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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Schulter in die Höhe und hielt ihm den Silberstab vor das Gesicht, den ich aus seinem Gürtel genommen hatte. »Wenn du das hier suchst, lass es«, sagte ich ruhig.
    Ein deutlicher Ausdruck von Schrecken huschte über das Gesicht des Maronesen. Er wollte nach seiner Waffe greifen, aber ich versetzte ihm einen derben Stoß, der ihn abermals zurückfallen ließ, und schüttelte den Kopf.
    »Sei vernünftig«, sagte ich. »Wenn du keinen Widerstand leistest, geschieht dir nichts. Wenn nicht …« Ich sprach nicht weiter, sondern deutete mit einer Kopfbewegung auf seinen toten Kameraden. Der Maronese erbleichte.
    »Wer … wer seid ihr?«, fragte er leise. »Und was wollt ihr von uns?«
    »Zuerst einmal nichts als ein paar Antworten«, sagte ich. »Und dann vielleicht dein Fahrzeug.«
    Der Mann schwieg verstockt, aber ich hatte auch nicht ernsthaft mit einer Antwort gerechnet. Blitzschnell beugte ich mich vor, ergriff ihn abermals an der Schulter und legte die andere Hand auf seine Stirn. Der Maronese bäumte sich auf, aber er war mir weder körperlich noch geistig gewachsen. Schon nach Sekunden zerbrach sein Widerstand. Seine Gesichtszüge erschlafften und in seine Augen trat ein Ausdruck, als wäre er in Trance. Ein wenig wunderte es mich selbst, wie leicht es mir gefallen war, seinen Willen auszuschalten. Aber dann verscheuchte ich den Gedanken. Vielleicht waren es nur die äußeren Umstände, die Kräfte in mir geweckt hatten, von denen ich bisher nicht einmal etwas geahnt hatte.
    »Wie ist dein Name?«, fragte ich.
    »Tharis«, antwortete der Maronese. Seine Stimme klang belegt; wie die eines Menschen, der unvermittelt aus einem tiefen Schlaf gerissen worden war.
    »Tharis.« Ich nickte. »Gut. Du wirst mir alle Fragen wahrheitsgemäß beantworten, Tharis. Und du wirst weder versuchen zu fliehen noch irgendetwas gegen mich oder meine Begleiter zu unternehmen. Hast du das verstanden?«
    Tharis nickte und ich ließ seine Schulter los, stand auf und bedeutete ihm mit Gesten, sich ebenfalls zu erheben. Der Mann gehorchte. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Henri erschrocken zusammenfuhr und schon wieder nach seinem Messer griff, und hob rasch die Hand. Dann wandte ich mich wieder an den Mann aus Maronar.
    »Wer seid ihr?«, fragte ich. »Du und dein Kamerad? Wo kommt Ihr her und was wollt Ihr hier?«
    »Barlaam schickt uns«, antwortete Tharis gehorsam.
    »Barlaam?«, echote ich erschrocken. Für einen Moment entstand das Gesicht des alten Oberpriesters von Maronar deutlich vor meinem inneren Auge. Es war ein Bild, das mit einer deutlichen Erinnerung an Schrecken und Schmerz verbunden war.
    »Er … er lebt?«
    Tharis nickte. »Er lebt. Wir und die anderen sind auf seinen Befehl hier. Bald wird auch er kommen.«
    »Andere? Wie viele andere?«
    »Nicht viele«, antwortete Tharis. »Barlaam hat nur die Besten geschickt. Nnord und mich und ein Dutzend anderer. Wir sollen alles vorbereiten. Der Moment der Erfüllung ist nahe.«
    »Der Moment der Erfüllung?« Ich konnte im letzten Moment ein bitteres Lachen unterdrücken. »Du meinst das Kommen eurer Götzen?«
    »Jene in der Tiefe werden erwachen«, bestätigte Tharis. »Doch zuvor muss jede Spur von Leben von dieser Insel getilgt werden.«
    »Und das ist eure Aufgabe?«
    Tharis nickte. »Meine und die der anderen«, sagte er. »Was der Vulkan nicht tötet, vernichten wir. Jene in der Tiefe sind eifersüchtige Götter, die kein anderes Leben in ihrer Nähe dulden. Auch wir werden sterben, wenn sie erscheinen. Aber das macht nichts.«
    Seine Worte erschütterten mich. Es war kein leeres Gerede. Der Mann stand unter Hypnose und war nicht fähig zu lügen; nicht einmal dazu, etwas zu sagen, was seiner Überzeugung widersprach. Er glaubte an das, was er sagte.
    »Das … das ist ja Wahnsinn«, stammelte Henri. »Das ist ja völliger Wahnsinn!«
    »Ja«, bestätigte ich seufzend. »Das ist es. Aber wir werden nicht mehr hier sein, wenn Sie kommen.« Ich wandte mich wieder an Tharis. »Wieviel Zeit bleibt uns noch?«
    »Nur wenige eurer Stunden«, antwortete Tharis. »Aber ihr könnt nicht fliehen. Die Insel ist abgeriegelt. Nichts kann sie erreichen oder zu ihr dringen.«
    Einen Moment lang starrte ich ihn an, dann deutete ich auf die Flugscheibe, die wenige Schritte hinter ihm im Sand lag. »Und dieses Ding da?«
    »Sie könnte es«, antwortete Tharis.
    »Wie groß ist ihre Reichweite?«
    »Unbegrenzt«, sagte Tharis. »Aber ihr könnt sie nicht steuern. Nur ich kann

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