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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hätten sich verborgene Arme um meine Beine geklammert und zerrten mit Zentnergewichten an ihnen. Mein Sprung hatte mich tief in den Boden einsinken lassen. Nun verlagerte ich mein Körpergewicht behutsam von einem Bein auf das andere. Bei den vorsichtigen Schritten sank ich nur bis zu den Waden ein, dennoch war es eine Schinderei. Schweißtropfen bildeten sich trotz der Kühle auf meiner Stirn, aber ich gab den Kampf gegen den Morast nicht auf und setzte einen Fuß vor den anderen. Inzwischen hatte der Kutscher die Vergeblichkeit seiner Bemühungen eingesehen und stieg von dem Bock herunter.
    »So etwas habe ich noch nie erlebt«, sagte er. »Nicht einmal tagelanger Regen kann den festgefahrenen Boden so aufweichen. Das ist ja fast schon ein Moor.« Auch er hatte bei jedem Schritt sichtliche Mühe.
    Ich hatte inzwischen die Kutsche umrundet. Erbarmungslos packte ich Carringham beim Kragen und riss ihn mit einem Ruck aus der Kutsche. Er wurde von meiner Aktion so überrascht, dass er nicht einmal protestierte, sondern nur in sprachlosem Staunen den Mund aufriss und nach Luft schnappte. Erst als er bis über die Knie in den Boden einsank, fand er seine Sprache wieder.
    »Was fällt Ihnen ein?«, zeterte er. »Diese Behandlung brauche ich mir auch von Ihnen nicht bieten zu lassen, Craven. Das wird ein Nachspiel für Sie haben, verlassen Sie sich darauf!«
    Ich beachtete ihn gar nicht weiter. Es gab weitaus Wichtigeres als seine aufgeblasenen Prophezeiungen.
    Ich merkte, dass der Boden unter meinen Füßen immer weiter nachgab. Schon jetzt reichte mir der Schlamm wieder bis zu den Knien – und der Prozess setzte sich weiter fort! Wir mussten sehen, dass wir aus diesem Schlammloch herauskamen. Ich zweifelte nicht daran, dass wir anderenfalls immer weiter in die Tiefe gezogen werden würden. Mochte der Teufel wissen, wie es zu diesem Naturphänomen gekommen war, aber der Schlamm konnte uns wie ein tödliches Moor verschlingen.
    »Schirren Sie die Pferde aus«, befahl ich dem Kutscher. »Den Wagen bekommen wir momentan nicht frei. Retten wir wenigstens die Tiere.«
    »Aber was sollen wir denn dann bloß machen?«, fragte Carringham, der Hysterie nahe. »Wir können doch nicht zu Fuß weitergehen!«
    Ich lächelte kalt. »Und warum nicht? Sie werden sehen, es läuft sich gar nicht so schlecht, wenn man muss.«
    »Aber ich bin verletzt«, klagte der Gesellschafter weiter und hielt sein Handgelenk hoch.
    »Seit wann laufen Sie auf den Händen?«, fragte ich grob und drehte mich zum Kutscher um. Er hatte große Schwierigkeiten mit den Pferden. Die Tiere spürten die Gefahr und reagierten mit panischer Angst. Ich kämpfte mich zu ihm durch und half ihm. Kaum hatten wir die Pferde von dem Geschirr befreit, stoben sie davon.
    »Helfen Sie ihm«, bat ich den Kutscher und deutete auf Carringham. Anscheinend war der Dummkopf nicht einmal in der Lage, aus eigener Kraft den Wegrand zu finden. Stattdessen stapfte er wie ein hilfloses Kind umher und stieß weinerliche Laute aus.
    Ich kämpfte mich zum Wagen zurück, in dem sich noch mein Gepäck befand. Mittlerweile war das Gefährt bis zum Kutschenboden versunken. Schlamm drang bereits in das Innere ein und rann zähflüssig über den Boden. Ich ergriff meinen Koffer und eine kleine Reisetasche. Da ich bei meinem überhasteten Aufbruch nicht dazu gekommen war, etwas einzupacken, befanden sich fast nur Sachen darin, die ich nach meiner Ankunft in San Francisco gekauft hatte.
    Bis zu den Oberschenkeln reichte mir der Morast und mein Vorwärtskommen war kaum mehr als ein Waten. Die Füße bekam ich nicht mehr aus dem Erdreich und meine Bewegungen waren von quälender Langsamkeit; jeder Schritt kostete mich mehr Mühe und ich spürte, wie meine Kräfte bereits nachzulassen begannen. Der Regen hatte wieder zugenommen und mich bis auf die Haut durchnässt. Die Haare hingen mir wirr und nass ins Gesicht.
    Carringham und dem Kutscher erging es nicht viel besser. Der Gesellschafter hatte längst seinen Zylinder verloren. In seinem vormals eleganten, dezent grauen Anzug, der nun mit Schlamm verschmiert und hoffnungslos durchnässt war, bot er einen fast tragisch-komischen Anblick. Immerhin hatten die beiden einen großen Vorteil mir gegenüber: Sie hatten den Wegrand erreicht und standen bereits wieder auf festem Grund.
    »Fangen Sie!«, rief ich und warf erst den Koffer und dann die Reisetasche. Beides fing der Kutscher geschickt auf.
    Mit zusammengebissenen Zähnen watete ich durch den zähen

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