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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mitten im Schritt stehen und starrte die tote Ameise an. So groß sie war, schien ihr Körper nicht wesentlich widerstandsfähiger als der einer normal gewachsenen Ameise zu sein. Sicher, ich hatte mit der Kraft der Verzweiflung zugetreten, aber eine Ameise von der Größe eines Schäferhundes hätte – wären ihre Körperkräfte im gleichen Verhältnis mitgewachsen – mit Leichtigkeit ein Haus davontragen können!
    Die beiden überlebenden Formiciden nutzten den Augenblick meines Staunens, sich mit schnappenden Kiefern auf mich zu stürzen. Die handlangen Beißzangen der einen schlossen sich um meinen Oberschenkel, während die andere mich schlichtweg ansprang; ein Verhalten, das bei einer Ameise einfach undenkbar ist. Instinktiv riss ich den linken Arm hoch, um mein Gesicht zu schützen, schlug mit der anderen Hand zurück und spürte, wie der Brustpanzer des Ungeheuers wie Glas zersprang. Mit zuckenden Beinen fiel die Bestie zu Boden.
    Ich fuhr herum, packte die Beißzangen der dritten Ameise, bog sie auseinander und brach beinahe versehentlich eine davon ab. Die Ameise sprang mit einem wütenden Zischen zurück und funkelte mich an. Der ganze bizarre Kampf hatte nicht länger als eine halbe Minute gedauert.
    Ich zog meinen Stockdegen aus der Hülle, packte die Waffe fester und drehte mich einmal im Kreis. Misstrauisch musterte ich den Felsspalt, aus dem die drei Riesenameisen herausgekrochen waren. In den finsteren Schatten dahinter bewegte sich etwas Großes, Glänzendes, Krabbelndes. Aber wenn dort weitere verhinderte Riesenameisen hockten, so hatten sie offensichtlich aus dem Schicksal ihrer drei Kumpel gelernt. Ich war beinahe enttäuscht, dass sich keines der Rieseninsekten mehr blicken ließ.
    Trotzdem beendete ich meine Drehung und musterte aufmerksam jeden Quadratzoll meiner Umgebung, ehe ich mich vor einer der drei Ameisen in die Hocke sinken ließ und sie vorsichtig mit der Spitze meines Degens anstupste. Ihr Körper rollte hin und her wie eine leere Hülle. Wie bei dem Ameisenlöwen zuvor war nicht ein Tropfen Blut zu sehen.
    Dafür kroch eine fette, schwarz behaarte Spinne aus dem zerborstenen Brustpanzer hervor.
    Eine eisige Hand schien über meinen Rücken zu fahren, als das achtbeinige Kriechtier erblickte. Es war eine Tarantel, schwarz, am ganzen Körper behaart und so groß wie meine Hand. Ihre ausdruckslosen Facettenaugen musterten mich mit stummer Feindseligkeit.
    Dann sprang sie mich an. Wie ein pelziger Ball federte das widerliche Tier vom Boden hoch, verfehlte mein Gesicht um Millimeter und prallte gegen meine Schulter. Ihre Beine hakten sich in den Stoff meiner Jacke und etwas Weiches, widerlich Flaumiges tastete über meine Wange und berührte meinen Mundwinkel.
    Ich schrie auf, warf mich zur Seite und schlug in heller Panik mit den Händen nach dem ekelhaften Tier. Ich traf. Die Spinne wurde davongeschleudert, flog zwei, drei Yards durch die Luft und prallte mit einem sonderbar weichen Geräusch in den Sand. Einen Moment lang blieb sie benommen hocken, dann drehte sie sich herum und hielt aus glitzernden Augen nach mir Ausschau. Eines ihrer Beine war gebrochen; ein einzelner, glitzernder Blutstropfen schimmerte in ihrem Fell und die dünnen Fühler rechts und links ihres dreieckigen Insektenmaules zitterten erregt.
    Ich brauchte all meine Kraft, den Ekel niederzukämpfen, der mir die Kehle zusammenschnürte. Mein Gesicht fühlte sich besudelt und geschwollen an, wo mich die Spinnenbeine berührt hatten. Meine Lippe war taub und allein der Gedanke, dass das leise Tasten, das ich darauf verspürt hatte, die Berührung eines Spinnenbeines gewesen war, trieb mich schier in den Wahnsinn.
    Wenn es etwas gab, das ich wie die Pest hasste und gleichzeitig vielleicht noch mehr fürchtete als Necron und seine tentakelige Bande, dann waren es Spinnen. Wie jeder Mensch hatte ich einen schwachen Punkt, etwas, bei dem mir keine Logik und kein klares Überlegen mehr nutzten und bei dem irgendetwas in mir schlichtweg ausrastete. Es waren Spinnen. Wenn ich die Wahl hätte, mit einer Tarantel oder mit einem schlecht gelaunten Berglöwen ein Zimmer teilen zu müssen, würde ich wohl den Berglöwen vorziehen.
    Und es war, als lese die Spinne meine Gedanken. Ganz langsam, das gebrochene Bein nachschleifend, kam sie näher. Ihre Beine bewegten sich in einem komplizierten Takt wie Stelzen einer grässlichen Maschine. Ihre Augen glitzerten. Die winzigen Beißzangen rechts und links ihres Maules zitterten

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