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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einer Flamme in der Mitte. Niemand, der nicht das entsprechende Wissen besaß, hätte in dem Stein mehr als ein reichlich hässliches Schmuckstück gesehen. Andächtig starrte ich das Kleinod einige Sekunden lang an. Es war nicht das erste Mal, dass ich einen der Shoggotensterne einsetzen musste, aber ich vermied es, wenn ich einen auch nur geringen anderen Ausweg sah. Die Sterne waren zu kostbar, um sie bedenkenlos zu opfern oder auch nur in Gefahr zu bringen.
    Jetzt aber blieb mir keine Zeit, nach einer anderen Möglichkeit zu suchen. Langsam senkte ich meine Hand mit dem Stern, verharrte noch einmal kurz vor dem morastigen Boden und stieß sie dann mit einer entschlossenen Bewegung in den Schlamm, so tief ich konnte.
    Einige Augenblicke geschah gar nichts. Dann stieg plötzlich Dampf an der Stelle auf, an der der Stein das Moor berührte. Der Dampf trug einen widerwärtigen Geruch nach Fäulnis und Verwesung mit sich. Krämpfe durchzuckten meinen Arm und wollten mich zwingen, die Hand zu öffnen. Ich stöhnte, warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, aber ich hielt den Shoggotenstern weiterhin fest.
    Ein gleichermaßen gierig wie enttäuscht anmutendes Schmatzen erklang, dann ein helles Pfeifen, so schrill, dass es nah an der Grenze des Hörbaren lag. Es schnitt durch meine Nerven, als zöge jemand ein Stück Metall über eine Glasscheibe. Ich zwang mich, die Augen zu öffnen. Um mich herum kochte der Boden und warf Blasen, aus denen stinkender Rauch quoll, der sich schwer auf meine Lungen legte und mir das Atmen fast unmöglich machte. Ein letztes Mal noch versuchte das Moor, mich in die Tiefe zu reißen. Der Boden war wie Wasser, ich sackte bis über das Kinn ein. Von irgendwoher vernahm ich einen Schrei, doch ich wusste nicht, ob ich ihn ausgestoßen hatte. Fauliger Moder drang in meinen Mund. Angewidert spie ich ihn aus.
    Dann breitete sich wohltätige Ruhe um mich aus. Benommen blickte ich an mir herab.
    Ich stand wieder auf festem Boden, der durch den Regen lediglich ein wenig verschlammt war. Das Morastloch war verschwunden. Nur der Dreck, der meine Kleidung wie eine Kruste bedeckte, bewies, dass alles Realität gewesen war. Ich trat auf Carringham und den Kutscher zu, die wie erstarrt dastanden und mich wie ein Wesen aus einer anderen Welt anstarrten.
    »Was … was war das, Mr. Craven?«, fragte der Gesellschafter mit zitternder Stimme.
    Ich schwieg und schloss nur die Hand fest um den Shoggotenstern. Sehr stark war die magische Falle nicht gewesen, sonst hätte er seine Kraft verloren und sich aufgelöst. Umso erfreuter war ich, den unermesslich wertvollen Stein nicht verloren zu haben.
    Als ich mich umwandte, sah ich, dass auch die Kutsche wieder auf festem Boden stand. Aber ohne die Pferde nutzte sie uns gar nichts; wir würden trotzdem laufen müssen.
    »Ich verlange eine Erklärung«, tobte Ephraim Carringham, als ich nicht antwortete. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass die Kutsche halb versunken ist. Wie kann sie plötzlich wieder auftauchen?« Seine Stimme kippte vor Erregung fast über, und ich sah ein, dass ich um eine Antwort nicht herumkam, wenn ich mich nicht noch verdächtiger machen wollte.
    »Ich vermute, dass es sich um geologische Besonderheiten bei diesem Gebiet handelt«, zimmerte ich mir eine Ausrede zusammen. »Eine wasserundurchlässige Tonschicht vielleicht. Sie hat das Wasser gestaut, das den Boden so aufgeweicht hat. Nun muss es einen Abfluss gefunden haben.« Das war völliger Blödsinn, dessen war ich mir bewusst, aber etwas Besseres fiel mir in der Eile nicht ein.
    Die Hauptsache war, dass ich Carringham etwas bieten konnte, nach dem er beinahe begierig griff. Er war halb wahnsinnig vor Angst und würde im Moment nahezu alles glauben. Erst wenn er sich wieder beruhigt hatte, würde ihm die Fadenscheinigkeit meiner Erklärung bewusst werden.
    Lange hatte unser Aufenthalt nicht gewährt, aber die Dämmerung war rasch fortgeschritten, die Schatten waren länger und – wie mir schien – bedrohlicher geworden. Wir mussten uns beeilen, wenn wir Arcenborough noch vor Einbruch der Nacht erreichen wollten. Mein Vorschlag, aufzubrechen, fiel auf fruchtbaren Boden. Auch meine beiden Begleiter wollten sich so schnell wie möglich von diesem unheimlichen Weg entfernen. Nicht einmal Carringham protestierte mehr gegen den Fußmarsch; trotz seiner kurzen Beine und der Fettleibigkeit hielt er unser Tempo mit, sich dabei ständig umblickend.
    Wir waren erst einige hundert

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