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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich zu aufgeregt. Vielleicht gab der Zorn McGillycaddy auch zusätzliche Kraft und machte ihn unempfindlich gegen meinen lautlosen Angriff.
    »Erklären!«, kreischte er. »Das glaube ich gerne. Sie werden uns so lange und so viel erklären, bis wir alle tot sind, wie? Ich pfeife auf Ihre Erklärungen, Craven!«
    Er versetzte mir einen Stoß, der mich rücklings gegen den Tisch warf und halb zusammenbrechen ließ, packte mich abermals bei den Rockaufschlägen und zerrte mich grob in die Höhe. Sein Gesicht hatte sich hektisch gerötet und in seinen Augen loderte ein triumphierender Ausdruck.
    Und plötzlich begriff ich, dass er mich umbringen würde, ganz gleich, was ich sagte. Im Grunde war es McGillycaddy vollkommen egal, ob ich wirklich zu den maskierten Mördern gehörte oder nicht. Er hasste mich, weil er instinktiv spürte, dass ich seine Machtposition gefährdete. Und ich hatte ihm den besten Vorwand gegeben, sich meiner zu entledigen, den er sich nur wünschen konnte.
    »Seien Sie vernünftig, McGillycaddy!«, flehte ich. »In zwei Stunden wird dieses Schiff mit Mann und Maus untergehen, und –«
    McGillycaddy schlug mir auf den Mund. »Nun, dann werden wir wenigstens noch zwei Stunden länger leben als Sie, Craven!«, sagte er. »Es wird mir ein persönliches Vergnügen sein, Ihren Henker zu spielen!«
    Er schlug mich erneut und diesmal so hart, dass meine Lippe aufplatzte und ich einen Schmerzenslaut nicht mehr unterdrücken konnte.
    »Alles war gut, bis Sie gekommen sind!«, keuchte er. »Sie haben das Unglück über uns gebracht, Craven. Seit Sie aufgetaucht sind, verfolgen uns Tod und Chaos. Sie sind schuld, wenn dieses Schiff untergeht. Sie –«
    »Das ist nicht wahr«, unterbrach ihn eine leise Stimme.
    McGillycaddy ließ meine Rockaufschläge los und fuhr mit einem wütenden Keuchen herum und auch ich versuchte, die Nebel vor meinen Augen wegzublinzeln und an ihm vorbeizublicken.
    Der dicht geschlossene Kreis aus Männern und Frauen, der McGillycaddy und mich umgab, hatte sich geteilt, um einer schlanken, in einen mit verwirrenden kabbalistischen Zeichen bestickten Umhang gehüllten Gestalt Platz zu machen. »Du?«, entfuhr es McGillycaddy. »Woher kommst du? Und wo ist Dagon?«
    »Fort«, antwortete Jennifer. Ihre Stimme klang schleppend, flach und kraftlos, als müsse sie sich zu jedem einzelnen Wort zwingen, und als sich mein Blick klärte, sah ich, dass ihr Gesicht zu einer Maske aus Furcht und Verbitterung erstarrt war. Ihr Blick streifte mein Gesicht, aber ich bezweifelte, dass es wirklich ich war, was sie sah.
    »Was soll das heißen, fort?«, fauchte McGillycaddy. »Und was mischst du dich ein?«
    Jennifer löste sich mit einer gezwungen wirkenden Bewegung von ihrem Platz und kam ein paar Schritte auf McGillycaddy und mich zu. »Er ist fort, McGillycaddy«, wiederholte sie und plötzlich klang ihre Stimme bitter und voller Verzweiflung. Sie deutete auf mich, sah McGillycaddy aber weiter unverwandt an. »Ich weiß nicht, was dieser Mann getan hat, McGillycaddy – aber er trägt nicht die Schuld in dem, was hier geschieht.«
    »Wovon zum Teufel redest du überhaupt?«, brüllte McGillycaddy.
    »Von Dagon«, antwortete Jennifer leise. »Er ist fort.«
    McGillycaddy starrte sie an. »Fort? Was heißt das?«
    »Er ist geflohen, McGillycaddy«, sagte Jennifer leise. »Er … er hat uns im Stich gelassen. Uns alle. Er … er sagte, ich könne mit ihm gehen, aber für euch …« Ihre Stimme brach fast. Tränen schimmerten in ihren Augen und ihre Hände gruben sich tief in den Stoff ihres Gewandes, als brauche sie irgendetwas, woran sie sich verzweifelt festklammern konnte. »Er sagte, ihr alle werdet sterben, McGillycaddy. Die DAGON wird untergehen.«
    »Fort?«, echote McGillycaddy mit zitternder Stimme. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren. »Aber warum? Ich meine, er … er hat versprochen, uns …«
    »Er hat gelogen, McGillycaddy«, sagte Jennifer leise. »Er hat uns alle belogen. Er hat uns das Paradies versprochen, aber wir werden sterben, weil er … weil er feige war und vor den Maskierten davongelaufen ist.«
    »Du hast sie gesehen?«, mischte ich mich ein. McGillycaddy fuhr mit einem Ruck herum, als ich neben ihn trat, aber zu meiner eigenen Überraschung unterbrach er mich nicht, sondern nickte Jennifer im Gegenteil auffordernd zu, zu antworten.
    Sie nickte. Die Tränen liefen jetzt schneller über ihre Wangen. »Ja«, sagte sie. »Sie … sie haben uns verfolgt, Dagon und mich und

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