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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aber er spürte es nicht einmal. Mit monotonen Bewegungen warf er die schwarzen Kohlen in den brennenden Schlund der Lokomotive. Der Zug wurde schneller.
     
    Wie ich den ersten Wagen und den Kohletender erreichte, weiß ich nicht mehr. Es war wie ein Albtraum. Der Fahrtwind war so heftig, dass er mir den Atem nahm. Ich sah kaum mehr etwas. Der Zug bockte und sprang so heftig in seinen Gleisen, dass es fast ein Wunder schien, dass er nicht längst entgleist war.
    Eine Sekunde lang blieb ich einfach keuchend liegen, presste das Gesicht gegen die rauen Kohlen unter mir und versuchte meinem geschundenen Körper noch einmal ein bisschen Kraft abzugewinnen. Meine Hände zitterten so stark, dass ich kaum mehr hochkam.
    Und der Anblick, der sich mir bot, als ich es endlich schaffte, lähmte mich abermals.
    Als wolle er die schreckliche Szene in der gebührenden Breite beleuchten, war der Mond hinter den Wolken hervorgekrochen und überschüttete die Berge mit silbernem Licht. Der Schienenstrang glänzte wie ein silberfarbener Fluss auf dem matten Schwarz der Felsen.
    Für eine knappe halbe Meile führte er noch geradeaus.
    Dann machte er einen Knick, als hätte jemand die Gleise im rechten Winkel abgebogen, und verschwand hinter senkrecht aufstrebenden Felsen.
    Auf der einen Seite.
    Auf der anderen gähnte ein bodenloser Abgrund.
    Und der Zug raste in einem wahren Höllentempo darauf zu!
    Mit einem Schrei sprang ich auf, warf mich nach vorne und sprang vom Tender herunter auf die Lok.
    Um ein Haar wäre es mein letzter Schritt gewesen.
    Vor dem weit geöffneten Feuerloch stand eine Gestalt, etwas, das irgendwann einmal ein Mensch gewesen war. Jetzt war sein Aussehen kaum mehr zu erkennen, denn es stand in hellen Flammen.
    Aber es lebte.
    Und es reagierte.
    Ich fand kaum Gelegenheit, mich auf dem bockenden Untergrund wieder aufzurichten, ehe das Scheusal herumfuhr und sich mit lautloser Wut auf mich stürzte.
    Ich stolperte zurück, prallte gegen etwas Hartes, Heißes und wich im letzten Moment dem Hieb aus. Die Schaufel prallte eine Hand breit neben mir gegen den Stahl und brach ab.
    Ich sprang zur Seite, duckte mich unter einem weiteren Hieb hindurch und stieß den Degen vor.
    Die Kreatur erstarrte mitten in der Bewegung. Ein sonderbarer, seufzender Laut drang über ihre Lippen. Sie taumelte, ließ den Schaufelstiel fallen und kippte rücklings in das weit offen stehende Feuerloch der Lok. Fettiger Dampf quoll auf, als das schwarze Protoplasma in der Höllenglut verkochte.
    Keuchend richtete ich mich auf. Das Ungeheuer war tot, aber die Lok raste weiter in höllischem Tempo dahin – und der Abgrund war höchstens noch eine Viertelmeile entfernt!
    Ich fuhr herum, starrte einen Moment lang hilflos auf die verwirrende Vielfalt von Instrumenten, Hebeln und Rädern vor mir und versuchte vergeblich zu erraten, welches davon so etwas wie eine Bremse sein mochte. Schließlich begann ich wahllos an allem herumzuzerren und -drehen, was sich irgendwie bewegte. Natürlich ohne den geringsten Erfolg.
    »Robert! Hierher!«
    Bodines Schrei ließ mich herumfahren. One-Shot war mir gefolgt, ohne dass ich es bemerkt hatte. Aber er war nicht auf den Kohletender gestiegen wie ich, sondern hockte, sich mit einer Hand festklammernd, auf der Kupplung zwischen der Lok und dem ersten Wagen.
    Entschlossen kletterte ich los. Es waren nur wenige Yards, aber ich musste an der Außenseite des Zuges entlangklettern und um ein Haar hätte mich die Lok abgeworfen, noch bevor ich ihn erreichte. Mit letzter Kraft zog ich mich auf die Plattform des Wagens hinauf, ergriff Bodine bei den Schultern und hielt ihn fest, gleichzeitig mit den Füßen selbst Halt am Metall des Geländers suchend.
    Es war ein verzweifelter Kampf gegen die Zeit. Bodine hatte das Gewinde der Kupplung bereits gelöst, während ich gegen den Shoggoten gekämpft hatte, aber der Wagen hing noch immer an einem gewaltigen Eisenring, an dem seine Hände vergeblich zerrten.
    Dann ging alles unglaublich schnell.
    Von der Lok her erscholl ein fürchterliches Bersten und Krachen, als der überhitzte Kessel platzte und kochenden Wasserdampf und glühende Kohle erbrach. Bodine schrie, warf sich nach vorne, sodass er meinem Griff entschlüpfte, und zerrte den Haltering vom Haken.
    Der Zug schien von einem gigantischen Hammer getroffen zu werden.
    Wie in einer schrecklichen Vision sah ich, wie die Lok, ihres Gewichts plötzlich ledig, mit einem gewaltigen Satz nach vorne schoss, sich in einer absurd

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