Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen
blieb dann aber plötzlich wie auf geheimes Kommando hin stehen, wenngleich mit stoßbereit erhobenen Klingen, sodass Reynaud es nicht wagte, auch nur einen Schritt zu tun.
Und dann, wie aus dem Nichts, erschien eine weitere Gestalt hinter den Tempelrittern.
Der Mann war groß, relativ schlank und hatte dunkles Haar, dazu einen dunklen, sehr sorgfältig ausrasierten Bart, der ihn älter erschienen ließ, als er sein mochte. Er war eine Spur zu elegant gekleidet, um auf einer normal belebten Straße nicht aufzufallen. In der rechten Hand trug er einen Spazierstock mit einem übergroßen, leicht gelblich schimmernden Knauf aus einem sonderbaren Kristall, in den ein dunkles Etwas eingeschlossen war. Das Sonderbarste aber war sein Haar, denn über seinem linken Auge beginnend zog sich eine schlohweiße, blitzförmig gezackte Strähne bis weit über seinen Scheitel hin.
Der Mann war Reynaud de Maizieres vollkommen unbekannt, aber Jean Balestrano stöhnte bei seinem Anblick erschrocken auf. »Sie?«, keuchte er.
Der Mann mit der gezackten Haarsträhne lachte leise, machte eine Bewegung mit der Linken und scheuchte die Templer beiseite, die Balestrano und Reynaud de Maizieres noch immer in Schach hielten. Er kam näher. Dass er dabei in die Reichweite von Reynaud de Maizieres’ Schwert geriet, schien ihn nicht zu stören. Ein böses, heimtückisches Funkeln erschien in seinen dunklen Augen.
Reynaud de Maizieres drehte sich halb herum und sah Balestrano an. »Du kennst diesen Mann, Bruder Jean?«, fragte er.
Balestrano antwortete nicht. Stattdessen lachte der unheimliche Fremde erneut, hob seinen Spazierstock und tippte Reynaud de Maizieres mit seinem Ende vor die Brust. Reynaud musste sich zurückhalten, um nicht mit dem Schwert zuzuschlagen.
»Sie!«, keuchte Balestrano noch einmal. »So … halten Sie also Ihr Wort.«
»Mein Wort?« Der Mann mit der Strähne lachte böse. »Aber, aber, Bruder Jean. Welches Wort? Als wir uns das letzte Mal sahen, habe ich Ihnen das Versprechen abgenommen, mich und meine Freunde in Ruhe zu lassen, nicht wahr? Davon, dass es auch umgekehrt so ist, war niemals die Rede.«
Balestrano sog zornig die Luft ein. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er mit einer Geste in den Gang. »Warum bringen Sie meine Leute dazu, sich gegenseitig zu töten?«
»Nur die, die sich meinem geistigen Einfluss widersetzen«, sagte der Fremde lakonisch.
Balestranos Gesicht verhärtete sich. »Sie beginnen einen Krieg, Craven«, sagte er. »Das ist Ihnen klar. Sie können mich töten; und Bruder Reynaud hier auch, aber wir sind ersetzbar. Nach uns werden andere kommen, die den Kampf fortsetzen. Sie werden für das bezahlen, was hier geschehen ist.«
Craven lachte. »Aber nicht doch. Ich habe nicht vor, Ihnen oder Ihrem Begleiter ein Haar zu krümmen. Geben Sie mir, was ich haben will, und Sie werden mich niemals wieder sehen.« Er hob den Spazierstock und deutete damit auf die niedrige Tür, vor der Balestrano und Reynaud de Maizieres Aufstellung genommen hatte.
Balestrano erbleichte. »Das Gehirn?«, keuchte er.
Craven nickte. »Das Gehirn«, bestätigte er. »Sie haben die Wahl, Bruder Jean. Sie können es mir freiwillig ausliefern und leben oder ich töte Sie und nehme es mir.«
»Niemals!«, keuchte Balestrano.
»Wie du willst, alter Narr«, sagte Craven. Mit einem Male klang seine Stimme hart, kaum mehr menschlich, sondern fast wie die einer Maschine. »Dann eben anders.«
Reynaud de Maizieres spannte sich, auf einen Angriff der sieben Templer gefasst. Aber stattdessen traten die Männer auf einen Wink Cravens hin einen Schritt zurück. Der Mann mit der weißen Haarsträhne hob seinen Spazierstock. Etwas klickte und plötzlich glitt eine dünne, rasiermesserscharf geschliffenen Klinge aus dem hölzernen Schaft, der in Wahrheit nichts anderes als ein Stockdegen war.
Reynaud de Maizieres blickte fast verblüfft auf die zerbrechliche Klinge, dann auf das wuchtige Breitschwert in seinen Händen. War dieser Craven verrückt geworden? Ein einziger Hieb seines Breitschwertes musste seine Spielzeugwaffe wie einen Zahnstocher zerspringen lassen.
Der Tempelherr knurrte siegesgewiss, ließ seine Klinge pfeifen und drang mit einem gellenden Kampfschrei auf Craven ein. Aber der Mann mit der weißen Haarsträhne sprang mit einem behänden Satz zur Seite, stieß mit einer unglaublich raschen Bewegung nach Reynaud de Maizieres’ Waffenhand und fügte ihm einen zwar ungefährlichen, aber heftig blutenden
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