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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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starrten mich an und ich glaubte fast so etwas wie Erstaunen darin zu lesen. »Weil es keinen Nutzen hätte«, antwortete der Dämon schließlich. »Du kannst gehen!« Einer der dünnen schwarzen Tentakelarme deutete auf das Pentagramm. »Aber zuvor will ich dir noch etwas sagen!«
    Ich sah den schwarzen Giganten an. Als er weitersprach, klang seine Stimme hohl und drohend und seine Worte waren nicht einfach nur Worte, sondern eine düstere, unheilvolle Prophezeiung, deren wahre Bedeutung ich erst viel, viel später erkennen sollte.
    »Du wirst leben, Robert Craven«, sagte er. »Aber merke dir dies. Du hast mehr getan, als mich zu hintergehen, mehr, als du jetzt bereits ermessen kannst. Du hast das erste der SIEBEN SIEGEL DER MACHT in die Hände des Feindes geschenkt, das SIEGEL, das es ihm ermöglicht, auch die anderen zu finden und in seinen Besitz zu bringen. Du hast das Schicksal deiner Welt in die Waagschale, geworfen, Robert Craven. Bete zu deinen Göttern, dass du stark genug bist, sie zu euren Gunsten zu senken. Denn wenn es nicht gelingt, wird eure Welt untergehen. Und merke dir noch dies, Robert Craven: Du hast mich betrogen und wenn ich auch deine Gründe verstehe, so bin ich doch kein Gott der vergibt. Wenn wir uns wiedersehen, werden wir Feinde sein.«
    Dann packte mich einer der schwarzen Schlangenarme, wickelte sich wie ein Lasso um meinen Körper und schleuderte mich ins flammende Herz des Pentagrammes hinein.

 

     
     
    Es war wie an den Abenden zuvor und doch wieder anders: Die unheimlichen, tanzenden Lichter weit draußen auf See waren heller, der sonderbare Singsang, der mit dem Wind heranwehte, lauter, der Hauch von Kälte, der sich wie ein Dieb vom Meer herangeschlichen hatte, deutlicher geworden. Und mit der Nacht kamen die Boote. Sehr sonderbare Boote; Boote, wie sie Eldekerk nie zuvor erblickt hatte. Boote mit seltsamen, knöchernen Gestalten, Wesen mit zu großen Köpfen und zu dürren Gliedern, mit Haut wie aus Stahl oder poliertem Holz und mit Gesichtern, die nicht die von Menschen waren.
    Es war das zwölfte oder dreizehnte Mal, dass Eldekerk diese seltsamen Boote und ihre noch seltsameren Insassen beobachtete, aber der Anblick hatte nichts von seinem Schrecken verloren.
    Und nichts von seiner furchtbaren Faszination.
    Jop Eldekerk war ein Mann von gut fünfzig Jahren, den ein Schicksal, gegen das der Lebensweg eines Marco Polo langweilig erschienen wäre (so erzählte er es selbst jedenfalls gerne) bis nach Krakatau verschlagen hatte; auf eine Insel in der Sundastraße, so klein und unbedeutend, dass sie auf den meisten Karten Indonesiens nicht einmal zu finden war.
    Aber wenn auch das meiste von dem, was Eldekerk über seine Abenteuer zu erzählen wusste, schlichtweg erfunden war, so hatte er doch genug erlebt, um zu wissen, dass es Dinge gab, in die man seine Nase besser nicht hineinsteckte, wollte man nicht Gefahr laufen, sie zu verlieren – unter Umständen mitsamt des dazugehörigen Kopfes. Und das, was er jetzt seit annähernd zwei Wochen Abend für Abend nach Sonnenuntergang beobachtete, gehörte ganz eindeutig zu diesen Dingen.
    Diese sonderbaren Boote, die Lichter, die Geräusche und die seltsamen Knochenmänner machten ihm Angst.
    Und gleichzeitig faszinierten sie ihn so, dass er jeden Abend sein Fernglas und die Bergstiefel hervornahm und sich wieder auf den Weg hier heraus machte.
    Eldekerk verstand sein Tun in diesem Punkt selbst nicht so recht. Im Grunde war er ein ganz vernünftiger Mann – wäre er es nicht gewesen, hätte er in seinem Leben als Weltenbummler und Abenteurer kaum ein so stattliches Alter erreicht, ohne mehr als zwei Finger und ein halbes Ohr einzubüßen – und normalerweise hätte er um etwas, das derart fremd und bedrohlich wirkte, einen Bogen geschlagen, so groß wie der Wendekreis des Krebses. Überdies nahm er sich jeden Morgen, wenn er erschöpft und todmüde in seine kleine Hütte zurückkam und auf sein Bett fiel, fest vor, nicht noch einmal zur Küste hinunterzugehen.
    Und jeden Abend, wenn die Zeit kam, brach er wieder auf. Es war wie ein Zwang, etwas, das stärker war als seine Vernunft und ihn immer wieder aufs neue dazu brachte, die lebensgefährliche Kletterei in Kauf zu nehmen, um den kleinen Felsüberhang über der Küste zu erreichen, von dem aus er der unheimlichen Prozession zusehen konnte. Und da war noch etwas.
    Es war ihm unmöglich, darüber zu sprechen.
    Gleich am ersten Morgen hatte er es versucht, an dem Morgen, der der

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