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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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plötzlich zusammen und von der anderen Seite der Barriere her erscholl ein gellender Schrei, der mir sagte, dass Shannons Krieger auch dort die provisorische Sperre durchbrochen hatten.
    »Zurück!«, schrie ich und sprang auf, ohne abzuwarten, ob einer der Männer meinen Befehl gehört hatte oder darauf reagierte. Etwas Helles wirbelte auf mich zu; ich duckte mich, verspürte einen heftigen, schneidenden Schmerz an der Schulter und rannte im Zickzack weiter. Hinter mir peitschten noch immer Schüsse.
    Wie von Sinnen hetzte ich auf die Tür los, sah mich im Laufen um und verdoppelte meine Anstrengung, als ich sah, dass gleich zwei der schwarzgekleideten Gestalten meine Verfolgung aufgenommen hatten.
    Keuchend erreichte ich die Tür, packte sie im Vorübergehen und warf sie hinter mir wuchtig ins Schloss, um wenigstens eine einzige Sekunde herauszuschinden.
    Dann traf etwas meine verletzte Schulter und riss mich herum. Ich strauchelte, sah die Wand auf mich zurasen wie eine hölzerne Faust und versuchte den Anprall mit den Händen abzufangen.
    Ich war nicht schnell genug.
     
    Etwas war nicht so, wie es sein sollte. Es hatte lange gedauert, bis er es gemerkt hatte, denn die Anstrengung, das Tor offen zu halten, überstieg beinahe seine Kräfte; nur ein ganz geringer Teil seines Bewusstseins konnte sich um die Dinge kümmern, die um ihn herum vorgingen.
    Und als er es merkte, war es zu spät.
    Mit einem lautlosen Wutschrei versuchte er, seinen Geist aus den komplizierten Verstrickungen des Energienetzes zu lösen, das das Tor geöffnet hielt, um sich denen zuzuwenden, die ihn zu betrügen versuchten.
    Es ging nicht.
    Er war so erstaunt, dass er für einen Moment beinahe die Kontrolle über das Tor verlor und Gefahr lief, selbst mit hineingesaugt zu werden. Hastig stabilisierte er das filigrane Energiemuster wieder, konzentrierte sich und versuchte erneut, seinen Geist von dem Gebilde zu lösen.
    Er konnte es nicht. Etwas hielt ihn fest, mit solcher Kraft, dass selbst seine Macht nicht reichte, die Umklammerung unsichtbarer Energien zu sprengen.
    Dann spürte er, was es war.
    Andaras Amulett!
    Der fünf strahlige goldene Stern, den der Sohn des Magiers dort zurückgelassen hatte, wo das SIEGEL, der grüne Jadestein, den Craven jetzt bei sich hatte, liegen sollte. Er hatte ihn schon vorher bemerkt, ihm aber keinerlei Beachtung geschenkt, in dem sicheren Glauben, Robert Craven hätte ihn schlichtweg vergessen.
    Jetzt begriff er, dass es nicht so war.
    In die kochende Wut in seinem Innern mischte sich eine schwache Spur widerwilliger Bewunderung. Es kam selten vor, dass es einem anderen gelang, ihn zu täuschen, und nie zuvor war es einem Sterblichen gelungen, ihn über seine wahren Absichten im Unklaren zu lassen.
    Bis jetzt.
    Sein Zorn wurde stärker, aber er begriff auch, dass er hilflos war. Der Sohn des Hexers hatte dafür gesorgt, dass er das Tor so lange offen hielt, bis auch der letzte Mann von Bord war. Bis dahin musste er sich gedulden.
    Aber sein Zorn wuchs, mit jeder Gestalt die in das flimmernde Pentagramm stieg und verschwand.
    Es waren nicht mehr sehr viele.
     
    Ich spürte, dass ich nicht lange bewusstlos gewesen sein konnte. Etwas Schweres lag auf mir, als ich erwachte, und der süßliche Geruch von Blut stieg mir in die Nase. Mühsam drehte ich mich so weit herum, bis ich die Hände unter den reglosen Körper schieben konnte, und wuchtete ihn von mir herunter.
    Ein blasser, grauer Lichtschein erfüllte den Gang. Das Gewicht, das auf mir gelegen hatte, war ein Körper gewesen, und der süßliche Geruch kam von dem Blut, das mein Gesicht und meine Brust besudelt hatte. Es war nicht mein Blut und der reglose Körper war der eines Drachenkriegers, erschlafft im Tode, die Augen geöffnet und erfüllt von grenzenlosem Entsetzen.
    Wenige Schritte hinter ihm lag ein zweiter Drachenkrieger – auch er tot.
    Stöhnend richtete ich mich auf, drehte mich herum und erblickte einen dritten Toten, auch er in das matte Schwarz der Drachenkrieger gekleidet und mit dem gleichen ungläubig-entsetzten Ausdruck in den Augen wie seine beiden Kameraden.
    Sekundenlang starrte ich die drei Toten an. Dann zog ich mein Taschentuch hervor und versuchte, mir das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Erst dann bemerkte ich die vierte, vollkommen schwarz gekleidete Gestalt, die noch aufgerichtet am Ende des Ganges stand.
    »Hast du sie getötet?«, fragte ich leise.
    Shannon nickte. »Ja.«
    »Warum?«
    »Sie hätten nicht gewartet«,

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