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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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von der DAGON ins Meer geschnippt zu werden. Ich sah nicht mehr als einen Schemen, der buchstäblich aus dem Nichts erschien und mit der Gestalt des Drachenkriegers verschmolz. Für eine Sekunde wurde aus den beiden Umrissen einer. Dann erscholl ein markerschüttender, grässlicher Schrei und der Drachenkrieger kippte wie eine achtlos fallengelassene Puppe nach hinten und verschwand lautlos in der Tiefe.
    Aber so schnell er auch fiel, war er doch nicht schnell genug, dass ich nicht noch einen letzten Blick auf ihn erhaschen konnte.
    Er hatte keinen Kopf mehr.
    Sekundenlang blieb ich mit verkrampften Muskeln in den Tauen hängen, mit aller Macht gegen die Übelkeit und die grauenhafte Furcht kämpfend, die von mir Besitz ergreifen wollten. Als ich es endlich wieder wagte, die Augen zu öffnen und nach oben zu blicken, war die Spiere leer. Der Schatten, der den Drachenkrieger getötet hatte, war so blitzartig verschwunden, wie er aufgetaucht war.
    Dafür entdeckte ich McGillycaddy, nur noch zwei, drei Yards unterhalb der Stelle, an der Necrons Krieger auf ihn gewartet hatte. Ich flehte zu allen mir bekannten Göttern, dass es nicht Shannon gewesen war, dessen Tod ich beobachtet hatte.
    »Kommen Sie zurück, McGillycaddy!«, schrie ich. »Es hat keinen Sinn mehr, sehen Sie das ein!«
    McGillycaddy kletterte beharrlich weiter, zog sich mit einer tollpatschig wirkenden Bewegung auf die Spiere hinauf und versuchte aufzustehen. Mein Herz schien zu stocken, als ich sah, wie er mit seitlich ausgetreckten Armen auf die Spiere hinauslief und an ihrem Ende stehen blieb. Der Sturm schlug mit unsichtbaren Fäusten nach ihm. Er wankte, stand einen Moment in einer geradezu grotesk nach hinten gebeugten Haltung mit wild rudernden Armen und durchgedrückten Knien da und fand sein Gleichgewicht im letzten Moment wieder.
    Wie von Sinnen kletterte ich weiter, dabei jede Sekunde selbst in Gefahr, von der unsichtbaren Hand des Sturmes vom Mast gepflückt und in die Tiefe geschleudert zu werden. »McGillycaddy!«, schrie ich immer wieder. »Kommen Sie zurück, um Gottes willen!«
    Ich hatte seine Höhe fast erreicht, als er mich endlich zu bemerken schien. Mit einer wütenden Bewegung fuhr er herum, stieß ein zorniges Heulen aus und kam auf mich zugerannt, so schnell, als liefe er über eine vierspurige Chaussee, nicht über einen kaum handbreiten, noch dazu runden und vom Regen schlüpfrig gewordenen Balken. Er musste den Verstand verloren haben.
    Er sagte kein Wort, aber sein Gesicht war vor Hass und Zorn verzerrt und auch als er den Mast – und somit mich – schon fast erreicht hatte, machte er nicht die mindesten Anstalten, auch nur langsamer zu laufen.
    Ich sah seinen Tritt kommen und versuchte mich dagegen zu wappnen, aber ich hatte McGillycaddys Heimtücke wohl unterschätzt. Ich hatte damit gerechnet, dass er nach meinem Gesicht treten würde – was zwar verdammt schmerzhaft, aber nicht weiter gefährlich war, wenn man wusste, wie man einen solchen Angriff zu nehmen hatte.
    Stattdessen trat McGillycaddy nach meinem Hals.
    Im letzten Moment gelang es mir, den Kopf zur Seite zu drehen und dem Tritt so den größten Teil seiner Wucht zu nehmen, aber das reichte nicht aus. Sein Stiefel schrammte über meine Haut; mir wurde schwarz vor Augen. Ich bekam keine Luft mehr. Meine Finger lösten sich von den nassen Tauen und plötzlich begann ich den Sog der Tiefe zu spüren.
    McGillycaddy stieß ein triumphierendes Kreischen aus. »Jetzt bist du dran, Craven!«, keuchte er. »Diesmal erledige ich dich. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue.« Er ließ ein wahnsinniges Lachen ertönen und trat abermals nach mir. Diesmal erwischte mich sein Fuß dicht über dem Auge und der Schmerz explodierte wie eine Bombe in meinem Schädel und ließ mich ein wenig weiter auf den schwarzen Abgrund zugleiten, der sich hinter meinen Gedanken aufgetan hatte. Ich bekam immer noch keine Luft und meine Hände begannen langsam, aber unbarmherzig, von ihrem schlüpfrigen Halt abzurutschen. Der nächste Tritt, den mir McGillycaddy versetzte, würde der letzte sein.
    Aber er kam nicht.
    Aus McGillycaddys Triumphschrei wurde ein überraschtes Keuchen, und plötzlich erkannte ich eine zweite, hoch aufgerichtete Gestalt hinter McGillycaddy.
    Im ersten Augenblick dachte ich, es wäre das Ding, das den Drachenkrieger getötet hatte, aber dann flammte ein besonders greller Blitz in unmittelbarer Nähe der DAGON über den Himmel und das blauweiße, schattenlose Licht

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