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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in die Tiefe.
    Die Scheibe begann zu bocken, kippte von rechts nach links und wieder zurück und schwenkte in einer Bewegung herum, die mich ein zweites Mal beinahe von ihrer Oberfläche rutschen ließ.
    Dann begann sie, von einer unsichtbaren Macht gelenkt, zur Insel zurückzurasen und dabei schneller und schneller zu werden.
    Eine unsichtbare, eisige Hand schien sich um mein Herz zu krampfen, als ich sah, welche Richtung unser bizarres Fluggefährt einschlug.
    Wenn ich den Kurs, den die Scheibe nahm, in Gedanken verlängerte, dann lag sein Endpunkt im geografischen Zentrum Krakataus.
    Besser gesagt, ungefähr eine halbe Meile darüber.
    Genau im Herzen des Flammen speienden Vulkans.
     
    Zweihundertfünfzig Millionen Jahre zuvor …
    Das Mädchen taumelte durch den Dschungel. Seine Kleider waren zerrissen, Blut, das aus zahllosen Kratz- und Risswunden rann, bedeckte sein Gesicht und seine Arme wie eine klebrige Maske und sein Atem ging schnell und in kurzen, harten Stößen.
    Der Berg, der wie ein schwarzer, flammengekrönter Pfeiler vor ihm emporragte und direkt bis in den Himmel zu reichen schien, verschwamm immer wieder vor seinen Augen und manchmal wurde ihm schwindelig, es musste stehenbleiben und warten, bis der Dschungel aufgehört hatte, sich vor seinen Augen wild im Kreise zu drehen.
    Jennifer wusste, dass sie sterben würde. Sie spürte den Tod, der sich wie eine eisige Hand um ihr Herz gelegt hatte, seine düstere Verlockung und die Schwäche, die immer mehr und mehr zunahm. Der Gedanke, diesen Berg hinaufsteigen zu sollen, erschien ihr absurd.
    Und trotzdem würde sie es tun. Sie musste es, denn wenn sie versagte, dann war nicht nur ihr Leben sinnlos weggeworfen, sondern vielleicht das zahlloser anderer.
    Vielleicht das der ganzen menschlichen Rasse.
    Der Gedanke gab ihr noch einmal neue Kraft. Zitternd erhob sie sich, atmete tief ein und wankte zwischen den letzten Bäumen des Urwaldschungels hervor. Ein geschupptes, mehr als mannsgroßes Tier richtete sich hinter einem Busch auf und äugte einen Moment misstrauisch zu ihr hinüber, schien aber dann das Interesse zu verlieren und trollte sich.
    Jennifer bemerkte es nicht einmal. Alles, woran sie noch dachte, alles, worauf sie all ihre Kraft, jedes letzte bisschen Energie und Willen konzentrierte, war der gewaltige schwarze Berg vor ihr, seine mit scharfkantigen Lavatrümmern übersäten Flanken und der Feuer speiende Gipfel. Dort musste sie hinauf.
    Und sie würde es schaffen.
    Irgendwie.
     
    Die Insel flog so schnell unter uns dahin, dass die brennende Landschaft zu einem Gemisch aus Farben und Licht zusammenschmolz und den glühenden Wind in unsere Gesichter peitschte. Ich konnte kaum noch atmen und das Brüllen und Tosen des Vulkans hatte sich zu einem urgewaltigen Crescendo gesteigert, das jeden anderen Laut verschluckte.
    Mühsam hob ich den Kopf und versuchte zu Henri hinüberzublicken. Er war wie ich zu Boden gestürzt und versuchte verzweifelt, an der spiegelglatten Scheibe Halt zu finden. Sein Gesicht war vor Anstrengung verzerrt.
    Die Hitze und der Fahrtwind trieben mir die Tränen in die Augen. Der Vulkan war näher gekommen, rasend schnell, und vor uns tobte ein Inferno aus Licht und hundert Yards hohen Geysiren aus Flammen und geschmolzenem Gestein.
    Der Kurs der Scheibe hatte sich ein wenig geändert; nicht sehr viel, aber doch weit genug, nicht mehr genau auf den zerborstenen Krater, sondern zu einer Stelle wenige hundert Yards nördlich zu führen. Auch dort war der Fels geborsten wie unter ungeheuerlichen Hammerschlägen und durch die Risse und Schründe hindurch lohte ein düsteres, drohend rotes Licht. Die Luft flirrte vor Hitze und immer wieder brachen weitere Brocken aus dem zerfetzten Kraterrand hervor und polterten zu Tal, manche von ihnen weiß glühend, sodass sie beim Aufprall zerbarsten und einen Hagel tödlicher lodernder Geschosse auslösten.
    Die Scheibe begann langsam an Höhe zu verlieren. Ein glühender Wind packte sie und schleuderte sie hin und her, dann sanken wir tiefer, entgingen der Böe und näherten uns dem Boden. Brennendes Gestein regnete vom Himmel und selbst der Kristall unseres Fluggefährtes begann allmählich heiß zu werden.
    Die Scheibe wurde immer langsamer, glitt schließlich nur noch im Schritttempo dahin und schwenkte plötzlich im rechten Winkel von ihrem bisherigen Kurs ab. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, um mich dafür zu bedanken, dass wir nicht an jener Stelle dicht neben dem Krater

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