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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wort ging sie vor mir in die Hocke, streckte die Hand aus und ergriff meine Finger. Die Berührung tat gut und nach einem Moment des Zögerns griff ich zu und erwiderte ihren Händedruck.
    »Du tust dir keinen Gefallen damit, wenn du jetzt verzweifelst«, sagte sie.
    »Liest du schon wieder meine Gedanken?«, schnappte ich zornig. Mein gereizter Ton tat mir fast augenblicklich wieder Leid, aber Shadow nahm meine Worte nicht übel.
    »Nein«, sagte sie. »Aber das ist auch nicht nötig. Du siehst nicht gerade fröhlich aus.«
    »Glaubst du, ich hätte Grund dazu?«, murmelte ich.
    Shadow seufzte. »Natürlich nicht«, sagte sie. »Verzeih. Aber noch ist nichts verloren. Necron läuft dir nicht davon.«
    »Wie beruhigend.«
    Shadows schmale, wie mit feinen weißen Strichen gezeichneten Brauen zogen sich zu einem unwilligen »V« zusammen. Mit einer fast groben Bewegung löste sie ihre Hand aus der meinen und stand auf.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten, Robert«, sagte sie. »Die eine ist, wir machen kehrt und versuchen die nächste Stadt zu erreichen, ehe uns die Sonne oder der Durst umbringen. Danach können wir in aller Ruhe einen Plan ausarbeiten, wie Necrons Rattenloch zu finden und zu nehmen ist. Du kannst natürlich auch hier bleiben und dir selbst Leid tun, wenn du willst.«
    Das wirkte. Shadow hatte ja Recht. Die Burg des Zauberers existierte seit Tausenden von Jahren und Pri, meine geliebte Pri, die zu befreien ich hierher gekommen war, befand sich nun schon seit annähernd einem Jahr in Necrons Klauen. Ein paar Tage mehr oder weniger – was machte das schon?
    Das jedenfalls war es, was mein Verstand mir sagte.
    Mein Gefühl behauptete etwas anderes.
    Jede Sekunde, die ich länger von Priscylla getrennt sein musste, bedeutete eine Ewigkeit der Qual für mich.
    »Du liebst sie immer noch, nicht wahr?«, flüsterte Shadow.
    Ich antwortete nicht und auch Shadow schwieg eine ganze Weile. Schließlich ergriff sie abermals meine Hand und diesmal war ihre Berührung viel sanfter und irgendwie tröstend.
    »Ihr seid sonderbare Wesen, ihr Menschen«, murmelte sie. »Ihr vollbringt Dinge, die eigentlich unmöglich sind, wenn ihr um euer Leben kämpft. Und dann seit ihr bereit, das gleiche Leben eines Gefühles wegen zu opfern.«
    Ich sah sie an. Ihre Worte klangen sonderbar. Ich wusste zwar, dass sich hinter der menschlichen Gestalt, die die El-o-hym angenommen hatte, ein Wesen verbarg, das auf seine Art vielleicht ebenso fremd und unverständlich war wie die GROSSEN ALTEN selbst. Und trotzdem spürte ich irgendwie, dass diese Worte nicht aufrichtig waren. Nicht, dass sie log. Aber es kam mir so vor, als versuchte Shadow sich mit ihren eigenen Worten über etwas hinwegzutäuschen. Etwas, vor dem sie panische Angst zu haben schien.
    »Was ist das?«, fuhr sie fort. »Liebe?«
    »Weißt du das wirklich nicht?«, antwortete ich, ebenso leise wie sie und ohne den Blick von ihren Augen zu nehmen. Der Ausdruck von Schrecken darin wurde größer. »Oder willst du es nur nicht wissen, Shadow?«
    »Unsinn«, behauptete Shadow, aber das Wort kam viel zu schnell und eine Spur zu heftig, um noch überzeugend zu wirken, so wenig wie das, was sie danach sagte: »Liebe ist durch und durch ein menschliches Gefühl, Robert, und eure Gefühle sind mir fremd. Ich bin hier, weil ich eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen habe, aus keinem anderen Grund.«
    »Und weil Hastur es dir befohlen hat, nicht wahr?«, fügte ich spöttisch hinzu. »Du belügst dich selbst, Shadow. Du bist viel zu lange Mensch gewesen, um nicht längst zu wissen, was menschliche Gefühle sind. Ihr El-o-hym mögt unglaublich mächtige Wesen sein, aber auch eure Seelen sind nicht unverwundbar.«
    Shadow senkte den Blick. Sie schwieg. Hätte ich in diesem Moment auch nur geahnt, wie nahe ich mit meinen Worten der Wahrheit gekommen war, hätte ich den Mund gehalten. Aber so plapperte ich lustig weiter und drehte das Messer noch einmal genüsslich in der Wunde herum.
    »Du kannst mich nicht täuschen, Shadow«, sagte ich. »Du hast längst Gefallen an dem Körper gefunden, in den du geschlüpft bist, und an dem Leben, das wir führen. Es ist verdammt kurz, verglichen mit dem, was dein Volk -«
    »Hör auf!«, schrie Shadow. Plötzlich sprang sie in die Höhe, fuhr einen Schritt zurück, als hätte sie einen Schlag erhalten, und starrte mich beinahe hasserfüllt an. »Hör sofort auf, Robert«, sagte sie noch einmal, aber nicht mehr so laut, aber in scharfem, unerklärlich

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