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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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es.«
    »Dann wirst du es tun«, bestimmte ich. Tharis zögerte, trotz des suggestiven Bannes, in den ich ihn geschlagen hatte. »Ich darf … nicht fort«, sagte er schleppend. »Die … Vorbereitungen sind … noch nicht abgeschlossen. Das Kommen jener in der Tiefe muss … muss …«
    Ich verstärkte den Druck auf sein Bewusstsein ein wenig. »Du wirst gehorchen!«
    »Ich werde gehorchen«, sagte er.
    Aber er war nicht ganz aufrichtig; das spürte ich. Er log nicht, aber in seinem Bewusstsein war etwas, das sich gegen meinen Befehl sträubte. Einen Moment lang versuchte ich, tiefer in seinen Geist zu dringen. Aber alles, was ich fand, war Leere und ein unbestimmtes Gefühl von Widerstand; etwas, als liefe ich gegen eine unsichtbare Wand aus Watte. Ich gab auf. Im Grunde spielte es auch keine Rolle. Mein geistiger Einfluss reichte aus, Tharis dazu zu zwingen, die Flugscheibe von der Insel wegzubringen, und das reichte.
    Jedenfalls dachte ich das.
    Ich wandte mich an Henri: »Holen Sie den Matrosen«, sagte ich. »Wir verschwinden hier. Sofort.«
    Wie um meine Worte zu unterstreichen, stieß der Berg in diesem Augenblick eine weitere, meilenhohe Flammensäule aus und wenige Augenblicke später begann ein neues Bombardement aus glühenden Lavabrocken und heißer Asche, wenn auch auf der anderen Seite der Insel, weit von uns entfernt.
    Trotzdem rührte sich Henri nicht von der Stelle, sondern starrte nur aus hervorquellenden Augen auf die runde Kristallscheibe.
    »Was ist los?«, fragte ich ungeduldig. »Worauf warten Sie?«
    »Sie … Sie glauben doch nicht, dass … dass ich auf dieses Ding steige?«, keuchte er. »Das ist Hexerei!«
    »Dieses Ding hat so wenig mit Hexerei zu tun wie die NAUTILUS«, antwortete ich grob. »Und selbst wenn – wir können nicht hierbleiben. Los!«
    Das letzte Wort hatte ich in etwas schärferem Ton ausgesprochen. Gleichzeitig begann ich Henri ganz sanft hypnotisch zu beeinflussen. Ich tat es nicht gerne, aber ich spürte, dass uns keine Zeit mehr für lange Diskussionen blieb.
    Henri sah mich einen Moment unsicher an, dann nickte er und ging mit steifen Schritten los, um den Matrosen der Zuidermaar zu holen. Indessen wandte ich mich wieder an Tharis.
    »Du wirst uns hier fortbringen!«, sagte ich streng. »Irgendwohin, wo wir in Sicherheit sind.«
    Tharis nickte, aber die Bewegung wirkte sonderbar gezwungen. Seine Lippen waren zu dünnen, blutleeren Strichen zusammengepresst und in seinen Augen stand ein Flackern wie in denen eines Wahnsinnigen. »Ich … darf … nicht …«, sagte er stockend.
    Unwillig packte ich ihn an der Schulter und drückte zu. Der körperliche Schmerz – auch wenn er nicht sehr heftig war – schien seinen Widerstand endgültig zu brechen. »Du wirst gehorchen!«, sagte ich noch einmal.
    Dieses Mal nickte Tharis, ohne zu widersprechen. Langsam wandte er sich um, ging zu seiner Flugscheibe und stieg hinauf, um mit leicht gespreizten Beinen in ihrer Mitte Aufstellung zu nehmen. Ich folgte ihm, kletterte aber noch nicht auf das bizarre Fluggefährt hinauf, sondern wartete ungeduldig, dass Henri und der Matrose zu uns kamen.
    Mein Blick wanderte über das Meer. Der Ozean lag wie eine Ebene aus geschmolzenem Pech vor der Insel, schwarz, kochend und heiß. Von der Van Helsing war keine Spur mehr zu sehen, aber ich glaubte zu spüren, dass das Meer nicht so tot war, wie es aussah …
    Ich verscheuchte den Gedanken. Vielleicht war es die Nähe der Thul Saduun, die ich fühlte.
    Endlich kamen Henri und der Matrose zurück. Der Mann hatte aufgehört zu wimmern und ließ sich scheinbar willenlos von Henri führen. Seine Augen waren matt und sein Blick schien geradewegs durch mich hindurchzugehen. Einen winzigen Moment lang zögerte er, als Henri ihn am Arm auf die Scheibe hinaufzog.
    Ich unterdrückte ein Schaudern. Der Mann war so groß wie ich und weitaus muskulöser. Trotzdem hatte ich das Gefühl, einem willenlosen Kind gegenüberzustehen. Was er erlebt hatte, musste seinen Geist gebrochen haben.
    »Los«, sagte ich leise.
    Tharis nickte, hob die rechte Hand und flüsterte ein einzelnes, düster klingendes Wort. Ein sanftes Zittern lief durch den wasserklaren Kristall der Scheibe, dann hob sich das phantasievolle Gebilde langsam, ganz langsam vom Boden und stieg bis auf eine Höhe von vier, fünf Yards.
    Wir flogen los. Der Strand glitt unter uns hinweg und schon nach Augenblicken war nur noch schwarzes, zitterndes Wasser unter uns. Ich beobachtete Henri aus den

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