatte.
    Die Bedrohung galt nicht mir. Zumindest nicht mir persönlich. Es war eher, als balle sich das Unheil unsichtbar über uns zusammen, ein schreckliches Etwas, das weder zu sehen noch mit irgendeinem anderen menschlichen Sinn zu erkennen war, aber dieses ganze Land bedrohte. Vielleicht die ganze Welt.
    »Sind alle fort«, antwortete Kilian mit einer Verspätung auf meine Frage und deutete mit einer Kopfbewegung nach vorne zum entgegengesetzten Ende des Ortes. »Zum Friedhof.« Er wiegte den Schädel, kniff die Augen zusammen und blinzelte zur Sonne hinauf. Ich folgte seinem Blick.
    Die Sonne begann zu sinken. Wir hatten fast eine Stunde gebraucht, um den Ort zu erreichen. Kilian war immer wieder stehen geblieben und hatte sich umgesehen, als suche er etwas, und mehr als einmal hatte ich ein Rascheln und Wispern hinter mir im Gras gehört. Selbst jetzt spürte ich die Anwesenheit der Ratte. Sie war da, unsichtbar und lautlos, aber ich fühlte ihren Blick wie die Berührung unsichtbarer glühender Finger.
    »Wird bald dunkel«, sagte Kilian wie im Selbstgespräch. »Ist nicht mehr viel Zeit. Ich denke, der alte Kilian sollte jetzt gehen.«
    »Gehen?« Verwirrt starrte ich den Alten an. »Sie meinen -«
    »Der alte Kilian hat ihn hergebracht, oder?«, fragte er mit seiner schrillen Säuferstimme. »Wie es die grauen Herren befohlen haben. Was nun geschieht, geht ihn nichts an. Ist besser, er ist nicht dabei, wenn sie tun, was getan werden soll.«
    Ich verstand überhaupt nichts mehr, aber Kilian schien nicht geneigt, weitere Erklärungen abzugeben, sondern wandte sich um und begann mit erstaunlicher Geschwindigkeit die Straße hinunterzulaufen.
    Er kam nicht einmal zehn Schritte weit.
    Ein grauer Körper löste sich aus dem Schatten eines Hauses, schoss lautlos auf ihn zu und raste an seinem Hosenbein empor. Kilian schrie auf, kam aus dem Tritt und fiel schwer zu Boden, wobei er die Ratte unter sich begrub. Ein halb wütendes, halb schmerzerfülltes Quieken erscholl und ging im Gebrüll des alten Mannes unter.
    Der Laut riss mich endlich aus meiner Erstarrung. Ich schrie ebenfalls auf, rannte los und riss meinen Stockdegen aus der Hülle.
    Ein glühender Schmerz grub sich in meine Wade. Ich schrie erneut auf, kam wie Kilian aus dem Schritt und fiel wenige Schritte hinter ihm zu Boden. Der Schmerz in meinem Bein steigerte sich ins Unerträgliche. Ich wälzte mich herum und sah ein zappelndes braungraues Etwas, das sich in meine Wade verbissen hatte. Instinktiv schlug ich mit dem Stockdegen zu, schlitzte mein Hosenbein, einen Teil meiner Wade und den hässlichen Leib der Ratte auf und bemerkte eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Blitzschnell riss ich den Degen hoch und ließ die Waffe mit einem Schmerzensschrei fallen, als sich messerscharfe Zähne in mein Handgelenk gruben.
    Und plötzlich waren überall Ratten. Hunderte, wenn nicht Tausende der grässlichen Nagetiere huschten auf stahlharten Krallen heran. Aber sie griffen nicht an, sondern begannen, einen vielleicht drei Meter durchmessenden, allseits geschlossenen Kreis um mich herum zu bilden.
    Vorsichtig richtete ich mich wieder auf. Die Ratten stießen ein warnendes Zischen aus und ich erstarrte für einen Moment, ehe ich es – weitaus langsamer und vorsichtiger – wieder wagte, mich weiter zu bewegen und vollends aufzusetzen.
    Der Ort hatte sich nicht verändert. Die Straße war mit den Tieren übersät, und auch hinter den Fenstern und Türen der Häuser auf der gegenüberliegenden Seite gewahrte ich jetzt huschende Bewegungen. Vorsichtig drehte ich mich herum und hielt nach Kilian Ausschau.
    Der Alte lag keine zwei Schritte neben mir, noch innerhalb des frei gebliebenen Kreises, den die Ratten gebildet hatten.
    Er war tot. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf der Straße und unter seinem Hals bildete sich eine langsam größer werdende, glitzernde Lache. Ein dumpfes Gefühl von Schuld stieg in mir empor und vermischte sich mit der Angst, die an meinen Kräften

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